Hamburg. Rund um das Kleingartengebiet am Schwarzen Weg türmt sich der Abfall. Polizei und Bezirk sind informiert. Aber sie lassen sich Zeit.

Bei den täglichen Rundgängen mit seinem Collie "Peter" hat Andreas Doerr das aktuelle Ausmaß der Misere stets im Blick. "So dramatisch wie in diesen Tagen war das Müllproblem hier noch nie“, ärgert sich der 60-jährige Bergedorfer. Am Schwarzen Weg entlang dem AKN-Industriegleis nach Geesthacht und an den Wegen durch das sogenannte Grabeland, wo seit vielen Jahren Leute in Kleingärten ohne Vereinsbindung wohnen, türmen sich Abfallberge teilweise meterhoch in Gräben und an Knicks. Plastiksäcke, Flaschen, Matratzen, Möbelstücke, Kanister mit Chemikalien: „Ich möchte nicht wissen, was da wohl alles drin ist“, sagt Doerr, der bei seinen Spaziergängen genau aufpasst, dass sein Hund nicht an der falschen Stelle wühlt. An einem Knick nahe der Autobahn 25 liegt sogar ein Schrottauto seit Monaten halb auf der Seite im Graben.

Abfallberge am Grabeland wachsen immer weiter

Doch nicht nur unmittelbar im Grabeland türmt sich der Müll, auch nördlich der Schienenstränge des Bahnhofs Bergedorf-Süd mehren sich die Abfallhaufen. Sie bestehen überwiegend aus Einwegflaschen, Getränke- und Spraydosen. "Das stammt von Graffiti-Sprayern, die sich hier an der Hausrückwand eines Schrotthandels kreativ austoben dürfen", erklärt Doerr. Merkwürdig nur: "Wann immer ich die jungen Künstler treffe und auf den Müll anspreche, sagen sie, das stammt nicht von ihnen." Es waren jedesmal die anderen.

Schon vor Wochen hat der Bergedorfer die örtliche Polizei und das Amt für Verbraucherschutz beim Bezirk auf die Müllberge aufmerksam gemacht. Daraufhin ließ die Polizei eine Drohne über dem Gebiet kreisen und Aufklärungsfotos machen, nach deren Auswertung es eine Begehung mit Vertretern des Bergedorfer Polizeireviers 43, des Verbraucherschutzamts und Beschwerdeführer Doerr gab.

Bewohner des Grabelandes lediglich geduldet

Doch die Mühlen der Behörden mahlen gemächlich. "Ja, da besteht eindeutig Handlungsbedarf, aber wir stehen noch am Anfang", erklärte eine Polizeisprecherin auf bz-Anfrage. "Die Sache ist jetzt an die Dienststelle Wasserschutzpolizei 51 übergeben, die auch für Umweltdelikte zuständig ist." In den kommenden Wochen wird von dort die nächste Begehung des Geländes mit Bezirksamt und Grundeigentümern anberaumt, der Termin steht noch nicht fest.

"Der Dreck muss weg, das ist doch nicht so schwer zu begreifen", drängt Andreas Doerr. Dass hier immer wieder Müll anfällt, ist für ihn durchaus begreiflich: "Diese Kleingärten sind doch gar keine amtlichen Wohnadressen, da kommt keine Müllabfuhr hin." Tatsächlich sind die Bewohner des Grabelandes von der Stadt Hamburg als Grundeigentümerin lediglich geduldet und rechnen bei immer wieder wechselnden Planungen für die Fläche schon seit Jahren damit, dass sie bald verschwinden müssen.

Boberger Unfallkrankenhaus hat das Areal für einen Umzug im Blick

Jahrelang war hier ein Logistikzentrum angedacht, dann ein Technologie- und Innovationspark, nun hat das Boberger Unfallkrankenhaus das Areal für einen Umzug im Visier. Historisch gewachsen ist die offene Wohnsituation, als das Grundstück noch der Eisenbahngesellschaft Geesthacht-Bergedorf gehörte und seinen Lokführern Flächen für Gemüseanbau bot.

Der Rechtsnachfolgerin VHH gehört noch heute ein 3,50 Meter breiter Streifen zwischen den Bahnschienen und dem Schwarzen Weg. "Leider wird eben dort am meisten Müll entsorgt, den die VHH regelmäßig von der Stadtreinigung entsorgen lässt", sagt VHH-Sprecherin Christina Sluga. Dabei entstünden der VHH erhebliche Kosten.