Viele Teilnehmer verbinden mit dem Bergedorfer Citylauf besondere Momente. Beobachtungen vom Rande der Rennstrecke
Ein Sieger, der Fußballer werden möchte: Scheinbar mühelos gewann Jakob Unger den Kinderlauf über 2,5 Kilometer. Mit 8:06 Minuten lief der Zwölfjährige nicht nur eine ganz starke Zeit, sondern distanzierte die Konkurrenz förmlich. Das kommt nicht von ungefähr. Seit rund vier Jahren macht er Leichtathletik bei der TSG Bergedorf, die 800 Meter sind seine Spezialstrecke. Mit der rund dreimal so langen Distanz beim Citylauf hatte Jakob aber auch keine Probleme. „Auf der zweiten Runde habe ich meine Beine gar nicht mehr gespürt. Die Zuschauer haben mich getragen“, sagte der Schüler des Hansa-Gymnasiums. Ob er der Leichtathletik treu bleiben wird, ist allerdings offen. „Ich will Fußballer werden“, sagte er nach der Siegerehrung.
Downlaufen: Downlaufen heißt ein Sportverein für Menschen mit und ohne geistige Behinderung, den Mirko Thiessen im Jahr 2014 gegründet hat und der einmal in der Woche im Niendorfer Gehege trainiert. Elf der 36 Mitglieder waren beim Inklusions- und Schnupperlauf dabei. In etwa gleich viele Laufbegleiter wie Läufer. „Die Begleiter sind dazu da, die Behinderten zu motivieren und ihnen Orientierung zu geben“, sagte Thiessen vor dem Rennen. Hinterher zog er ein Fazit: Alle elf hatten das Ziel erreicht.
Die schönsten Bilder vom Bergedorfer Citylauf
Eine Schwimmerin, die erstmals beim Laufen gewann: Der erste Pokal, den Lotte Henrike Dilba beim Laufen gewonnen hat, bekommt einen besonderen Platz in ihrem Kinderzimmer. Die Siegerin des Kinderlaufs (9:41 Minuten) ist eigentlich Schwimmerin bei der SG Bille. Die Strecke kannte die Zwölfjährige aber bereits. Mit acht Jahren war sie das erste Mal beim Citylauf dabei.
Doppel-Start: Erst am Freitag hatte sich Familie Schumann für den Citylauf angemeldet. Auf den allerletzten Drücker. „Wir hatten immer schon mit einem Start geliebäugelt“, verrät Papa Paul Schumann. Mit Erfolg: Sohn Janek wurde Zweiter im Kinderlauf, die Familien-Staffel „Die Roadrunners“ belegte den 17. Platz. Kurios: Ehefrau Kerstin, die an der BG Unfallklinik in Boberg für die Ausbildung des Pflegefachpersonals zuständig ist, gab in der Familien-Staffel die Startläuferin, nur um dann „fremdzugehen“ und einen zweiten Staffel-Einsatz für das Team ihrer Klinik dranzuhängen („Aber verraten Sie das bloß nicht!“). Derweil hatten Tochter Lea-Sophie, Vater Paul und Sohn Janek die Familien-Staffel aber längst auf Erfolgskurs gebracht.
Vom Sylter Strand in die Bergedorfer Innenstadt: Eigentlich ist Paul Kußmann eher auf dem Snowboard oder Skateboard zu Hause, moderiert eine Trendsport-Sendung auf dem Fernsehsender Pro7. Am Sonntag stand der 38-Jährige erstmals als Citylauf-Moderator auf der großen Bühne in der Bergedorfer Chrysanderstraße. „Das Moderieren ist seit dem Abitur ein Hobby von mir“, sagt der Kommunikations- und Mediendesigner. Was Kußmann in Bergedorf besonders genoss, war die Nähe zu den Sportlern. Ein Kinderspiel, verglichen mit seinem härtesten Job. „Ich habe mal vom Kitesurfen auf Sylt berichtet“, erzählt er. „Da stehst du stundenlang am Strand und redest über Schirme am Horizont, die man kaum erkennen kann.“
Zehn Kilometer Citylauf mit 20 Kilometern Anlauf: Paul Siemers ist ein Modellathlet, wie er im Buche steht. Mit 18 Jahren startete der Triathlet der TSG Bergedorf erstmals beim legendären Ironman auf Hawaii. In vier Monaten, Anfang Oktober, soll es nun wieder so weit sein. Auf dem Weg dorthin nimmt er Veranstaltungen wie den Bergedorfer Citylauf als Trainingseinheiten und wurde am Sonntag Zweiter im Hauptlauf der Männer. „Vorher bin ich schon 20 Kilometer durch die Boberger Dünen gerannt“, verrät der 23-Jährige. „Das Zehn-Kilometer-Rennen war dann sozusagen nur noch die Endbeschleunigung.“
Klasse 7a ist vorn: Mit 19 Teams stellte das Hansa-Gymnasium das Gros der Teilnehmer am Staffelwettbewerb. Dabei war die Klasse 7a die schnellste der Schule. Doch der eigentliche Sieg bestand darin, dass so viele mitgemacht hatten. „Das war keine Selbstverständlichkeit“, erläutert Stephan Büchel, Lehrer für Biologie und Sport. „Die Folgen der Corona-Pandemie sind im Sportunterricht stark zu merken. Die Grundlagen-Ausdauer wieder aufzubauen, ist im Moment das große Thema.“