Bergedorf. Thorsten Ritter ist Welt- und Europameister im Bankdrücken. Jetzt hält er auch noch den Weltrekord in „Griffkraft“.
Die Titelsammlung des Mannes aus Zimmer 117 des Neubaus am Rathauspark liest sich imposant: sechsfacher Weltmeister, fünffacher Europameister, 14-facher Deutscher Meister. Eine starke Bilanz des wohl stärksten Mannes im Bezirksamt, Thorsten Ritter, der seine Erfolge bisher allesamt
im Bankdrücken errang, dem Gewichtheben im Liegen. Doch seit Kurzem hat der 57-Jährige die weitere Disziplin „Griffkraft“ für sich entdeckt – und sogar für eine kurze Zeit den Weltrekord der Senioren gehalten.
Bei der Griffkraft geht es in der Hauptdisziplin „Fence Post Hold“ („Zaunpfahlhalten“) darum, mittels einer Vorrichtung große Gewichte in der Höhe beziehungsweise auf einer Ebene zu halten. Neben diversen Variationen dieses Gewichthebens ist – kein Witz – auch das Durchbrechen von Nägeln eine Teildisziplin. Dann kommen dänische Zimmermannsnägel, fünf Millimeter dick und 160 Millimeter lang, zum Einsatz, „die sollen besonders hart sein“, berichtet Thorsten Ritter, „das Durchbrechen geht nach Geschwindigkeit, also nach Zeit“. Es ist nicht zwingend Ritters Spezialdisziplin. Es sei „ein zähes Geschäft“, wofür es aber einen technischen Kniff gebe.
Fence Post Lift: Gewichtheben auf die spezielle Art
Anfang des Jahres hatte Bergedorfs „Baumpapst“ bei den Norddeutschen Meisterschaften der Griffkraftsportler in einer Hamburger Golfhalle seinen großen sportlichen Moment: Bei der weiteren Teildisziplin „Fence Post Lift“, dem einhändigen Gewichtheben am senkrecht montierten Vierkantrohr, schafft Ritter fantastische 86,8 Kilo. Diese müssen senkrecht und technisch sauber über eine Zielstange gehoben werden, sodass die Mehrheit der drei Kampfrichter den Versuch gültig gibt. „Der Rekord steht leider nicht mehr“, erzählt Ritter, dessen Premiere bei den Mehrkampf-Meisterschaften mit Platz zwei überaus erfreulich zu Ende ging.
Die Griffkraft kann jeder übrigens super und spielerisch auch bei der Arbeit im Büro trainieren. Ritter hat immer drei Fingerhanteln mit unterschiedlichen Widerständen in seiner Schublade.
Vier Trainingstage in der Woche im Keller seiner Mutter
Überhaupt konnte der 57-Jährige sein Training während des Corona-Lockdowns prima fortsetzen. Im Nettelnburger Haus seiner Mutter hat Ritter im Keller eine Drückbank und auch einen Kniebeugenständer, wo er sich die Kilos bei der sportlichen Übung auf die Schultern lädt („Powerlifting“). Dazu ein paar Specials, Bizeps-Curls, Klimmzüge.
„Ich komme schon auf vier Trainingstage in der Woche, die bis zu zwei Stunden dauern können. Und während der Lockdowns habe ich überhaupt keine Einschränkungen, weil ich nicht ins Fitnessstudio muss“, berichtet der Mann aus der Naturschutzabteilung des Bezirksamts, der seinen Sport komplett ohne Trainer oder Vereinszugehörigkeit ausführt.
Dennoch war das aktuelle Corona-Jahr auch mit Verzicht für den mutmaßlich griffstärksten Mann Bergedorfs verbunden: Die WM in Luxemburg fiel aus, die EM im britischen Nottingham ebenfalls – dafür sahnte Ritter bei Inlandswettkämpfen weitere Trophäen ab. Nun hofft er erst einmal auf die nächste DM im Bankdrücken im April 2021 – doch Thorsten Ritter hat in jedem Fall noch ein zweites heißes Eisen in seiner starken Hand.