Bergedorf. Statistikamt belegt Wachstum, aber auch Ärztemangel und schwindende Sozialwohnungen. Es gibt noch weitere Zahlen über den Bezirk.

Jetzt ist es amtlich: Der Bezirk Bergedorf hat im Jahr 2019 die Marke von 130.000 Einwohnern überschritten. Zum Stichtag 31. Dezember gab es exakt 130.260 Bergedorfer. Ein Jahr zuvor waren es noch 129.599. Damit wohnen 6,8 Prozent der jetzt 1.899.160 Hamburger in Bergedorf. Das schreibt das Statistikamt Nord in seinen am Dienstag erschienenen „Hamburger Stadtteilprofilen“.

Obwohl Bergedorf mit 154,7 Quadratkilometern ein Fünftel der Fläche der Hansestadt (755,1 km2) einnimmt, bleibt es weiterhin der mit Abstand am dünnsten besiedelte der sieben Hamburger Bezirke: Nur 842 Menschen teilen sich hier statistisch einen Quadratkilometer. Bei den 169.426 Harburgern, in diesem Vergleich Vorletzte, sind das schon 1848. Die meisten Menschen wohnen weiterhin in Wandsbek (441.015 Einwohner; 2989 je km2).

Stadtteilprofile zeigen, wo die meisten Hamburger wohnen

Betrachtet man die 104 Hamburger Stadtteile, ist es in Hoheluft-West mit 19.000 Einwohnern je Quadratkilometer am engsten. So dicht wohnt man selbst im städtischen Teil des Bezirks Bergedorf nicht aufeinander: Neuallermöhe ist mit 5585 Spitzenreiter, gefolgt von Alt-Bergedorf mit 3456 und Lohbrügge mit 3091 Einwohnern je Quadratkilometer. In Reitbrook sind es nur 73 – der zweitniedrigste Wert Hamburgs nach Moorburg/Altenwerder in Harburg mit 43. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte der Hansestadt beträgt 2515 Menschen pro Quadratkilometer.

Die vergleichsweise wenigen Bergedorfer fahren laut Statistik übrigens besonders gern eigene Autos: Exakt 50.878 private Pkw sind hier zugelassen. Das entspricht fast acht Prozent der privaten Autos in Hamburg. Zwei von fünf Bergedorfern besitzen einen Pkw, wobei davon nur 0,35 Prozent einen E-Antrieb haben (Hamburg gesamt: 0,53 %).

Stadtteilschulen in Bergedorf beliebter als in Hamburg

Beim Blick auf die Schüler fällt auf, dass in Bergedorf die Stadtteilschulen deutlich beliebter sind als in Hamburg: Besuchen in der Hansestadt nur 49,7 Prozent der Fünft- bis Zehntklässler diese Schulform, sind es im Bezirk Bergedorf stattliche 57,4 Prozent.

Auch zum Streitthema ärztliche Versorgung geben die Stadtteilprofile Auskunft. Laut Statistik haben 70 der 1286 Allgemeinmediziner ihren Sitz in Bergedorf (5,4 %), bei Fachärzten sind es 156 von 3787 (4,1 %) und bei den Zahnärzten 94 von 1715 (5,4 %). Angesichts des Bevölkerungsanteils von 6,8 Prozent ist Bergedorf also in allen drei Medizin-Bereichen in Hamburg deutlich unterversorgt.

10,6 Prozent aller Bergedorfer empfangen staatliche Leistungen

Wer den Verdacht hegt, das könnte an der Sozialstruktur des Bezirks liegen, kann in den Zahlen der Statistiker Belege finden. So sind in Bergedorf 10,6 Prozent der Bevölkerung Empfänger staatlicher Leistungen wie etwa Hartz IV. Im Hamburger Durchschnitt sind das nur 9,5 Prozent. Noch deutlicher wird das bei den unter 15-Jährigen. Hier leben 22,1 Prozent der Bergedorfer von der Mindestsicherung, in der gesamten Hansestadt sind das nur 19,6 Prozent der Minderjährigen. Nur bei den Senioren ist das Verhältnis umgekehrt: Im Bezirk Bergedorf leben 7,3 Prozent der Menschen ab 65 Jahren von Grundsicherungsrente, in Hamburg sind das acht Prozent.

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Entsprechend groß ist in Bergedorf auch der Anteil der Sozialwohnungen. Mit 7963 liegen sie im Bezirk bei 13,4 Prozent, von denen aber fast ein Fünftel (19,9 %) bis 2025 aus der Sozialbindung fällt, also dann auf dem freien Wohnungsmarkt zu teureren Mieten angeboten werden kann. Was dramatisch klingt, ist im Hamburger Vergleich aber geradezu harmlos. So liegt der Anteil der Sozialwohnungen in der Hansestadt heute schon bei nur noch acht Prozent – und davon fällt mehr als ein Viertel (25,8 %) bis 2025 aus der Sozialbindung.

Trotz dieser wachsenden Engpässe für das untere Ende der Einkommensskala bleiben Bergedorf und Hamburg Wohnorte mit deutlichem Zuzug. 2019 kamen 674 Menschen mehr nach Bergedorf als wegzogen. In Hamburg lag das Wanderungssaldo mit 6879 im Plus.