Bergedorf/Billstedt. Ab 18. Dezember heißt es wieder freie Fahrt. Nacharbeiten gibt es aber noch bis Mitte Januar. Lob gab es von der Polizei.

Zur Premiere gab es erst mal drei Kilometer Stau: Seit Montag muss sich der Berufsverkehr wieder einspurig durch die Brückenbaustelle der B 5 über die A 1 quälen. Wer dachte, das sei kein Problem, weil kaum einen Kilometer weiter östlich in Boberg ein identisches Nadelöhr seit drei Wochen schon ohne Stau läuft, sah sich getäuscht. Beim Einfädeln des Zubringers von der A 1 nach Hamburg ging im Berufsverkehr nichts mehr.

„Das sind die typischen Anlaufschwierigkeiten“, meint Christian Merl von der zuständigen Autobahn GmbH des Bundes. Aber er wird nachbessern: „Ab Donnerstag braucht es keine Einfädelung mehr. Dann haben die Verkehre von der A 1 und der B 5 hier jeweils eine eigene Spur Richtung Hamburg.“ Gleiches gelte in umgekehrter Richtung bis zur Autobahn.

Zubringer Richtung Bremen und Lübeck werden zur Zitterpartie

Auf der neuen B 5-Brücke bleibt es dagegen noch zehn Tage länger in beide Richtungen einspurig. „Da müssen wir noch Bordsteine setzen, die Markierungen ziehen und den Mittelstreifen herrichten“, sagt Bauleiter Marco Jung. Ab Sonnabend, 18. Dezember, herrscht dann auch hier endlich wieder freie Fahrt auf zwei Fahrspuren in jede Richtung.

Ganz fertig ist die im April 2019 begonnene Großbaustelle trotzdem noch nicht. Lieferengpässe beim Material und die beginnende Ferienzeit bei den Baufirmen lassen die Zubringer von der B 5 Richtung Bremen und von Bergedorf Richtung Lübeck noch zur Zitterpartie werden. „Mit etwas Glück können wir den Richtung Bremen am 18. Dezember öffnen. Aber von Bergedorf nach Lübeck wird man wohl erst Mitte Januar wieder fahren können“, sagt Christian Merl. „Vorher kann die Ampelanlage wohl nicht in Betrieb gehen.“

„Erstmals in Norddeutschland eingesetzte Wechselverkehrsführung hat sich bewährt“

Ohnehin ist für die erste Januar-Hälfte auch auf der B 5 noch mal mit Engpässen zu rechnen: Dann werden letzte Arbeiten an den Mittelleitplanken erledigt, was teils Einspurigkeit bedeutet.

Großes Lob für die Organisation des Verkehrsflusses während der zweieinhalbjährigen Bauphase gibt es vom Chef der Verkehrsdirektion der Hamburger Polizei, Ulf Schröder: „Die hier erstmals in Norddeutschland eingesetzte Wechselverkehrsführung, also die Freigabe des mittleren Fahrstreifens für die jeweilige Richtung des Berufsverkehrs, hat sich bewährt. Das werden wir bei kommenden Großprojekten wiederholen“, sagte der Leitende Polizeidirektor, der die Strecke als Boberger täglich auch selbst nutzt. Nach seinen Worten habe es in der Bauphase sogar weniger Stau gegeben, als die Ampeln an den Zubringern zur A 1 früher verursachten.

Mit der Entwicklung der Unfallzahlen zufrieden

Zudem ist Schröder mit der Entwicklung der Unfallzahlen zufrieden: „Tatsächlich waren demolierte Leitplanken immer ärgerlich, weil sie über Tage zur Einspurigkeit und damit langen Staus führten. Aber die schweren Verkehrsunfälle sind zurückgegangen. Von April 2019 bis Ende September 2021 gab es 24 Unfälle mit Personenschaden. In den zwei Jahren zuvor waren es 29.“

Beim Rest der 244 aktenkundigen Crashs im Baustellenbereich blieb es bei Blechschäden: 215 waren das – 72 mehr als zuvor. Als Ursachen gelten vor allem Alkohol am Steuer, gefolgt von zu hoher Geschwindigkeit und allgemeiner Unaufmerksamkeit, hier besonders dem Blick aufs Handy.

1,1 Millionen Euro an Miete für die Wechselverkehrsführung

Gekostet hat die vollautomatische Wechselverkehrsführung 1,1 Millionen Euro an Miete. Hinzu kommen die Reparaturen nach Unfällen. Doch die haben den Steuerzahler nicht belastet: Als Vermieter rechnet das Verkehrssicherungsunternehmen alles direkt mit den Versicherungen der Verursacher ab.

Besonders positiv wertet Christian Merl, dass die gesamte Anlage von der Verkehrsdirektion der Polizei in Alsterdorf kameraüberwacht und ferngesteuert wurde: „Das hat die Unfallgefahr für die Mitarbeiter des Verkehrsabsicherers praktisch auf Null gesenkt.“