Hamburg. Acht Jahre wurde das neue Wohnviertel geplant und darüber gestritten. Nun entstehen 700 Wohnungen und ein Nahversorgungszentrum.

Acht Jahre schon wird geplant, gestritten und immer wieder neu debattiert. Jetzt endlich scheint das künftige Weidensteg-Viertel zwischen Schleusengraben und Weidenbaumsweg, geplant kurz vor dem Renault-Autohaus S+K, auf dem Weg zur Genehmigungsreife: Am heutigen Mittwoch soll der Stadtentwicklungsausschuss grünes Licht geben zur öffentlichen Auslegung des Bebauungsplanentwurfs. Vorgesehen ist sie für sechseinhalb Wochen in den Sommerferien: vom 1. Juli bis 13. August, dann auch online unter dem Link bauleitplanung.hamburg.de.

Zuletzt hatte die Politik die hochtrabenden Pläne der Investoren Gerhard von Raffay und Hans-Werner Maas noch etwas zurechtgestutzt. Aus 744 Wohnungen sind laut Planentwurf „circa 710“ geworden, weil nach einem Verschattungsgutachten einzelne Wohnblocks um eine Etage gekappt werden. Die maximale Höhe liegt jetzt bei sechs Stockwerken plus Staffelgeschoss, die meisten Gebäude sind aber zwei Etagen niedriger.

In Bergedorf entsteht das neue Weidensteg-Viertel

Auch der Streit über die vorgesehene Fußgänger- und Radfahrerbrücke über den Schleusengraben scheint beigelegt. Zumindest sieht die Planung dieses Bauwerk jetzt ebenso vor wie den Wanderweg Richtung Bergedorfer City, der auf der Westseite des Schleusengrabens auf dem Areal des Weidensteg-Viertels entlangführen wird. Beides soll dazu führen, dass die vielen dort und in den Nachbarquartieren einziehenden Neu-Bergedorfer auch ohne Auto bequem in die 500 Meter entfernte Innenstadt gelangen.

Weitere Elemente des geplanten Weidensteg-Viertels sind ein neu zu bauendes Nahversorgungszentrum am Weidenbaumsweg mit einem gut 2000 Quadratmeter Verkaufsfläche großem Supermarkt, einer Drogerie von 650 Quadratmetern sowie Bäckerei, Restaurants und verschiedenen kleinen Läden. Fast alle Stellplätze im Quartier, auch der Parkbereich für die Kunden, sollen in Tiefgaragen Platz finden. Eine Kita für 140 Kinder, oberhalb des Nahversorgungszentrums im ersten Stock samt Außenfläche auf dessen Dach, rundet die Pläne ab.

Weiterentwicklung der städtebaulichen Achse am Schleusengraben

Städtebaulich sieht der Bezirk das Weidensteg-Viertel als „Weiterentwicklung der städtebaulichen Achse am Schleusengraben“. Die jetzt vorliegende Struktur des Areals ist von den Experten des Bezirksamts ausdrücklich gewünscht. Begründung: Es werden „gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse gewahrt und ausreichende beziehungsweise qualitativ hochwertige Grün- und Freiflächen geschaffen“.

Tatsächlich präsentiert sich das voraussichtlich ab 2022/23 entstehende Quartier als stadtplanerisch durchdacht. Während die bereits bezogenen Nachbar-Areale Glasbläserhöfe und Schilfpark eher einer Ansammlung moderner Wohnblocks am Ufer des Schleusengrabens gleichen, wird der Weidensteg als Quartier konzipiert. So gibt es einen zentralen autofreien Platz, ziehen sich der Wanderweg und die Rampen zur Brücke bis ins Wohngebiet und sind praktisch alle Grünflächen und Gebäude zum Wasser hin ausgerichtet.

Eigentlich sollten auch die alten weißen Produktionshallen der stillgelegten HMG-Maschinenfabrik auf dem Gelände in die Planungen einbezogen werden. Doch die Denkmäler mussten bereits vor zwei Jahren abgerissen werden, weil ihre Betonböden von chemischen Substanzen der einstigen Produktion durchsetzt waren.