Hamburg. Vorhang auf für Qualitäts-Jazz: Der Mini-Club an der Kurt-A.-Körber-Chaussee plant mit elf Konzerten bis Jahresende. Das Programm.

Um 17 Uhr treffen die Musiker ein. Dann wird erstmal gequatscht, das Equipment ausgeladen und mit dem Lastenaufzug an der Fassade des Block B nach oben befördert, es folgt der Soundcheck 18.30 Uhr: Essen fassen. 20 Uhr - endlich: Joern Moeller tritt hinter dem roten Vorhang hervor und präsentiert den runderneuerten White Cube.

Was für ein Gefühl nach dem harten zweiten Corona-Lockdown. Ab dem morgigen Freitag kommen Fans von Modern-Jazz-Kapellen, gern auch mit Indie-Einschlag, in der Kurt-A.-Körber-Chaussee 73 wieder auf ihre Kosten. Moeller ist voller Vorfreude, weil er seinen Mini-Club coronakonform und mit einigen Details aufgehübscht hat. „Der White Club in dieser Form, das ist der Zenit“, sagt der Initiator.

Elf Termine sind bis Jahresende auf der Liste

Einer seiner Lieblingsorte: Joern Moeller arbeitet in der Lounge.
Einer seiner Lieblingsorte: Joern Moeller arbeitet in der Lounge. © BGDZ | Jan Schubert

Elf Termine hat der Mann bis Jahresende auf die Liste gesetzt, baut dabei vorbehaltlich eines Corona-Rückschlags überwiegend auf jüngere deutsche Künstler, einige wie das morgen Abend aufspielende „Massoud Godemann Trio“, „Soul Tracking“ (4. September) oder das „Daniel Hirth Quartett“ (16. Oktober) kommen dabei aus Hamburg. Doch auch Jazzer aus Brasilien, Schweden oder Polen haben Auftritte zugesagt. Es gibt ja auch ein bisschen etwas nachzuholen: „Wir waren vor Corona so gut ausgebucht, die Auftritte stauen sich jetzt bis ins Jahr 2023“, ist Moeller total heiß auf den Neustart.

17.000 Euro kommen aus Bundesfördermitteln

Den hat er auch mit seinem kleinen Team an Unterstützern sauber vorbereitet: Moeller konnte insgesamt 17.000 Euro aus Bundesfördermitteln „Neustart Kultur“ als Corona-Ausfallhilfen für Kategorien wie Hygiene, Lüftung, Sound und Stream ziehen und hat im White Cube nachgerüstet auch dank der Firmen „Don’t panic“ und „Benk Cube“: Ein neu installiertes CO2-Messgerät zeigt an, wie die Raumluft ist. Neue Ventilatoren sorgen für guten Durchzug im Clubzimmer und im Backstage- und Loungebereich über der Bühne. Zudem wurden alle drei WCs auf Vordermann gebracht – unter anderem gibt es im Backstage-Bad nun auch ein Schmink-Spiegelchen. Auch die Ruhezone ist für die Musiker komfortabler gestaltet worden.

Seit sieben Jahren ist Joern Moeller ehrenamtlich dabei

Joern Moeller organisiert den White Cube seit sieben Jahren ehrenamtlich, aber mit überbordender Leidenschaft und noch mehr Herzblut. Seit dem Jahr 2017, als der Kunst- und Kulturverein White Cube (richtet die Gigs ehrenamtlich aus) gegründet wurde und die Webseite online ging, ist der schnicke Jazz-Club ordentlich nach vorn gegangen. 45 Shows pro Jahr waren seitdem keine Seltenheit, hinzu kamen in der Vergangenheit vor Corona auch „Jam Sessions“, zu der auch mal bis zu 30 Musiker erschienen. „Wir haben mittlerweile 100 Vereinsmitglieder und einen Stamm von 30 bis 40 Leuten, die regelmäßig zu den Konzerten kamen“, weiß der Hausherr. Zur Einordnung: 2019 zählte Moeller bei 45 Veranstaltungsabenden 1000 Besucher.

So viele dürfen es aufgrund der Hygiene-Auflagen erstmal nicht sein, schließlich bewegen sich Moeller, eine Fotografin, Licht- und Mischpulttechniker, eine Barkraft sowie auch ein paar Musiker ohnehin im „Weißen Würfel“. 20 Gäste sind erlaubt, die sich bitte vorher unter jm@raumundkunst.de anmelden. Traditionell kosten die feinen Jazzkonzerte keinen Eintritt. Joern Moeller managt das anders: „Es kommt mehr für den Club heraus, wenn ich den Pott hinstelle.“ Morgen dann endlich wieder ab 20 Uhr, sobald der rote Vorhang aufgeht.