Lohbrügge. Hamid Khawaja spendiert Kindern Touren in seinem Lamborghini oder Hummer. Er selbst kam als Flüchtling, hat sich hochgearbeitet.

Von 0 auf 50 in 1,6 Sekunden. Nur dort, wo es der Hamburger Straßenverkehr auch zulässt. Milion Mecker (9) ist hin und weg vom Speed und Sound, den der orangefarbene Lamborghini Huracán 610-4 auf wenigen Metern der Lohbrügger Landstraße in den Asphalt hinröhrt.

45 Minuten genießt der kleine Lüneburger die Rundfahrt durch Bergedorf. Am Steuer sitzt einer, der sich mit schnellen Autos gut auskennt: Hamid Khawaja, Chef des Spaßmobil-Unternehmens „Deine Limo“ , erfüllt mit den kleinen Touren den großen Traum vieler Kinder.

Lamborghini bis Hummer - Hamburger erfüllt Kindern Spritztouren-Wünsche

Vier Geburtstagskindern hat der Experte für extraordinäre Autos Wünsche erfüllt: vom Hummer bis zum US-Schulbus. 45 bis 60 Minuten dauert die aufregende Genussfahrt. Der Lüneburger Milion cruiste mit Khawaja zuletzt eine Dreiviertelstunde durch Bergedorf und Lohbrügge. „Der Junge hatte nur Glücksgefühle“, sagt der Chauffeur, „ich hätte so etwas als Kind auch gern gehabt, dass mich jemand mit dem ,Lambo’ von zu Hause abholt.“

Seine Aktion nennt Khawaja schlicht und ergreifend „Kinder glücklich machen“. Die Tour mit dem Chef des Hauses ist übrigens kostenlos. Was viele bei dem Beruf des 41-Jährigen nicht vermuten: Khawaja hat ein Riesenherz für Menschen, denen es nicht so gut geht wie ihm – und im speziellen für Kinder. Das liegt zum einen daran, dass der Deutsch-Afghane selbst fünffacher Vater ist, zum anderen an seiner Herkunft.

Hamid Khawaja flüchtete 1984 aus Afghanistan

Im Jahre 1984 floh Khawaja als Vierjähriger vor den russischen Soldaten, die afghanische Putschisten gegen die Mudschahedin unterstützten, aus seiner Heimat. Erst vor vier Jahren kehrte er dorthin zurück – und war einfach nur erschüttert. „Das war für mich Neuland. Ich kannte die Armut dort nicht, wusste nicht, dass so viele meiner Landsleute Analphabeten sind“, berichtet der Unternehmer aus Lohbrügge.

Beim gemeinsamen Essen: Hamid Khawaja (r.) sitzt in seinem ersten gebauten Waisenhaus mit an der Essenstafel.
Beim gemeinsamen Essen: Hamid Khawaja (r.) sitzt in seinem ersten gebauten Waisenhaus mit an der Essenstafel. © BGDZ | Jan Schubert

Dagegen musste Khawaja etwas tun. Und zwar mit Eigenmitteln, weil er nie wusste, ob das Geld jemals bei den Bedürftigen landet. 70.000 Euro hat der Geschäftsmann aus seinem erst vor zwei Monaten offiziell gegründeten Verein „Siddiqi Foundation“ für ein großes Projekt in der Provinz Parwan gestiftet.

Dort hat er bereits ein Waisenhaus inklusive Schule gebaut. Bald soll nun eine zweite derartige Einrichtung in Kabul entstehen. „Bildung ist für mich das A und O“, sagt Khawaja. Als moderner, konsumorientierter Mensch gibt er sich bei seinen Reisen in die Heimat in Gefahr, in die Fänge der Taliban zu geraten. Er sagt aber: „Ich habe keine Angst, ich habe doch Verpflichtungen.“

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Das ehemalige Flüchtlingskind, dass nach seiner Flucht in Mümmelmannsberg landete, hat sich hochgearbeitet, viel selbst beigebracht und früh Geschäftssinn entwickelt. Als 14-Jähriger verkaufte er Zeitungen. Später brachte er bei McDonald’s am Mohnhof Burger an den Tisch, reinigte auch eine Zeit lang das Reinbeker Schwimmbad.

Fuhrpark beinhaltet 28 Werkslimousinen, Party- und Lininebusse

Bis er im Oktober 2009 die Welt der Stretchlimousinen für sich entdeckte. Khawaja besitzt mittlerweile neben seinem „Deine Limo“-Stammsitz am Rudorffweg (inklusive Kfz-Werkstatt und Postfiliale) auch die Firmen „Limo XXL“, „Lifestyle Limo“ sowie „Hamburg Limo“.

Sein PS-starker Fuhrpark beinhaltet 28 Werkslimousinen, neun Party- und vier Linienbusse. Und Khawajas Geschäft kommt langsam wieder ins Rollen. In Hamburg dürften zurzeit wieder fünf Personen in einer Stretchlimousine mitfahren und feiern. Für dieses Wochenende sind erste Buchungen notiert.

Wer sich für eine Spritztour in einem PS-starken Boliden für die Aktion „Kinder glücklich machen“ interessiert, schreibt eine E-Mail an info@deinelimo.de oder per WhatsApp an die Mobilnummer 0174/600 52 78.

„Albtraum-Ferrari“: Anzeigen laufen, 28-Jährige zu Haftstrafe verurteilt

Teurer Fehleinkauf: „Dieses Auto hätte niemals eine deutsche Zulassung bekommen dürfen“, sagt Limousinen-Unternehmer Hamid Khawaja. Seinen mängelbelasteten „Ferrari“ hat er am 23. März aus der Verwahrstelle abgeholt und wird das Fahrzeug demnächst entsorgen.
Teurer Fehleinkauf: „Dieses Auto hätte niemals eine deutsche Zulassung bekommen dürfen“, sagt Limousinen-Unternehmer Hamid Khawaja. Seinen mängelbelasteten „Ferrari“ hat er am 23. März aus der Verwahrstelle abgeholt und wird das Fahrzeug demnächst entsorgen. © BGDZ | Jan Schubert

Das war unternehmerisch neben der Corona-Pandemie der Reinfall für „Deine Limo“-Chef Hamid Khawaja: 43.000 Euro investierte er im Sommer 2020 in einen zum Ferrari GTL umgerüsteten Renault – doch dieses Auto hätte niemals auf die Straße gedurft: Polizei und TÜV zogen den Wagen im März 2021 bei einer Routinekontrolle mit insgesamt 27 Mängeln aus dem Verkehr. Seitdem hat Khawaja drei Anzeigen gegen betrügerische „Autohändler“ laufen, die ihm das angebliche Luxusauto verkauften.

Kürzlich hat das Landgericht Stuttgart eine 28 Jahre alte Ex-Mitarbeiterin der Kfz-Zulassungsstelle in Böblingen zu vier Jahren und fünf Monaten Freiheitsstrafe unter anderem wegen gewerbsmäßiger Bestechlichkeit in 294 Fällen verurteilt. Die Frau gestand bei der Verhandlung, 565 Import-Pkw – darunter mehrere Luxusautos und auch Hamid Khawajas „Abtraum-Ferrari“ – illegal die Zulassung erteilt und dafür von Hintermännern 116.000 Euro Bestechungsgeld erhalten zu haben.