Hamburg. Ist es eine Nebenwirkung der Corona-Pandemie? Immer mehr Schulen im Bezirk Bergedorf müssen die Notbremse ziehen.

Es werden trostlose Sommerferien für Kinder und Familien aus der Nachbarschaft der Grundschule Ernst-Henning-Straße: Ihr auch außerhalb des Unterrichts beliebter Schulhof mit vielen Spielgeräten, Bolzplatz und Kletterwand bleibt von Donnerstag an sechs Wochen für die Öffentlichkeit gesperrt. So bestätigt es die Bildungsbehörde auf Nachfrage unser Zeitung.

Pausenhof von Bergedorfer Grundschule wird gesperrt

Es ist der vorläufige Höhepunkt einer Entwicklung, die quasi als Nebenwirkung der Corona-Pandemie über die Schule hereingebrochen ist: Der schon 2019 bei Jugendlichen als Abend- und Wochenend-Treffpunkt beliebte Schulhof wurde seit dem Herbst 2020 immer exzessiver genutzt. „Es befanden sich abends nach 20 Uhr noch bis zu 80 Personen auf dem Schulgelände und am Wochenende noch mehr“ , bestätigt die Behörde. Und die Schule ergänzt: „Hausmeister und Schulleitung waren montags häufig damit beschäftigt, den Müll auf dem Schulhof zu beseitigen.“

Die Schule habe sich nicht anders zu helfen gewusst, als den Schulhof täglich ab 20 Uhr und an den Wochenenden zu schließen. Die mit der Behörde abgestimmte Maßnahme gilt seit April und wird intern als Erfolg gewertet: „Wir haben jetzt keine Verunreinigungen mehr.“

Spielgeräte auf Schulhof wurden beschädigt

Wie heftig die ungebetenen Gäste zuvor gewütet hatten, beschriebt die Behörde: „Allein bis Ende März wurden zwei Spielgeräte so sehr beschädigt, dass sie nicht mehr benutzt werden konnten. Bei einem anderen wurden immer wieder sicherheitsrelevante Schrauben herausgedreht. Dazu kamen ein aufgeschnittenes Zaunelement, mehrfach monatlich Farbschmierereien, zerstörte maßgefertigte Fliegengitter und ein Einbruchsversuch.“ Auch seien täglich derart viele Glasscherben auf dem gesamten Schulgelände verteilt gewesen, dass der Hausmeister die Beseitigung nicht mehr gewährleisten konnte. Anzeigen seien wegen der Verunreinigungen aber nicht geschrieben worden.

Mit der Schließung des Schulhofs für die öffentliche Nutzung ab 20 Uhr und an den Wochenenden befindet sich die Schule Ernst-Henning-Straße in trauriger Gesellschaft: Neben den Grundschulen Anton-Reé und Max-Eichholz-Ring hat längst auch die Grundschule Nettelnburg die Notbremse gegen Vandalismus gezogen. Dort haben zwei Schilder das Problem gelöst, die neben den Schließzeiten auch auf die rechtlichen Konsequenzen hinweisen: Missachtungen werden als Hausfriedensbruch gesehen und zur Anzeige gebracht.

Eltern in Bergedorf wegen Pausenhof-Sperrung frustriert

Genauso handhabt das jetzt die Schule Ernst-Henning-Straße und hat dafür laut Behörde „nur positive Rückmeldungen erhalten“. Andere Gespräche hat Robert Gruber, Bezirksabgeordneter der Linken, mit den Nachbarn der Schule geführt: „Gerade junge Eltern sind frustriert, weil ihre Kinder hier sehr gern spielen“, berichtete er im Schulausschuss der Bezirksversammlung.

Wie lange die Wochenend-, Freien- und Abendschließung noch andauert, ist laut Schulrätin Marita Cassens „bisher völlig offen“.