Hamburg. Lydia Stach, gebürtige Bayerin, hat beim Wettbewerb „Hamburger Stadtschreiberin“ mitgemacht. Sie belegt den 2. Platz.

Ihr Gedicht hat sie als Flaschenpost eingereicht – passend zum Thema „Nah’ am Wasser gebaut“: Lydia Stach, gebürtige Bayerin, lebt seit 17 Jahren in Hamburg und ist noch immer begeistert von dieser Stadt. Die ausgebildete Schauspielerin und freie Journalistin hat sich mit diesem Gedicht als Stadtschreiberin beworben. Und die Jury überzeugt, obwohl eigentlich Prosa und nicht Lyrik gefordert war. Sie wurde nominiert für einen der mit 500 Euro dotierten zweiten Preise. Zur Amtseinführung der Stadtschreiberin trägt Stach am 1. August, 11 Uhr, in der Kunsthalle vor. Live-Stream: www.bergedorfer-zeitung.de.

  • Das Gedicht von Lydia Stach:

Oh, mein geliebtes Hamburg, sag,

erinnerst du dich an den Tag

als ich zu dir gefahren kam

mit meinem Leben unterm Arm?

Der reinste Backfisch: naiv und grün,

hast du mir Landei alles verzieh’n.

Du hast mich Toleranz gelehrt,

das Tor zur Welt mir aufgesperrt.

Auch wusst‘ ich nicht, wie sehr ich mag,

den Schnack, den Hafen, den Menschenschlag.

Erst du hast mir gezeigt mit Güte,

was wahrhaft leben heißt, in Blüte.

Mein altes Mädchen, mütterlich

umschließen deine Arme mich,

die nassen, die da Brücken bauen,

von Generationen über Frauen.

Und Männern, die hier Schätze horten

nicht nur für sich und die Konsorten.

Denn Pfeffersack hin oder her,

wer Geld hat, gibt davon auch sehr.

Nur sprechen sollt‘ man drüber nicht,

denn das steht schlecht einem zu Gesicht.

Weiß doch ein jedes Kind hier schon:

„Understatement“ lautet die Tradition.

Oh, mein geliebtes Hamburg, nun,

was kann ich denn für dich nur tun?

Du gibst und gibst und wir, wir nehmen.

Und sollten wir uns dafür schämen?

Nein, denn alle dürfen wir genießen,

das „Moin!“ von den Containerriesen,

den Wind, die Sonne, die Fontäne,

die Elphi und die Hafenkräne.

Dein Reichtum ist für alle da,

und das ist wirklich wunderbar.

Und doch spür ich wie Tränen rinnen,

weil tief in meinem Herzen drinnen

Bin ich beseelt vom reinsten Glück:

Dass du mich liebst, fühl ich zurück.

Wohl deshalb sind wir so vertraut,

Wir zwei, ganz nah am Wasser gebaut.