Hamburg. Der Parkplatz vor dem Gewerbeobjekt von Norbert Eckstein wird regelmäßig zum See. Hamburg Wasser weiß davon nichts.

Mal brütet Saharahitze über der Stadt, mal flutet der Regen ganze Stadtteile in Hamburg. Norbert Eckstein hat gelernt, das auch in Hamburg zunehmende Extremwetter zu fürchten: Denn der 71-Jährige, der 1993 am Achterdwars 18 ein Haus für seinen Betrieb Elektro Eckstein baute, wird die Sorgen rund um das Gebäude nicht mehr los. Grund: Das Haus samt Hof liegt in einer Senke am Achterdwars – zu erkennen auch auf der neuen Starkregenkarte von Hamburg Wasser. Vor seiner Tür bilden sich bei starkem Regen dann „riesige Seen, auf denen teilweise Fäkalien schwimmen“, wie der 71-Jährige sagt.

Ein Blick auf die Karte zeigt die schwierige Lage schnell. Der gebogene Achterdwars bildet, zusammen mit der Gerhard-Falk-Straße, eine Art Ypsilon. Norbert Ecksteins Gelände liegt direkt im Ypsilon, an der Gabelung zur Gerhard-Falk-Straße, in einer Senke.

Starkregen flutet regelmäßig Grundstück - Eigentümer ist genervt

Ein Schmutzwasser- und ein Regenwassersiel laufen von der höherliegenden Gerhard-Falk-Straße geradewegs auf das Eckstein-Grundstück zu. Ein Stück weiter, zwischen Ecksteins Gebäude und dem Männerwohnheim, beginnt dann ein Mischwassersiel. „Wenn es sehr stark regnet, kommt nach zehn Minuten aus den drei Gullis an der Ecke das Wasser hoch“, sagt Norbert Eckstein. Weil das Wasser nicht ablaufen kann, bilden sich in der Senke dann riesige seenartige Pfützen. Mit dem Abwasser kämen auch stinkende Fäkalien hoch.

Der 71-Jährige ist überzeugt, dass das Problem nicht nur an der tiefen Geländelage, sondern auch in der Verdichtung des Gewerbegebietes und den gemessen daran zu kleinen Sielen liegt. „Denn als wir hier angefangen haben, gab es diese Probleme nicht.“

Mittlerweile hat Norbert Eckstein Flutschutztüren einbauen lassen

Norbert Eckstein hat bei seinem Gebäude am Achterdwars enorme Starkregenprobleme. Er hat bereits Flutschutztüren einbauen lassen - und immer Sandsäcke parat.
Norbert Eckstein hat bei seinem Gebäude am Achterdwars enorme Starkregenprobleme. Er hat bereits Flutschutztüren einbauen lassen - und immer Sandsäcke parat. © Christina Rückert | Christina Rückert

Seine Firma hat er inzwischen verkauft, das Gebäude gehört jedoch noch immer ihm. Und weil das Wasser so oft am oder im Haus stand, hat er inzwischen Flutschutztüren eingebaut, im Treppenhaus Sandsäcke bereitgelegt und Lüftungsschlitze wo möglich höher gelegt. Heute weiß er zwar, dass das Gelände in dieser Senke nie so schutzlos hätte bebaut werden dürfen, „doch wir haben damals ja eine Baugenehmigung bekommen und ich hatte einen Architekten“, sagt er. Niemand habe ihn gewarnt. Er meint, dass Hamburg Wasser längst hätte nachbessern müssen, etwa mit größeren Sielen.

Tatsächlich hat das Wasserversorgungsunternehmen bereits vor vielen Jahren einen riesigen Nebensammler gebaut, der diese und ähnliche Probleme in der ganzen Umgebung lösen sollte. Auch das Mischwassersiel am Achterdwars habe 2015 dort angeschlossen werden können, sagt Ole Braukmann, Sprecher von Hamburg Wasser. „Dazu wurde im Weidenbaumsweg im Jahr 2015 im Vortriebsverfahren ein Mischwassersiel DN 600 direkt an den Nebensammler angeschlossen. Damit wurde die Oberflächenentwässerungsproblematik in dem Geländetiefpunkt deutlich entschärft.“

Hamburg Wasser weist die Vorwürfe zurück

Das System sei für die im Bestand angeschlossenen Flächen hydraulisch ausreichend dimensioniert. Es seien auch keine neuen betrieblichen Probleme gemeldet worden, betont er. Wenn es welche gebe, sei es wichtig zu überprüfen, ob es gegebenenfalls andere örtliche Probleme wie etwa verstopfte Gullys gebe. Aber selbst beim Starkregenereignis an Himmelfahrt 2018 seien keine Probleme vom Achterdwars gemeldet worden.

Norbert Eckstein räumt ein, dass er in den vergangenen Jahren keinen Kontakt mehr zu Hamburg Wasser suchte. Seine Erfahrungen aus den vielen Jahren davor hätten gezeigt, „die wollen nicht“. Die Ereignisse ließen sich auch schwer dokumentieren, da das Haus als Gewerbeobjekt nicht immer besetzt sei und die Seen meistens schnell wieder verschwänden. Er sieht Hamburg Wasser in der Bringschuld. Denn für die ausreichende hydraulische Regenwasser-Entsorgung werde ja auch „eine stattliche Gebühr erhoben“.