Bergedorf. 710 Wohnungen sind am Weidensteg geplant. Nachbarn sind gegen “hässlichen Betonbunker“ und befürchten zu hohe und zu dichte Bebauung.

Noch könne das Quartier Weidensteg rechtzeitig umgeplant werden: „Das Neubaugebiet neben den Glasbläserhöfen soll kein verdichtetes Getto werden“, meint Uwe Hettwer. Er kommentierte eine Online-Petition, die der Bergedorfer Bezirksversammlung bis Anfang Juni mindestens 500 Unterschriften vorlegen will. Initiator der Initiative ist die „Eigentümergemeinschaft Glasbläserhöfe 8-10“, hinter der 40 Parteien stehen.

Wie berichtet, fürchten sie, dass auf dem 3,7 Hektar großen Nachbargrundstück zwischen Wiesnerring und der Kampbille zu dicht und zu hoch gebaut werde. „Aus anfangs 325 geplanten Wohnungen wurden jetzt mehr als 700, und die Abstände zwischen den Gebäuden wurden auf ein Minimum reduziert“, so Initiativen-Sprecher Oliver Bödeker.

„Hässliche Betonbunker“

„Menschen brauchen Platz zum Atmen. Alles wird mit hässlichen Betonbunkern voll bebaut, zu wenig Grün und zu wenig Natur. Die Infrastruktur ist nicht für so viele Menschen auf einem Haufen geschaffen. Die Straßen kollabieren jetzt schon“, schreibt Homa Zakerabbasali auf der Plattform unter www.openpetition.de/weidensteg. Die Initiative hofft auf weitere Unterstützer und verteilte jetzt am Wochenende gut 1000 Flyer in den Briefkästen der direkten Nachbarschaft, also am Alten Güterbahnhof und in den Glasbläserhöfen. Bislang haben sich 59 Menschen der Petition angeschlossen.

„Nicht mehr als 550 Wohnungen“

Knapp 1000 Flyer verteilte die Initiative um Oliver Bödeker am Wochenende in den benachbarten Briefkästen.
Knapp 1000 Flyer verteilte die Initiative um Oliver Bödeker am Wochenende in den benachbarten Briefkästen. © BGZ | Knapp 1000 Flyer verteilte die Initiative um Oliver Bödeker am Wochenende in den benachbarten Briefkästen. Privat

Ein Rechtsgutachten stellt die Kritikpunkte heraus: Die Grundflächenzahl (GRZ) beträgt für das Sondergebiet 0,52 und die Geschossflächenzahl (GFZ) 1,96. Für den übrigen Wohnungsbau liegen die Werte bei durchschnittlich 0,45 (GRZ) und 2,14 (GFZ). „Die Nachteile sollen durch große Fensterflächen ausgeglichen werden. Ob die dort wohnenden Menschen sich damit in ihren Wohnungen wohlfühlen, ist fraglich“, meint Bödeker. Sein Fazit: Die Wohnqualität genüge nicht den heutigen Ansprüchen und dem eigentlich Möglichen in einem unbebauten Plangebiet, wo bis zu 744 Wohnungen entstehen sollen. „Mehr als 550 Wohnungen sollten es wirklich nicht sein“, fordern die Nachbarn.

Planauslegung vor dem Sommer

„Aktuell sind noch etwa 710 Wohnungen geplant“, sagt Bergedorfs Baudezernent Uwe Czaplenski, zugleich Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Schleusengraben-Achse“. Derzeit werde die öffentliche Planauslegung vorbereitet, damit die Bürger noch vor den Sommerferien vier Wochen lang die Planung studieren können. „Dann kann jeder seine Wünsche und Sorgen formulieren, neue Impulse einbringen. Anschließend werden wir alle Einwände gerichtsfest prüfen“, sagt Czaplenski.

Auch Bezirk will attraktiv planen

Der Ansatz der Kritiker sei „fast eine Gedankenübertragung“, meint er: „Wir wollen ja auch attraktive Grünflächen schaffen und haben extra die Achse zum Wasser geöffnet.“ Ein anderes Detail scheint inzwischen geklärt, so Czaplenski: „Die Planung sieht jetzt vor, die Außenflächen der Kita direkt angrenzend anzulegen, also nicht erst 150 Meter weiter.“

Zu wenig Parkraum befürchtet

Bei den Anwohnern indes überwiegt die Skepsis, wenn sie die soziale Infrastruktur und die Verkehrslage betrachten. So seien viel zu wenige Stellplätze vorgesehen – zumal öffentlicher Parkraum am Weidenbaumsweg wegfallen werde. „Eine Planung mit Weitblick ist das nicht“, meint die Eigentümer-Initiative, die betont, dass man die Bebauung nicht verhindern wolle.

 „Ganz im Gegenteil. Mit dem neuen Wohngebiet wird endlich die Brücke über den Schleusengraben ebenso möglich wie die Fertigstellung des Wander- und Radweges am Wasser“, heißt es in der Petition, weiter: Es gehe um eine menschenfreundliche Gestaltung, also eine Planung „mit Weitblick für die kommenden Jahrzehnte“.