Ochsenwerder. Gärtnern ist in. Fast alle Gemüseprojekte in den Vier- und Marschlanden sind ausgebucht - bis auf ein paar Restplätze.
Sie tragen Namen wie „Paradieschen 13“, „Wurzelimperium“ oder „Zum Anbeeten“ und werden an diesem Wochenende wieder von vielen fleißigen Hobbygärtnern bezogen: Sannmanns Biogärten starten nun in die siebte Saison. Und so viele Parzellen wie in diesem Jahr gab es noch nie: 100 mit jeweils 45 Quadratmetern werden zum Teil sogar von zwei Mietern geteilt, sodass insgesamt 127 Namensschilder in die Erde gesteckt werden müssen.
„Eine so große Nachfrage hatten wir noch nie“, sagt Andrea Madadi, die schon seit dem Start auf Hof Eggers im Jahr 2015 zum Biogärten-Team gehört. Beim Projektstart waren etwa 60 Parzellen vermietet. Im Jahr 2018 zog das Projekt nach Ochsenwerder um.
Freude über kreative und positive Parzellen-Namen
Dort, in Sichtweite zur Kirche St. Pankratius, wird nun noch einmal die Seite gewechselt: Der Boden der Fläche, der drei Jahre in Folge beackert wurde, bekommt nun Zeit, sich zu erholen. Die Parzellengärtner ackern und ernten jetzt gegenüber auf „noch lockererem Boden“, verspricht Andrea Madadi.
Namensfavorit der Biogärten-Beraterin ist „Hörst Du die Regenwürmer husten?“ „Ich freue mich jedes Mal über die kreativen und positiven Parzellen-Namen unserer Mieter, gerade jetzt im Corona-Alltag sind sie doch wie eine kleine Flucht“, sagt Andrea Madadi.
Wasser muss nicht mehr mit Gießkannen geschleppt werden
Coronakonform werden die Parzellen am Wochenende an zwei Tagen an ihre Mieter übergeben. Die Mieter erwarten in diesem Jahr nicht nur etwa 20 vorgepflanzte und gesäte Gemüsesorten auf dem Acker, sondern auch eine große Erleichterung: Fünf Trommeln mit Wasserschläuchen sind im langen Gang zwischen den Parzellen angeschlossen worden, das Wasser muss nun nicht mehr in schweren Gießkannen zur Parzelle geschleppt werden.
Auf der Warteliste hätte sie schon ein paar Namen notiert, berichtet Andrea Madadi. Glücklicherweise gab es in den vergangenen Jahren aber nur ganz vereinzelt Fälle, in denen eine Parzelle aufgrund von Krankheit oder Veränderung der Lebensumstände während der Saison aufgegeben werden musste.
Wegen der Pandemie eine recht schmucklose Übergabe
Anfang Mai haben bereits die Hobby-Gärtner von Axels Gemüsegärten ihre Parzellen bezogen. Am Ochsenwerder Elbdeich 195 bietet Gemüsegärtner Axel Sannmann, nicht verwandt mit den Betreibern von Sannmanns Biogärten, in diesem Jahr das erste Mal Parzellen zur Miete an.
„Aufgrund der Pandemie war es eine recht schmucklose Übergabe, aber wir freuen uns, dass wir überhaupt loslegen dürfen“, sagt Imke Sannmann, die ihren Schwiegervater bei administrativen Aufgaben des Projekts unterstützt. 16 Mieter sind beim Start dabei – und so gibt es noch Platz auf der Fläche, auf der insgesamt 20 bis 25 Parzellen untergebracht werden könnten.
Jungpflanzen und Saat müssen selbst in die Erde gebracht werden
Wer noch spontan in diesem Jahr unter die Gemüsegärtner gehen will, könnte also ein Plätzchen finden: „Die Saison ist ja noch jung, ein Nachrücken wäre kein Problem“, sagt Imke Sannmann. Allerdings wären die Parzellen dann nicht mehr bepflanzt, sondern Jungpflanzen und Saat müssten selbst in die Erde gebracht werden. Weitere Infos und Kontakt im Internet unter www.axelsgaerten.de.
