Hamburg. Inzidenz ist mit 173 so hoch wie noch nie. Sorge in den Pflegeheimen wächst. Die Stimmung unter den Mitarbeitern ist angespannt.
Die Welle der Corona-Neuinfektionen wird in Bergedorf bedrohlicher. Für die erste November-Woche hat die Gesundheitsbehörde am Montag 226 neue Fälle gemeldet. Damit ist die Sieben-Tage-Inzidenz jetzt auf 173 gestiegen – so hoch noch nie im gesamten Verlauf der Pandemie. Und das trotz einer Impfquote von 72,5 Prozent.
Gleichzeitig hat Bergedorf nun auch den mit Abstand höchsten Wert unter allen sieben Hamburger Bezirken. Auf Platz zwei folgt der bisher am stärksten von Corona-Neuinfektionen betroffene Bezirk Mitte mit einer Inzidenz von 153.
Pandemie: Bezirk Bergedorf hat die meisten Corona-Neuinfektionen
Während Experten argumentieren, dass der Bergedorfer Wert angesichts einer vergleichsweise niedrigen Bevölkerungszahl wenig aussagekräftig ist, treibt er den Verantwortlichen in den acht Alten- und Pflegeheimen im Bezirk tiefe Sorgenfalten auf die Stirn. „Jede kleine Erkältung unter unseren Bewohnerin oder den Mitarbeitern lässt die Alarmglocken schrillen“, sagt Vera Lüdtke Wissing, Einrichtungsleiterin des Georg-Behrmann-Stifts. „Alles wird sofort mit PCR-Tests abgeklärt. Und zum Glück waren die bisher stets negativ.“
„Die vierte Corona-Welle wurde uns die extrem ansteckende Delta-Variante beschert und die leider noch immer zu geringe Impfquote. Ich befürchte, dass die Zahlen noch weiter steigen“, sagt Matthias Gerwien, Sprecher des Agaplesion Bethesda Krankenhauses. In der Klinik wurden gestern sechs Patienten im Alter zwischen 33 und 85 Jahren behandelt, die alle nicht geimpft sind. Sorgen macht den Ärzten eine Frau im Alter von Mitte 30, die schon seit 1. November künstlich beatmet werden muss. Neben ihr liegt eine 50-Jährige auf der Intensivstation. Die anderen vier Corona-Patienten, zwei Männer und zwei Frauen, werden auf der Isolierstation behandelt.
Ungeimpfte kommen noch in die Seniorenheime hinein
Die Besuchsregeln im Bethesda wurden trotz der vierten Welle noch nicht verändert. Gerwien: „Laut Hamburgs 53. Coronaschutzverordnung haben neben nachweislich Geimpften und Genesenen auch Menschen mit maximal 24 Stunden altem negativen Corona-Test Zugang. In unserer Klinik aber grundsätzlich nur eine Person pro Patient und Tag, für eine Stunde in der Zeit von 14 bis 18 Uhr.“
Die Vorgaben der Verordnung gelten auch für den Behrmann-Stift, was Vera Lüdtke Wissing Bauchschmerzen macht: „Wir sind immer noch verpflichtet, Ungeimpfte reinzulassen. Zwar muss jeder Besuch klingeln und wird von uns an der Tür kostenlos getestet, sofern kein Impf- oder Genesungsnachweis vorliegt.“ Aber das sei ein Spiel mit dem Feuer. „Wenn Corona im Heim ausbricht, haben wir ganz schnell ein Betreuungsproblem.“
Ohnehin sei die Stimmung unter den Mitarbeitern angespannt: „Wir steuern auf den nächsten Corona-Winter zu. Wer das schon im vergangenen Jahr in der Pflege mitgemacht hat, ist einfach nur mürbe.“