Bergedorf. Corona hat auch den Radsport-Kalender kräftig durchgeschüttelt. Trotzdem war es ein erfolgreiches Jahr.
Während die Sportwelt in Bergedorf und Umgebung unter den Corona-Auflagen ächzt, scheinen es die Radrennfahrer noch am besten getroffen zu haben. Schließlich können sie ihren Sport praktisch immer und überall ausüben. „Natürlich geht das“, räumt Christian Hamburg vom national wie international erfolgreichen Von-Hacht-Masters-Team aus Altengamme ein. „Zu kämpfen haben aber die vielen kleinen Dienstleister im Radrennsport wie Organisation, Zeitmessung oder Fotografen.“
Erst Abstand halten, dann Mann gegen Mann
Eigentlich sollte in diesen Wochen die Querfeldeinsaison – jetzt Cyclocross genannt – Fahrt aufnehmen. Doch was daraus wird, ist unklar. Und auch auf der Straße fanden die Rennen in diesem Jahr unter zum Teil abenteuerlichen Bedingungen statt. „Im Juli in Hannover sind wir auf einem abgezäunten Werksgelände gefahren“, erinnert sich Christian Hamburg, der Chef des Einrichtungshauses Ewald Hamburg in Altengamme. „Man bekam einen Parkplatz zugewiesen, durfte sich nur auf der stationären Rolle aufwärmen und musste zu einem bestimmten Zeitpunkt einen vorher ausgelosten Startplatz einnehmen. Doch wenn das Rennen dann lief, war natürlich alles Abstandhalten vergessen. Da fragt man sich schon nach dem Sinn von Hygienemaßnahmen im Radsport, wenn man dann ein ganz normales Rennen fährt.“
Angesichts der neuen Herausforderung setzte der Bund Deutscher Radfahrer auch auf Digitalisierung. Virtuelle Wettkämpfe und Training sind schon seit Beginn der Pandemie sehr beliebt. Teile der Rad-Bundesliga und selbst eine Europameisterschaft wurden über solche Plattformen ausgetragen. Doch das A und O bleibt natürlich das Duell Mann gegen Mann auf der Straße.
Im Gelben Trikot des Spitzenreiters
Als das im Sommer wieder möglich war, wagten gleich vier Aktive vom Von-Hacht-Masters-Team im August den Start bei der Randers Bike Week, einem Etappenrennen über vier Teilabschnitte in Dänemark. Lars Geisler war der Beste unter ihnen. Er gewann die ersten beiden Etappen, fuhr im Gelben Trikot des Spitzenreiters und wurde am Ende Zweiter des Gesamtklassements. Es war das herausragende Ergebnis dieses Radsportjahres.
Der Ausfall der Deutschen Meisterschaften sorgte dann dafür, dass der traditionsreiche „Große Preis von Buchholz“ in den Masters-Klassen so glänzend besetzt war, dass er schon als „Ersatz-DM“ durchgehen konnte. Hier sprintete Christian Hamburg bei den Masters 2 (40 bis 49 Jahre) im Schlussspurt auf den vierten Platz. „Fünf Zentimeter haben mir zu einem Podiumsplatz gefehlt“, ärgert sich der Vierländer.
Radfahren fördert die Kreativität
Doch Gewinnen ist nicht alles, das ist für den 48-Jährigen eine der Lehren aus diesem Corona-Jahr. „Wenn ich allein trainiere, kriege ich den Kopf frei und mir kommen die besten Ideen für meinen Beruf“, schildert er. So zieht es Christian Hamburg immer wieder hinaus auf den Deich. Denn wie sagen die Radfahrer: Schlechtes Wetter gibt es nicht – und Gegenwind formt den Charakter!