Hamburg. Viele Städter halten sich zunehmend Hühner. Doch die sorgen nicht nur für frische Frühstückseier. Hygiene-Institut ist alarmiert.
Sie vermitteln ein Gefühl von Landleben, wenn sie auch auf dem kleinsten Stück Rasen gackernd nach Körnern picken und noch dazu leckere Eier legen: Hühnerhaltung liegt in Hamburg im Trend. Allein im Bezirk Bergedorf gibt es 391 Hühnerhalter mit fast 8800 Tieren – Tendenz steigend. Und auch Prominente wie Tagesschau-Sprecherin Judith Rakers haben das Geflügel für sich entdeckt. Doch mit dem Trend gehen Probleme einher: Denn das Hühnerfutter kann – ebenso wie Vogelfutter – ungebetene Gäste anlocken und für Rattenbefall sorgen.
77 Fälle von Rattenbefall wurden 2021 bereits in Bergedorf gemeldet
106 Bergedorfer Grundstückseigentümer meldeten dem zuständigen Institut für Hygiene und Umwelt (HU) im Jahr 2020 einen Rattenbefall, eine deutliche Steigerung gegenüber 2018 und 2019. In diesem Jahr waren es bis Mitte Dezember zwar etwas weniger (77). Jedoch: „Eine gewisse Schwankung bei den Meldezahlen ist durchaus normal und kann viele Ursachen haben.
Ein Rückschluss auf eine sinkende Rattenpopulation kann daraus nicht ohne Weiteres abgelesen werden“, sagt HU-Sprecherin Sinje Lehmann. Denn vielen Grundstückseigentümern ist entweder nicht bewusst, dass jede gesichtete Ratte meldepflichtig ist. Oder es wird womöglich auch ignoriert, da es Kosten nach sich zieht.
Fütterung am Boden ist eine Einladung für Ratten
Das Problem ist nicht neu, gewinnt aber durch die Zahl der Hühnerhalter an Schärfe. Denn Hühner werden am Boden gefüttert, das kann eine Einladung für Ratten sein. Ähnlich verhält es sich mit Vogelfutter, das jetzt im Winter wieder vermehrt von den Menschen ausgebracht wird. Naturschutzverbände empfehlen deshalb, Vogelfutter nicht am Boden auszubringen und heruntergefallenes Futter täglich zu beseitigen.
Auch das Institut für Hygiene und Umwelt appelliert an die Hamburger, beim Füttern von Hühnern oder Vögeln an die ungebetenen Gäste zu denken. Hilfreich könnten bei Vogelfutter unzugängliche Auffangteller unter den Futtersäulen sein. „Allerdings sind Ratten sehr gute Kletterer und gelangen leicht auf Bäume oder Sträucher.“ Deshalb sollte bei Rattenspuren an den Futterstellen die Vogelfütterung besser ausgesetzt werden.
Ratten müssen laut Infektionsschutzgesetz gemeldet werden
Sobald Ratten ein Terrain erobert haben, müssen Grundstückseigentümer handeln. „Ratten sind nach dem Infektionsschutzgesetz bekämpfungspflichtig“, stellt das Institut für Hygiene und Umwelt klar.
Eigentümer und auch Mieter müssen den Befall melden ( schaedlingsbekaempfung@hu.hamburg.de, Telefon 040/428 45 79 72) und können sich beraten lassen, wie sie am besten vorgehen. Denn es gilt, „unverzüglich für eine Bekämpfung“ zu sorgen. In schwierigen Fällen steht das Institut zur Seite.
Ratten vermehren sich schnell
All das ist in Hamburg in einer Rattenverordnung geregelt. Sie soll helfen, das weit verbreitete Nagetier aus unserem Lebensumfeld zu vertreiben. Denn Ratten können mit einem Biss mehr als 100 Krankheiten auf Menschen übertragen.
Zudem gehen sie an Vorräte und Materialien. Ratten sind enorm anpassungsfähig und vermehren sich schnell. Eine weibliche Ratte bringt es – Kinder- und Kindeskinder eingeschlossen – auf ungefähr 600 Nachkommen pro Jahr.