Hamburg. Ein Unbekannter sabotiert Futterstellen auf dem Bergedorfer Friedhof. Schälchen werden zertreten, volle Näpfe landen im Papierkorb.
Fast drei Wochen war sie spurlos verschwunden. Doch seit Ostermontag ist die Erleichterung bei Gitta Klebe riesengroß. Denn „Muschi“ ist wieder da. Die laut Klebe „wunderschöne schwarze Katze mit dem weißen Flecken auf der Brust“ ist einer der beiden Katzen-Dauergäste von Gitta Klebe, die seit nunmehr 15 Jahren im Bereich der Eingänge des neuen Friedhofs Futterstellen für streunende Stubentiger aufstellt.
Nicht jeder in Bergedorf ist ein Katzenfreund
„Im Grunde bin ich so etwas wie eine Katzenmutter“, sagt die pensionierte Sekretärin über sich selbst. Doch nicht jeder im Umfeld der Bergedorfer Ruhestätte scheint ein Katzenfreund zu sein.
Denn seit ungefähr einem Dreivierteljahr ärgert sich die 75-Jährige über einen Unbekannten, der ihre Futterstellen torpediert und zerstört. Gitta Klebe platziert immer zwei Stationen, damit sich futterneidische Tiere aus dem Weg gehen können, füllt diese jeden Tag zur Mittagszeit mit Milch, Trocken- und Nassfutter auf – doch oft wurden zuletzt entweder die Schälchen zertreten, oder es landeten volle Näpfe im Papierkorb.
"Katzenmutter": „Er kommt täglich und nimmt alles weg“
Gesehen habe sie denjenigen noch nicht. Doch es gibt Friedhofsbesucher, die ihr von einem weißhaarigen Herren mit Brille berichtet haben, der sich bei den Schälchen aufgehalten haben soll. Klebe traurig: „Er kommt täglich und nimmt alles weg.“
So vermutet die Rentnerin, dass dieser Katzenmuffel auch etwas mit dem mehrtägigen Verschwinden von „Muschi“, einem doch eher scheuen tierischen Charakter, zu tun haben könnte. „Ich habe manchmal den Eindruck, dass der mich beobachtet“, sagt Klebe über den Unbekannten.
Engagement keineswegs unproblematisch
Die „Katzenmutter“ engagierte sich in der Vergangenheit für Tierheime in Büchen und Schwarzenbek, aktuell auch bei der Reinbeker Tierschutzorganisation Einhorn. Und obwohl die Reinbekerin seit 2006 bis zu sechs Katzen und sogar ab und an kleine Häschen auf dem Friedhof regelmäßig fütterte, ist ihr Engagement keineswegs unproblematisch.
Das Bergedorfer Bezirksamt mit seiner Friedhofsverwaltung hat die Futteraktion nie offiziell genehmigt, duldet aber das Aufstellen der Tiernahrung. Insofern sei die Verwaltung nicht daran interessiert, die Schälchen wegzuwerfen oder zu zerstören: „Wenn wir es nicht dulden würden, dann hätten wir Frau Klebe längst aufgefordert, die Fütterung zu unterlassen“, erklärt eine Bezirkssprecherin.
Antipathie gegen Tiere
Mit „Antipathie gegen Tiere“ kennt sich leider auch die Chefin des Bergedorfer Tierschutzvereins Looki, Vanessa Haloui, gut aus. Sachbeschädigungen, Einbrüche und Müllablagerungen sind alles andere als selten auf dem Gelände der offiziell gepachteten Fläche der Wildtierstation am Pollhof. Und: „Wir werden häufig angezeigt, weil behauptet wird, wir würden Igel züchten“, sagt die Bergedorferin.
Insbesondere über Facebook gebe es einige Anfeindungen, sagt Haloui, „die Leute informieren sich nicht und fragen auch nicht nach, warum wir gewisse Dinge machen“. Die Anzahl vieler Igel-Babys in der Wildtierstation sei keine Züchtung, sondern resultiere daraus, dass Tierheime viele kleine Tiere an Looki zum Aufpäppeln weiterreichen.
Gitta Klebe jedenfalls bleibt aufmerksam und beständig, freut sich, dass die schwarze Katze nun wieder täglich von ihr oder einer Freundin versorgt werden kann: „Sie fehlte mir schon sehr.“