Bergedorf. Vollsperrung soll ein halbes Jahr dauern. Abfahrtszeiten aller Linienbusse ändern sich. Es gilt ein „Baustellenfahrplan“.

Jetzt wird es ernst: Ab Sonntag, 4 Uhr, ist der ZOB am Bergedorfer Bahnhof gesperrt. Sechs Monate müssen sich 2000 Linienbusse und 25.000 Fahrgäste täglich an ein großes Provisorium gewöhnen – samt neuem Fahrplan. Insgesamt sieben Ausweichhaltestellen sind ab Betriebsbeginn am 12. Juni im Umfeld des Bahnhofs eingerichtet, um den Busbetrieb zumindest halbwegs flüssig abzuwickeln.

„Wer mit der S-Bahn kommt und seinen angestammten Bus sucht, findet alle Linien Richtung Wentorf, Geesthacht und in die Vierlande am Weidenbaumsweg auf der Bergedorfer Bahnhofsseite“, erklärt Anne Prüfer von den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH), die für die Betriebsplanung verantwortlich ist. „Alle Linien Richtung Neuallermöhe, Hamburg, Billstedt, Reinbek und Glinde starten dagegen auf der Lohbrügger Seite der Station.“

Der Fahrbahnbelag der gesamten Anlage ist marode

Alles wird detailliert schon seit Anfang Juni in den Zügen und Bussen angesagt sowie als Flyer verteilt. Damit trotzdem sich niemand verläuft, sind die VHH ab Sonntag um 4 Uhr auch noch mit etlichen Mitarbeitern im und am Bergedorfer Bahnhof präsent. „Diesen persönlichen Service werden wir bis Ende Juni fortsetzen, notfalls auch länger“, sagt Anne Prüfer, die dringend rät, sich über den bis Dezember gültigen „Baustellenfahrplan“ unter hvv.de/bergedorf zu informieren.

Grund der Sperrung sind Baumängel, die schon seit der Einweihung des ZOB 2011 bestanden haben: „Der Fahrbahnbelag der gesamten Anlage ist marode, einschließlich von zwei der drei Rampen, die die Busse hinunter zu den angrenzenden Straßen führen“, sagt Sohail Popal, Projektleiter Bau für die ZOB-Sanierung bei den VHH. „Die gut 15 Zentimeter starke Asphaltschicht wurde damals zu starr ausgeführt. Sie ist unter dem Gewicht der bis zu 30 Tonnen schweren Busse gerissen. Teils gibt es schon tiefe Schlaglöcher.“

VHH setzen darauf, die Millionen von der alten Baufirma einfordern zu können

Für 6,5 Millionen Euro wird jetzt alles entfernt und mit einem Spezialbelag neu aufgebaut, der sonst für Brücken genutzt wird. „Er ist durch eine Kombination aus Asphalt und Harz flexibler“, erklärt Popal, der zudem sicher ist, dass alles perfekt verarbeitet wird: „Wir haben mit den Firmen Strabag und Leonhard Weiss den Sanierungsauftrag an zwei ausgewiesene Experten für den Spezialbelag erteilt. Und mit der sechsmonatigen ZOB-Sperrung haben sie ausreichend Zeit, alles korrekt aufzubringen.“

Die VHH setzen darauf, die Millionen von der alten ZOB-Baufirma einfordern zu können. „Es gibt ein gerichtsfestes Beweissicherungsverfahren, dass es sich um Baumängel aus 2011 handelt“, sagt VHH-Sprecher Stefan Genz. Ob das klappt, gilt jedoch als offen. Klar ist dagegen, dass die ZOB-Sperrung auch die Autofahrer trifft: Ab Sonntag sperrt eine Schranke die Überfahrt des Bahnhofsvorplatzes.

Die Schranke hat eine Kamera mit Nummernschild-Erkennung

Von der Bergedorfer Straße aus verhindert eine Schranke jede Fahrt, die weiter geht als nur zum Parkhaus unter dem ZOB. Auch in umgekehrter Richtung wird sämtlicher Verkehr abgeleitet: Vom City Kreisel geht es in die Straße Am Bahnhof und dann auf den Weidenbaumsweg wieder zurück.

„Die Schranke hat eine Kamera mit Nummernschild-Erkennung. Sie öffnet sich nur für Taxis, den Anlieferverkehr des CCB und alle Busse, deren Linien den Bahnhofsvorplatz kreuzen“, sagt Stefan Genz, Sprecher der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH).

Die Reisebusse werden weit weg verlegt

Über eine solche Schranke war schon nach der Fertigstellung des ZOB vor elf Jahren diskutiert worden. Damals entschieden Politik und Behörden aber, den Bahnhofsvorplatz als ein Areal freizugeben, auf dem Autofahrer und Fußgänger gleichberechtigt sind. Ob sich das jetzt ändert, die Schranke also dauerhaft bleibt, ist vorerst offen. Die Polizei behält sich allerdings vor, eine zweite Schranke auf der anderen Seite des Bahnhofsvorplatzes aufzustellen, sollte die jetzt allein auf Schildern basierte Sperrung dort nicht eingehalten werden.

Während es für Autos und Linienbusse ab sofort etliche Änderungen gibt, bleibt für Bergedorfs Taxis alles wie gewohnt. Sie behalten ihre angestammte Aufstellfläche an der Straße Am Bahnhof. Weit weg werden dagegen die Reisebusse verlegt: Statt wie bisher am Weidenbaumsweg gleich neben dem Parkhaus unter dem ZOB zu halten, wechseln sie an die S-Bahnstation Nettelnburg. Bis Mitte Dezember nehmen sie ihre Passagiere am Friedrich-Frank-Bogen in Bergedorf-West auf.