Bergedorf. Hamburgs Schulsenator Ties Rabe erinnert sich und uns mit einem Konzert an seine Sturm-und-Drang-Zeit.

Ja, es gab in jungen Jahren ein paar Momente, da hat ihn das Klavierspielen fast in den Wahnsinn getrieben. Und andere leider auch, wie er scherzend sagt. Ties Rabe ist trotzdem immer dabeigeblieben. Mehr noch, der Hamburger Schulsenator (SPD) bezeichnet das Klavierspielen längst als große Passion. Nun können sich alle von seinem Können überzeugen: Am Freitag, 31. Juli, wird der Senator ein Klavierkonzert der Bergedorfer Musiktage bestreiten (18 Uhr, Theater Haus im Park, Gräpelweg 8, www.bergedorfer-musiktage.de).

„Es soll aber niemand meinen, dass da jetzt der große Klassik-Gott kommt“, dämpft der 60-Jährige schon mal alle Erwartungen. „Ich bin nur ein Hobbykünstler.“ Sein Programm – Chopin, Debussy, Beethoven und Schubert – will er nicht nur mit Musik, sondern mit Geschichten über die Komponisten gestalten. Es soll nicht alles ganz so ernst zugehen, sondern eher unterhaltsam, sagt er.

Die Fingerübungen trieben einen Handwerker aus dem Haus

Auch von seiner musikalischen Entwicklung will der Bergedorfer erzählen. Mit zwölf Jahren hatte er das Klavierspielen begonnen. Und Ties Rabe erinnert sich gut, dass er anfangs „einiges nicht gerafft hat“. So habe er mit 14 Jahren drei Tage lang ein kompliziertes Stück eingeübt: „Mit der linken Hand Achtel, mit der rechten Triolen, sehr schwierig.“ Das Geklimper setzte offenbar sehr dem Handwerker zu, der damals im Haus arbeitete: „Nach einer Weile meinte er: ,Na, Geduld hat der Junge ja!’“, erzählt Ties Rabe. Gleichzeitig bat der Mann darum, gehen zu dürfen...

Später wurde es aber schnell besser mit den Klavierkünsten. Als Ties Rabe 15 Jahre alt war, gründete er mit Freunden seine erste Band. „Wir wollten eigene Songs machen und die Charts stürmen.“ Es kam anders.

Der Schulsenator Ties Rabe spielte lange in einer Partyband namens „Tiffany“.
Der Schulsenator Ties Rabe spielte lange in einer Partyband namens „Tiffany“. © Ties Rabe privat | Unbekannt

„Als ich 21 war, mussten wir auf einem 50. Geburtstag spielen.“ Es war die Mutter des Gitarristen, Ausreden wurden nicht akzeptiert. „Wir wollten eigentlich nicht, weil wir doch die künftigen Rockstars waren!“ Aber die Jungs spielten und bekamen einen Batzen Gage.

Frühzeitig abkassieren, bevor bei Firmenfeiern alle betrunken sind

Daraus erwuchs später die Tanzband „Tiffany“, mit der er zwölf Jahre lang überall in Norddeutschland auf Partys spielte. Hits von Peter Maffay, Klaus und Klaus, aber auch Madonna und Co.: Der heutige Schulsenator und seine Kumpels heizten bei so manchem Feuerwehrfest oder Firmen-Event ein. Lerneffekte inklusive: „Bei Firmenfeiern haben wir irgendwann immer vorher abkassiert, weil ab 22 Uhr keiner mehr ansprechbar war.“

Doch Partys hin oder her, Ties Rabe betrieb die Musik immer auch ernsthaft, bestand sogar die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule Hamburg. „Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich schnell erkannt, dass andere begabter sind als ich.“ Er wechselte zum Lehramt, studierte Deutsch, Geschichte und Religion, wurde Lehrer und später dann Schulsenator.

Der Musikgeschmack von Ties Rabe ist breit aufgestellt

„Da wollte ich mir was gönnen und habe mir einen Flügel gekauft.“ Musikalisch mag Ties Rabe „alles querbeet“, auch Rock und Pop. Derzeit spielt er aber überwiegend klassische Stücke. Mehrmals die Woche setzt er sich an den Flügel – oft noch zu später Stunde. „Ich habe zum Glück eine tolerante Familie.“