Bergedorf. Auch beim SV Nettelnburg/Allermöhe gibt es speziellen Reha-Sport für Lungengeschädigte.

Gut 2,2 Millionen Menschen in Deutschland haben bereits eine Corona-Erkrankung durchgemacht und sind wieder davon genesen. 46.000 dieser ehemaligen Corona-Patienten leben in Hamburg. Doch wieder gesund zu sein, bedeutet nicht automatisch, dass die Betreffenden ihre Begegnung mit der Pandemie auch unbeschadet überstanden haben. Selbst wer nicht ins Krankenhaus musste, sondern seine Erkrankung auf der heimischen Couch auskuriert hat, trägt mitunter Langzeitschäden davon. „Long Covid“ nennen Experten dieses Phänomen, dass bei zehn bis 20 Prozent aller Corona-Patienten auftritt. Manche Studien nehmen sogar deutlich höhere Zahlen an.

Nachwirkungen können Monate dauern

Lungenprobleme gehören neben Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Durchfall und Müdigkeit. Betroffen sind vor allem Frauen und Übergewichtige. Eine Infektion mit dem Sars-CoV-2-Virus kann auch zu Organschäden führen, die mitunter noch Monate nach der eigentlichen Erkrankung andauern. Und selbst wer topfit ist, darf sich nicht auf der sicheren Seite wähnen. Denn wer nach der Erkrankung allzu forsch und unbedacht wieder zu trainieren beginnt, riskiert eine Herzmuskelentzündung. Im vergangenen November machte der Fall des Wolfsburger Eishockey-Profis Jannik Möser Schlagzeilen, dem genau dies passierte und der als Leistungssportler danach wochenlang nur noch langsame Spaziergänge machen durfte.

Vertrauen in den eigenen Körper gewinnen

Doch wie findet man das richtige Maß für den Wiedereinstieg in den Sport nach einer Corona-Erkrankung? Hier will die TSG Bergedorf mit einem Sportangebot speziell für Corona-Genesene Hilfe anbieten. Unter www.tsg-bergedorf.de/sportnachcorona kann man sich bereits für einen Kurs für die Zeit nach dem Lockdown vormerken lassen. Aktuell ist wegen der Pandemie-Bestimmungen nur verschreibungspflichtiger Gesundheitssport erlaubt, den die TSG auch anbietet. Das Angebot für genesene Corona-Patienten soll nach Lockerungen für den Sport hinzutreten. „Es ist auch offen für Externe“, betont der Leiter des Fitnessstudios im TSG-Sportforum, Olaf Rehage. „Gerade Menschen, die vorher nicht viel Sport getrieben haben, müssen nach so einer Erkrankung erst wieder Zutrauen zu ihrem eigenen Körper gewinnen. Eine UKE-Studie hat sogar gezeigt, dass die psychischen Auswirkungen einer solchen Erkrankung teilweise größer sind als die körperlichen.“

Dass sich vermutlich Menschen mit sehr unterschiedlicher sportlicher Historie melden werden, darauf ist Rehage eingestellt. Trainiert werden soll, wenn dies denn wieder erlaubt ist, möglichst in Gruppen. „Wir können aber auch individuell auf die Wünsche des Einzelnen eingehen“, versichert der Studioleiter. Der Allgemeinmediziner Max Kolwa begleitet das Projekt. Angeboten werden soll der Sport für Corona-Genesene an vier Standorten: im Sportforum (Billwerder Billdeich 607), im TSG-Zentrum am Bult (Bult 8), im Kissland in Wentorf (An der Wache 11) und in der Praxis-Klinik Bergedorf (Alte Holstenstraße 2).

SVNA setzt auf Lungensport auch für Corona-Genesene

Beim Nachbarn SV Nettelnburg/Allermöhe gibt es noch kein spezielles Angebot für Corona-Genesene. „Nach meinem Wissensstand sind solche Gruppen auch nicht vorgesehen“, betont SVNA-Sportkoordinator Sven-Eric Behn. Denn diese Klientel würde durch die bestehenden Gruppen ohnehin bereits abgedeckt. „Vom Krankheitsbild gehören die Rehabilitanden in eine Lungensport-Gruppe“, erläutert Behn. „Die Trainingsschwerpunkte sprechen die Problematiken einer auskurierten Covid-19-Erkrankung an.“ Rehagruppen dürfen auch während des Lockdowns trainieren, allerdings ist ein ärztliches Attest Voraussetzung zur Teilnahme. Lungensport wird vom SVNA momentan dienstags in der Sporthalle Fiddigshagen angeboten, bei der TSG montags, dienstags und freitags in der Halle am Bult.