Aumühle. Was aus der Saison wird, steht in den Sternen. Doch davon lassen sich die TuS-Handballer nicht unterkriegen.

Zweimal pro Woche ist Training bei den Handball-Jugendteams des TuS Aumühle-Wohltorf. Trotz Lockdown. Über „Zoom“ schalten sich die Trainer und Spieler digital zusammen und schwitzen dann jeder für sich zu Hause, aber eben doch gemeinsam. „Das wird super angenommen“, freut sich Olaf Korth, Geschäftsführer und Jugendkoordinator des TuS. „So 80 bis 90 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind regelmäßig dabei, und ich passe über Video auf, dass auch alle richtig mitmachen.“

Auch die Eltern seien dankbar, dass der Nachwuchs animiert werde, sich zu bewegen. Selbst die D-Jugendlichen – die Jahrgänge 2008 bis 2010 – seien begeistert dabei. „Das ist immer ein süßes Bild, wenn die da so rumhüpfen“, begeistert sich Korth. Die Grenzen der neuen virtuellen Trainingswelt hat er allerdings auch schon ausgelotet: „Wir dürfen nicht zu häufig Übungen mit Ball im Wohnzimmer machen, sonst geht zu viel zu Bruch.“

Erst ein Vereinsaustritt wegen Corona

Mit über 300 Mitgliedern ist der TuS Aumühle-Wohltorf einer der größten Handball-Vereine in Schleswig-Holstein. Entsprechend gewaltig sind jetzt die Herausforderungen. „Die Trainer sind gefordert, ihre Teams bei der Stange zu halten“, macht Korth klar. Das Engagement hat Erfolg. „Bislang hatten wir bei den Jugendlichen wegen Corona erst einen einzigen Vereinsaustritt“, freut sich der 58-Jährige, der die Nachwuchsabteilung praktisch im Alleingang aufgebaut hat.

Um die Belange der Erwachsenen kümmern sich Jan Eggert Sievers und Felix Schreiber, die mit ihrer Corona-Challenge ebenfalls den Zusammenhalt im Verein im Blick hatten. Binnen zehn Tagen wollten die Handballer des TuS Aumühle-Wohltorf 1200 Trainingskilometer schaffen, um 600 Euro an Spendengeldern von Sponsoren zu erlaufen. Das Vorhaben gelang, es kamen sogar 1310 Kilometer und damit 655 Euro zusammen.

Spendenübergabe an die Schule Aumühle.
Spendenübergabe an die Schule Aumühle. © TuS Aumühle-Wohltorf | TuS Aumühle-Wohltorf



Dabei taten sich – wer hätte das gedacht? – besonders die 4. Herren aus der Kreisklasse durch großen Trainingsfleiß hervor. Was bei näherem Hinsehen dann aber doch kein Wunder ist. Denn die Frau, die ihnen sonst Beine macht, Athletik-Trainerin Dagmar Stief, ging mit gutem Beispiel voran. Stief brachte es in zehn Tagen auf über 60 Kilometer. Da konnte von ihren Spielern nur noch Ingo Brehmer mithalten, der ein ähnliches Pensum absolvierte. Diese beiden stachen bei der Challenge heraus, bei der aber auch die Jugendlichen glänzten.

Bewohner des Seniorenheims applaudieren

Von dem erlaufenen Geld wurden Lichtfiguren für den Vorgarten des Seniorenheims „Haus Billtal“ sowie Sportgeräte für die Schulvereine von Aumühle und Wohltorf angeschafft. Mittlerweile sind die Gegenstände übergeben worden – draußen und mit viel Abstand natürlich. „Dabei gab es Situationen, in denen mir das Herz aufging“, schildert Felix Schreiber, „beispielsweise als im ,Haus Billtal’ die Senioren auf ihre Balkone kamen und uns applaudiert haben.“

Abbruch? Verkürzen? Sommerliga? Konzepte für die Saison

Noch völlig offen ist, was aus der aktuellen Handball-Saison wird. Vor dem 6. Februar 2021, so hat es der Handball-Verband Schleswig-Holstein festgelegt, wird es keine Spiele geben. So soll den Teams genug Zeit bleiben, um sich nach dem Ende des Lockdowns vorzubereiten. „Bei den Jugendlichen wird es dann wohl nur noch eine Spaß-Saison sein“, ist sich Korth sicher. Bei den Männern erwartet die 1. Herren-Trainerin des TuS, Antje Kasemeyer-Strzysio, eine Zusammenlegung der in drei Gruppen aufgeteilten Schleswig-Holstein-Liga. „Statt Vor- und Endrunde könnte man dann eine einfache Hinrunde nach dem Modus ,Jeder gegen Jeden’ spielen. Das sind insgesamt weniger Partien und ist daher leichter zu schaffen“, betont sie. Felix Scheiber präferiert ein anderes Konzept: „Ich hätte die laufende Runde abgebrochen und dann eine Sommersaison gespielt.“

Als Vertreter einer extrem körperbetonten Sportart werden sich die Handballer voraussichtlich mit am längsten in Geduld üben müssen. Und dabei vielleicht ganz neu entdecken, was sie an ihrem Hobby haben. „In den vergangenen Wochen“, beschreibt es Felix Schreiber, „habe ich den Wert einer warmen, beleuchteten Sporthalle im Winter erst so richtig schätzen gelernt.“