Lohbrügge. 28-jähriger Modellathlet Christian Degener stürmte einst für den SV Curslack-Neuengamme, verpasste aber den Sprung in die Regionalliga.
Wenn Pascal Bäker ein Tor für den VfL Lohbrügge erzielt, kommt der Angreifer stets in den Genuss von lautstarken Sympathiebekundungen der Fans des Fußball-Oberligisten. „Bäker – Bäker, Bäker!“, singen sie dann nach der Melodie des 90er-Jahre-Hits „No Limit“ vom Eurodance-Duo „2 Unlimited“. Dass die VfL-Anhänger diese musikalische Liebeserklärung an den 26-Jährigen im bisherigen Saisonverlauf erst zweimal anstimmen konnten, zeugt zum einen vom Abschlusspech des einzigen etatmäßigen Mittelstürmers im VfL-Kader. Zum anderen sind dessen nur zwei Saisontore aber auch Ausdruck des viel zu harmlosen Lohbrügger Offensivspiels. Lediglich 13 Treffer konnte die Mannschaft des Trainer-Duos Sven Schneppel/Elvis Nikolic in ihren bisher zwölf Partien erzielen.
Bislang war die Offensive der „Wild Boyz“ viel zu zahm
Nicht verwunderlich also, dass die Verantwortlichen des Tabellenachten in den vergangenen Wochen Ausschau nach Verstärkungen hielten. Und nun sind sie fündig geworden: Christian Degener wird ab sofort für die selbst ernannten „Wild Boyz“, die bis dato so zahm waren, auf Torejagd gehen. Der 28-Jährige wechselt vom Mecklenburgischen Sportverein Pampow an den Binnenfeldredder. Für den Oberligisten aus dem Landkreis Ludwigslust-Parchim, bei dem jüngst der langjährige Dassendorfer Marcel von Walsleben-Schied angeheuert hat, hatte Degener seit 2020 gespielt.
100 Kilometer Anreise zu jedem Training waren zu viel
Sein Abschied von den „Grünen Piraten“, wie sich der MSV selbst nennt, hatte dabei keine sportlichen Gründe. „Er hat sich dort wohl gefühlt. Aber die Pendelei ist ihm zu viel geworden. Er schafft es aus beruflichen und privaten Gründen nicht mehr“, erklärt Schneppel. Der Zeitaufwand für sein Hobby war für Degener enorm. Knapp 100 Kilometer trennen seinen Wohnort Neuallermöhe von Pampow vor den Toren Schwerins. Bei drei Trainingseinheiten in der Woche und einem Spiel am Wochenende blieb dem 28-Jährigen häufig nicht mehr viel Zeit für die Familie. Ein Umstand, den der Vater eines zehn Monate alten Kindes ändern wollte.
Mit Degener hat der VfL im wahrsten Sinne des Wortes einen Modellathleten verpflichtet. Denn seinen Lebensunterhalt bestreitet der Offensivmann erfolgreich als Fotomodel. Zu seinen Auftraggebern zählte unter anderem bereits Adidas. Starallüren zeigt Degener laut Schneppel aber keine. „Er trainiert schon seit einiger Zeit bei uns mit und hat einen sehr positiven Eindruck hinterlassen“, sagt der Trainer über den früheren Angreifer des SV Curslack-Neuengamme.
Degener stand kurz vor dem Sprung in die Regionalliga
Für die Vierländer hatte der 28-Jährige von 2015 bis 2017 gespielt. Damals erlebte der flinke Flügelstürmer am Gramkowweg einen Einstand nach Maß, als er gleich im ersten Spiel traf. Schnell avancierte Degener bei den Vierländern zum Stammspieler. Mit einem guten ersten Jahr beim SVCN mit neun Toren und zwei Vorlagen in 37 Spielen empfahl er sich für höhere Aufgaben, doch das erhoffte Engagement beim Regionalligisten VfB Lübeck platzte, nachdem Degener dort im Probetraining nicht überzeugt hatte. Er blieb beim SVCN, wechselte nach einem enttäuschenden zweiten Jahr zum HSV Barmbek-Uhlenhorst, bevor er 2018 eine zweijährige Fußball-Pause einlegte.
Pini vor der Rückkehr zum VfL, Löw zieht es nach Ghana
Nun feiert Degener sein Comeback in der Oberliga Hamburg. Und aller Voraussicht nach wird der 28-Jährige nicht der einzige Lohbrügger Winterzugang bleiben. Denn auch mit Erdogan Pini sind sich die VfL-Verantwortlichen weitgehend über ein Engagement einig. „Da geht es nur noch um Kleinigkeiten“, erklärt Schneppel, der sich über eine Rückkehr des 29-Jährigen an den Binnenfeldredder sehr freuen würde: „Er ist ein positiver Typ, bringt immer Fröhlichkeit rein.“ Der Regionalliga-erfahrene Pini hatte bereits in der Saison 2020/2021 für Lohbrügge gespielt. Es folgte ein kurzes Intermezzo beim Landesligisten ASV Hamburg, an dessen Ende der frühere Angreifer des FC St. Pauli II seine Laufbahn für beendet erklärt hatte. Nun folgt beim ehemaligen nordmazedonischen U21-Nationalspieler offenbar der Rücktritt vom Rücktritt.
Als Abschiedsgeschenk gab es den Nachfolger
Zumindest bis zum Sommer wird hingegen Michael Löw seine Fußballschuhe an den Nagel hängen. Den vom Verletzungspech geplagten Lohbrügger Flügelspieler zieht es aus Studiengründen für sechs Monate nach Ghana. So ganz ohne Abschiedsgeschenk ist der 28-Jährige allerdings nicht verschwunden. Löw war maßgeblich daran beteiligt, den Kontakt zu Degener herzustellen. Er hat denselben Berater wie der neue VfL-Angreifer.