Hamburg. Seit Mitte 2020 wurden zwei Millionen Fahrzeuge in Bergedorf überprüft. Weitere Blitzeranhänger sollen angeschafft werden.

Die Gefahr für Autofahrer, von einem der mobilen Blitzeranhänger im Bezirk Bergedorf erwischt zu werden, ist nicht gering. Zuletzt standen die gepanzerten „Fotomaschinen“ sehr häufig am Autobahndreieck A 25/A 1 in Moorfleet und an der B 5 im Bereich der Brückenbaustelle über die Autobahn 1.

Bei genauerer Betrachtung wird sehr deutlich, dass die Hamburger Polizei zuletzt verstärkt ihre neue Wunderwaffe auf relevanten Bergedorfer Berufspendlerwege und auf Bezirksstraßen positionierte: Seit Mitte Juni 2020 bis zum 6. April dieses Jahres – so weit reicht die aktuelle Statistik – standen die Anhänger insgesamt 23 Mal an wechselnden Standorten, kontrollierten an insgesamt 202 Tagen die Geschwindigkeiten von exakt 2.161.609 Fahrzeugen. Und: 13.510 Mal löste die Kamera aus, weil die Fahrer schneller als die je nach Standort erlaubten 30, 50, 60 oder 120 Stundenkilometer unterwegs waren. Über die Qualität der Tempoüberschreitungen, also um wie viel Kilometer pro Stunde die Autofahrer jeweils zu schnell unterwegs waren, macht die Polizei keine Angaben.

Die stationären Blitzer in Bergedorf haben gut 2500 Raser gestellt

Auffällig: Seit dem vergangenen Sommer standen die mobilen Blitzeranhänger 14 Mal entweder an beiden Einfahrten sowie auch innerhalb der Großbaustelle auf der B 5. Erlaubt ist dort Tempo 50. Seit Kurzem ist zudem die A 25 am Zubringer Moorfleet direkt an der Brückenauffahrt für die Verkehrshüter interessant geworden. In gleich drei Phasen (vom 10. bis 16. Februar, 23. Februar bis 3. März und 12. bis 19. März) überwachte ein Anhänger die Geschwindigkeit in diesem Abschnitt von 296.343 Autos – 4260 Fahrzeuge überschritten die erlaubten 60 km/h.

Weiterhin tauchten die Anhänger im Bezirk Bergedorf seit Juni 2020 am Röpraredder, dem Curslacker Neuer Deich, am Kirchenheerweg und an der Nettelnburger Straße auf.

Zwei stationäre Blutzer in Bergedorf entlang der B5

Zudem gibt es zwei stationäre Blitzer in Bergedorf entlang der B 5, beide jeweils in Fahrtrichtung Bergedorf: Am Messpunkt Heidhorst in Boberg wurde im Zeitraum 6. Juli 2020 bis 25. April 2021 das Tempo von 4.281.172 Fahrzeugen gemessen – 773 waren zu schnell. Am weiteren B-5-Blitzer Höhe Einmündung Heckkatenweg wurden 2.891.957 Fahrzeuge registriert, davon waren 1768 zu schnell.

Polizeisprecher Thilo Marxsen erklärt, warum die Konzentration zuletzt häufig auf den Pendlerrouten der Bergedorfer lag: „An der B 5 ist auch durch die umfangreichen Baumaßnahmen im Bereich der Brückenbaustelle über die A 1 ein Unfallschwerpunkt entstanden. An der A 25 wiederum haben wir erfahrungsgemäß einen Streckenabschnitt mit häufigen Geschwindigkeitsübertretungen an der Anschlussstelle Allermöhe. Gleiches gilt für den Zubringer von der A 1 zur A 25. Dort haben wir zudem auch einen Unfallschwerpunkt.“

Dass die mobilen Blitzer seit ihrer ersten Präsentation im Mai 2018 als wirksames Gegenmittel gegen den Status Hamburgs als „Raserhochburg“ taugen, zeigt die Entwicklung: „Wir haben mal ein sehr hohes Geschwindigkeitsniveau gehabt“, sagt Wolfgang Breust, Vize-Chef der Hamburger Verkehrsdirektion. Mittlerweile gebe es „eine spürbare Absenkung“.

Hauptsächlich geht es an allen Einsatzorten um Temporeduzierung

Die Anhänger werden im gesamten Stadtgebiet ausgewogen eingesetzt. Fünf Kriterien sind ausschlaggebend für die Standortauswahl der „mGÜA“ (mobile Geschwindigkeitsüberwachungsanlagen): an Unfallhäufungsstellen, nahe schützenswerter Einrichtungen wie Seniorenanlagen, Kindergärten oder Schulen, im Bereich von Autobahnbaustellen und unfallbelasteten Autobahnabschnitten sowie partiell zur Vermeidung von Lärm- und Abgasemissionen. „Auch die Beschwerdelage von Bürgern spielt eine große Rolle“, sagt Wolfgang Breust.

Lesen Sie auch:

Das Einsatz- und Lagezentrum der Verkehrsdirektion liefere ein „kleinteiliges Lagebild, nach dem wir die Geräte einsetzen“. Hauptsächlich gehe es an allen Einsatzorten um Temporeduzierungen, denn bei 20 Prozent der schweren Unfälle mit Verletzten sei überhöhte Geschwindigkeit die Ursache. Über zwölf mGÜA verfügt Hamburgs Polizei mittlerweile. Zehn Geräte vom Hersteller Vitronic, zwei von Jenoptik.

Weitere mobile Blitzeranlagen sollen Ende 2021 angeschafft werden

„Letztgenannte sind für den Zweirichtungsbetrieb vorgesehen“, sagt Polizeisprecher Thilo Marxsen. Weitere Anschaffungen sind zum Jahresende vorgesehen. „Das ist aber nur ein Teil unserer Strategie“, sagt Wolfgang Breust. Denn des weiteren sind im Stadtgebiet 42 stationäre Blitzeranlagen auf 39 Standorte verteilt– manche Anlagen überwachen Geschwindigkeit und Rotlichtverstöße. Hinzu kommen neun Fahrzeuge mit „Videonachfahrsystemen“ (ProVida-Fahrzeuge) und weitere neun mit integrierter mobiler Messtechnik.

Nicht zu vergessen sind die Polizeikommissariate, die regelmäßig mit Handlasermessgeräten Straßen überwachen. Mit den mobilen Blitzeranhängern könne die Polizei zudem den „Flächendruck“ generieren. Wolfgang Breust: „Egal ob in Bergedorf oder in Rissen: Jeder, der meint, er müsse schneller als erlaubt fahren, muss damit rechnen, von einem Anhänger geblitzt zu werden.“