Hamburg. Service, wieder flott gemachte Räder und aufgearbeitete Alltagssachen: „bike&store“ bietet neues Ladenkonzept in Bergedorf.
Kaum zu glauben: Das einst so zuverlässige Vehikel rottete hinter einem Schuppen der Lutherkirche in Bahrenfeld vor sich hin, stand quasi „ein Jahr lang im Regen“, sagt Stefan Meinig. Dafür aber sieht das Tourenrad aus den 1980er-Jahren, das jetzt im neuen Laden an der Wand hängt, richtig schick aus.
Weißer Gepäckträger, der Rahmen mit Effektlack zur Hälfte karamell und schwarz gefärbt – „nur der Lenker müsste noch ausgetauscht werden. Dann kann man damit wieder fahren“, erklärt der Profi für Fahrradreparaturen.
Viel mehr als nur eine Radwerkstatt – neuer Laden eröffnet
Das fast 30 Jahre alte Fahrrad ist ein Sinnbild für die Angebotspalette im brandneuen „bike&store“ des Bergedorfer Beschäftigungsträgers Sprungbrett gGmbH und der Tochtergesellschaft FIT gGmbH, der jetzt in der Alten Holstenstraße 17 eröffnet wurde. „Pimp up your old bike“ (Mach’ dein altes Rad flott) heißt das Motto, bei dem Kunden ihre alten Drahtesel zur Komplettrestauration vorbeibringen können.
Werkstattchef Meinig von der FIT rüstet aber Räder nicht nur als Wandschmuck auf, er verkauft sie auch wieder im verkehrssicheren Zustand für kleines Geld (40 bis 60 Euro). Weiterhin stellt die hauseigene Radmanufaktur von Sprungbrett auch eigene, etwas hochpreisigere Gefährte her.
Schnelle Fahrradreparatur ohne Warterei und Voranmeldung
In der Hauptsache geht es aber um den Reparaturservice. Peter Bakker, Geschäftsführer von Sprungbrett Bergedorf, erwartet Kunden, die einen Schaden an ihrem Rad möglichst schnell und kostengünstig repartiert bekommen möchten – ohne Voranmeldung, ohne Warterei.
„Und wenn es länger dauert, dann bekommt derjenige von uns ein Leihrad“, sagt Bakker. Nach maximal einem Tag versprechen Stefan Meinig und sein Mechaniker Leschek Liberkowski die Rückgabe des dann reparierten Rades. Liberkowski gehört zu denjenigen, die durch Sprungbrett wieder einen Job nach langer Arbeitslosigkeit gefunden haben.
Kissen, Taschen, Nudelholz: Upcycling-Produkte werden verkauft
Doch wie es der Geschäftsname vermuten lässt, gibt es nicht nur Räder, sondern auch einen Laden. Dort wurde eine komplette Wand mit Ausstellungsstücken aus verschiedenen, absolut sehenswerten Upcycling-Produkten bestückt.
Kissen und Taschen aus zerrissenen Jeans, aufgearbeitetes Holz, das zu Sitzmobiliar, Nudelholz oder Küchenbrett umfunktioniert wurde. Alle Produkte wurden unter anderem in der Textilwerkstatt von Sprungbrett erzeugt.
Neue Konkurrenz zur Radstation der Awo im Bahnhof Bergedorf?
Derzeit heißt das Prinzip jedoch „click&collect“ – denn Interessierte dürfen wegen der Eindämmungsverordnung nicht im Geschäft kaufen. „Deshalb“, erklärt die für diesen Bereich verantwortliche Marianne Körner, „haben wir nur Exponate mit QR-Code ausgestellt, den man mit seinem Smartphone scannt und dann in unserem Online-Shop ,plietsch&clever’ vorbestellt und kauft.“
Bakker betont, dass die etwas andere Werkstatt mit kleinem Boutique-Anteil ganz sicher keine Konkurrenz zur Bergedorfer Radstation der Awo Hamburg im Bahnhof Bergedorf darstellen soll: „Ich weiß, dass die Leute gerade jetzt oft vergeblich versuchen, bei Radwerkstätten oder Vertragshändlern einen Termin zu bekommen“, sagt der Sprungbrett-Chef, „bei uns bekommt man eben ein schönes Produkt und tut mit dem Kauf ja auch noch immer etwas Gutes für unsere Beschäftigten.“
Mittwochs und donnerstags für fünf Stunden geöffnet
Die vorerst gültigen Öffnungszeiten für „bike&store“ an der Alten Holstenstraße 17: jeweils mittwochs und donnerstags von 9 bis 14 Uhr.