Bereits die zwölfte Saison hat nun auch im Erlebnisgarten Hamburg bei Susanne Drengemann und Peter Kreipe am Kirchwerder Marschbahndamm begonnen. Dort gibt es in diesem Jahr um die 100 Parzellen, die komplett vergeben sind. „Alle freuen sich aufs Gärtnern und Draußensein. Es ist schön zu sehen, wie die vielen Menschen einen einfachen Gemüseacker jetzt in einen richtigen Garten verwandeln“, sagt Susanne Drengemann.
Ackerhelden bieten seit acht Jahren deutschlandweit Parzellen an
Auch die Ackerhelden sind komplett ausgebucht: Das Unternehmen mit Sitz in Essen bietet seit acht Jahren deutschlandweit und auch in Österreich Parzellen zur Selbsternte an, seit zwei Jahren auch in Spadenland. Gestartet wurde dort mit 50 Parzellen, diese Zahl hat sich mittlerweile auf mehr als 100 verdoppelt. Sollte doch noch eine Parzelle in diesem Jahr frei werden, gibt es auf der Internetseite die Möglichkeit, sich auf der Warteliste zu registrieren: www.ackerhelden.de.
Im vergangenen Jahr wurde Jantje Schumacher in ihrem Mitmachgartenbau in Kirchwerder quasi von Menschen überrannt, die in der Pandemie ein regelmäßiges Ausflugsziel suchten und sich für das Selbsternten entschieden. Daher hat sie sich für 2021 dazu entschlossen, Jahreseintrittskarten auszugeben und die Besucheranzahl auf ihrem Acker so zu limitieren. Die Nachfrage ist groß: 70 Tickets waren bereits im März vergriffen.
Mitglieder erwerben Anteile und finanzieren damit den Betrieb
Und auch die SoLaWi Vierlande erweist sich weiterhin als Erfolgsprojekt: Im Sommer 2017 wurde die „Solidarische Landwirtschaft Vierlande“ gegründet, im Jahr darauf das erste Mal mit dem Gemüseanbau und der Verteilung der Ernte begonnen. Das Prinzip: Mitglieder erwerben Ernteanteile und finanzieren dadurch den Betrieb der Gemüsegärtnerei. Die Ernte wird jede Woche auf acht Depots in den Vierlanden, Bergedorf und der Hamburger Innenstadt aufgeteilt. Dort können sich die Mitglieder dann ihren Ernteanteil abholen.
Von 80 ist die Anzahl der Ernteanteile auf 140 gewachsen. Und auch das Gärtnerteam hat sich mittlerweile auf vier feste Kräfte verdoppelt. Für einen Ernteanteil liegt der Beitrag in dieser Saison bei 112 Euro, bei 56 Euro für einen halben. Sie werden in Bieterrunden zu Beginn des Wirtschaftsjahres vergeben. „Zum Start der SoLaWi mussten wir vorher noch ein wenig trommeln und Werbung machen, aber dieses Mal war die Liste gleich voll“, berichtet Dr. Inga Röwer, Bodenkundlerin und Biologin aus Neuengamme, die die SoLaWi mitgegründet hat.
Gemüse anbauen: „Ein schöner Ausgleich zum Homeoffice“
Es lohne sich aber, sich vormerken zu lassen, schließlich könne es immer mal sein, dass ein Ernteanteil abgegeben wird, weiß Philipp Westerwalbesloh. Der 32-Jährige aus Bergedorf gehört im zweiten Jahr zur SoLaWi und genießt als Vegetarier nicht nur das frische Gemüse, sondern er packt auch gern auf dem Feld und in den Gewächshäusern mit an. „Ein schöner Ausgleich zum Homeoffice, bei dem man auch noch viel lernt über die Pflanzen und ihren Anbau“, sagt der Wirtschaftsingenieur.
Das treibt auch Jens Möller, Allgemeinmediziner im Ruhestand aus Neuengamme, regelmäßig zum Mithelfen auf den Acker: „Es ist einfach schön zu sehen, wo das Gemüse herkommt. Noch dazu ist es ein tolles Miteinander und macht richtig viel Spaß“, sagt der 63-Jährige.