Hamburg. Die Saison ist noch lange nicht vorbei, die Entscheidung aber bereits gefallen. Verantwortliche beklagen fehlende Wertschätzung.

Die böse Überraschung ereilte die Kreisliga-Fußballer der TSG Bergedorf beim Training am Donnerstagabend. Da erfuhren sie, dass ihnen zum Sommer 2022 ihr gesamtes Trainerteam wegbricht. Coach Sven Lemke hatte sich schon länger mit dem Gedanken getragen, sich zu verändern. Nun haben sich Co-Trainer Alexandros Schellhorn, Torwart-Trainer Nico Gieratz, die Betreuerinnen Beate Paasch und Beate Winselmann sowie Betreuer Jens Winselmann seinem Schritt angeschlossen und werden den Verein verlassen.

„Vertrauensverlust“ zwischen Trainerteam und Abteilungsleitung

Die TSG-Fußballer stehen damit ab Sommer komplett ohne Funktionsteam da. Es habe einen „Vertrauensverlust“ gegenüber der Vereinsführung gegeben, heißt es in einer ­öffentlichen Stellungnahme der scheidenden Personen. Sie hätten „dieses spannende Projekt liebend gerne weitergeführt, aber leider ­kamen außerhalb des Spielfeldes vermehrt Probleme und Konflikte auf, die man von Vereinsseite nicht hören oder geklärt haben wollte“.

Diese Konflikte betreffen Fragen wie die Weiterbeschäftigung von Torwart-Trainer Nico Gieratz, der bis zum Sommer in dieser Funktion für alle drei TSG-Herrenteams tätig war, nun jedoch nur noch für die 1. Herren, weil der Verein die Aufwandsentschädigung nicht mehr stemmen mochte. „Wir haben in der Fußball-Abteilung durch die Corona-Krise ein Drittel unserer Mitglieder verloren, müssen unsere Aus­gaben im Blick haben“, erläutert Abteilungsleiter Andreas Kruse. Vor allem aber geht es um das Binnenverhältnis zwischen 1. und 2. Herren.

„Die 1. Herren gehört in die Heimatstaffel“

„Mit der Zusammenarbeit bin ich nicht mehr einverstanden gewesen“, betont Lemke. „Da ist keine Chemie, kein Zusammenhalt, kein Plan.“ Überlegungen, die „Erste“ und „Zweite“ zu tauschen oder die „Zweite“ in der Heimatstaffel, der Kreisliga 3, spielen zu lassen, sorgten für Unruhe. „Das ist nicht in Stein gemeißelt, dass die ,Zweite’ den Platz der ,Ersten’ übernimmt“, betont Kruse.

Eine Zusage, dass die augenblickliche Aufteilung weiter Bestand haben werde, bekamen die 1. Herren jedoch auch nicht. „„Wir haben uns das erarbeitet“, betont Lemke. „Die 1. Herren gehört in die Heimatstaffel. Das ist unter Amateurfußballern eine allgemein übliche Geschichte.“ Warum könne man also nicht alles so lassen? Co-Trainer Schellhorn pflichtet bei: „Ich finde, solche Überlegungen sind ein ganz komisches Zeichen. Man bekommt das Gefühl, dass die ,Erste’ nicht mehr gewollt ist.“

„Erste“ und „Zweite“ der TSG Bergedorf sind gleich stark

Beide Teams sind historisch unabhängig voneinander gewachsen und haben eine parallele Entwicklung genommen: Beide sind 2018 aus der Kreisklasse aufgestiegen und haben sich in ihrer jeweiligen Kreisliga-Staffel in der erweiterten Spitze etabliert. Die Hierarchie besteht also nur auf dem Papier, sportlich ist man auf Augenhöhe.

„Da sich die ,Zweite’ zuletzt enorm verstärkt hat, ist es eine legitime Diskussion, über einen Tausch nachzudenken“, betont Kruse. „Aber es ist eine Diskussion, die wir erst im Frühjahr führen wollen, wenn die Kader feststehen.“ Coach Lemke, Co-Trainer Schellhorn und ihren Mitstreitern reichte das nicht aus. Sie haben ihre Konsequenzen gezogen, wollen die Saison aber zu Ende bringen, „um die restlichen Monate mit der Mannschaft zu genießen“. Und das mit ausdrücklicher Zustimmung von Kruse. „Das finde ich ganz toll, darüber freue ich mich“, betont der Abteilungsleiter. „So bleibt uns auch genügend Zeit, uns neu aufzustellen.“