Hamburg. Der Mieterverein schlägt Alarm. Es drohen in der Pandemie erhebliche Kostensteigerungen bei Strom, Heizung und Wasser.

Der gute Kaufmann legt Rücklagen für Krisenzeiten an, und genauso sollten es auch die Mieter machen, rät Siegmund Chychla, Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender des Mietervereins zu Hamburg.

Denn die Pandemie wirke als Treiber der Nebenkosten, besonders für die Menschen, die im Homeoffice arbeiten und zusätzlich Kinder betreuen. Jährlich 200 Euro und mehr müsse der Mieter einplanen, „konservativ gerechnet“.

Musterrechnung für eine 80-Quadratmeter-Wohnung

In den Bereichen Heizung, Strom und Wasser drohen Steigerungen. Chychla macht eine Musterrechnung für eine 80-Quadratmeter-Wohnung auf. Die Bürotemperatur liegt bei 20 bis 21 Grad. In Wohnungen herrscht eine Temperatur von 17 bis 18 Grad.

Ein Grad Temperaturunterschied bedeutet aber sechs Prozent zusätzliche Kosten, so der Mietervertreter. Das kann 100 Euro jährlich und mehr bedeuten. Durch die Ergebnisse jüngster Heizkostenablesungen sieht er sich bestätigt.

Neben Strom und Heizung muss auch Wasser eingerechnet werden

Der Wasserverbrauch und damit auch die Abwassergebühren steigen durch die zusätzliche Toilettennutzung. Zusatzkosten: 30 Euro. Ein großer Faktor sind die gestiegenen Stromkosten durch die Nutzung von Laptops, Computern, Fern­sehern und Spielekonsolen sowie das Kochen. 50 bis 60 Euro jährlich veranschlagt Chychla für diesen Posten.

Die fünf Euro pro Tag im Homeoffice, die jetzt steuerlich absetzbar sind, sind aus der Sicht von Chychla zwar ein guter Ansatz. Sie können die verursachten Mehrausgaben jedoch nicht decken.

Grundeigentümerverein sieht die Entwicklung ebenfalls kritisch

Beim Bergdorfer Grundeigentümerverein wird auf die Expertise des Haupthauses in der Hamburger Innenstadt verwiesen. Dort wird das Thema ähnlich wie beim Mieterverein gesehen. „Ich gehe davon aus, dass die häuslichen Energiekosten deutlich gestiegen sein werden. Und zwar sowohl die Heizkosten, als auch die Stromkosten.

Für die vielen Homeoffice-Nutzungen kann es eigentlich gar nicht anders sein. Genaue Zahlen werden wir aber erst nennen können, wenn die Stromabrechnungen und die Heizkostenabrechnungen vorliegen“, sagt Torsten Flomm, Vorsitzender des Hamburger Grundeigentümervereins.

Immobilienverwalter liegen noch keine konkreten Zahlen vor

Bei Arthur Th. Mewes Immobilien, einem der großen Bergedorfer Immobilienverwalter, wird dies auch so gesehen. Malte Landmann liegen zwar keine belastbaren Zahlen vor, doch vermutet er ebenfalls steigende Kosten.

Diese Einschätzungen werden durch zwei neue Untersuchungen für den Strombereich gestützt. Die gemeinnützige Beratungsgesellschaft „co2online“ hat errechnet, dass 2020 private Haushalte fünf Prozent mehr Strom verbraucht ­haben.

Im Schnitt fast ein Fünftel höhere Abschläge

Die Auswertung erfolgte auf Basis von Stromzählerständen von 3212 repräsentativ ausgewählten Privathaushalten. Fast Dreiviertel der ausgewerteten Haushalte verbrauchten demnach mehr Elektrizität.

In einer anderen Analyse sind die Steigerungen noch größer. Laut Umfrage des Vergleichsportals Verivox unter 500 Verbrauchern mussten Stromkunden 2020 im Schnitt 112 Euro nachzahlen. Bei knapp 80 Prozent der Befragten erhöhten sich die monatlichen Abschläge, im Schnitt fast um ein Fünftel.