Hamburg. Kunden des Fitnesscenters am Weidenbaumsweg können nicht mehr trainieren. Warum geschlossen ist und wie es weitergeht.

75 Geräte auf 1000 Quadratmetern standen zur Verfügung, dazu geschulte Mitarbeiter und meist auch viel Trainingsplatz in dem selten überlaufenen Studio in Bergedorf: Viele Kunden schätzten seit Anfang 2017 das Angebot des gesundheitsorientierten Fitnessstudios Persystema am Weidenbaumsweg 139. Rund 1000 Mitglieder sollen dort noch im vergangenen Jahr regelmäßig geschwitzt haben. Doch seit dem 25. Oktober stehen die Mitglieder vor verschlossener Tür.

Grund sind offenbar Zahlungsschwierigkeiten: Seit Mittwoch vergangener Woche läuft ein Insolvenzeröffnungsverfahren. Die Geschäftsführerin der Persystema GmbH stellte einen entsprechenden Antrag, bestätigte Gerichtssprecher Kai Wantzen auf Anfrage. Ehemalige Mitglieder werden sich demnach noch gedulden müssen, bis sie eventuelle Ansprüche geltend machen können. Ob sie überhaupt Geld wiederbekommen, ist aktuell völlig unklar.

Fitnessstudio Persystema am Weidenbaumsweg in Bergedorf geschlossen

Zumindest hätten sich mehrere Freizeitsportler eine bessere Informationspolitik des Sportanbieters gewünscht. So zum Beispiel Thomas Timmann aus Fünfhausen. Der 56-Jährige trainierte bereits seit zehn Jahren am Weidenbaumsweg, war auch schon unter dem Vorgänger-Studio Kieser Training an den Geräten. Doch am 25. Oktober erschien eine Nachricht über die App, die nicht nur Timmann stutzig machte: „Studio geschlossen wegen Krankheit. Wir melden uns wieder.“

Genau diese Rückmeldung blieb aber aus, auch telefonisch war laut Thomas Timmann plötzlich niemand mehr zu erreichen. Stattdessen warben plötzlich andere Studios per Brief um Mitglieder von Persystema. „Corona hat denen wohl das Genick gebrochen“, mutmaßt Timmann, der zum Jahresende kündigte und nun in einem Studio in Geesthacht trainiert.

Ob Mitglieder Entschädigung erhalten können, ist unklar

Auch Erich Meyer ist von der plötzlichen Schließung betroffen: „Viele Teilnehmer haben dort bezahlt und möchten gern auch ein bisschen Geld wiederhaben“, weiß Meyer aus seinem Bekanntenkreis. So soll es etwa Neumitglieder gegeben haben, die im Sommer für zwei Jahre im Voraus Beiträge bei Persystema zahlten.

Ob sie eine Chance auf Entschädigung haben, das kann Hendrik Rogge wohl erst im neuen Jahr beantworten. Rogge ist als vorläufiger Insolvenzverwalter vom Gericht bestellt worden. Der Winterhuder Rechtsanwalt muss sich zunächst ein generelles Bild von der Vermögenssituation machen und bittet um Geduld. Erst in drei bis vier Wochen könne er einen Überblick haben. Und erst dann entscheide sich, ob ein Insolvenzverfahren möglich sei.

Insolvenzantrag kann mangels Masse abgewiesen werden

„Das vorläufige Verfahren ist noch kein Insolvenzverfahren. Wir stehen erst bei der Prüfung der Vermögenswerte am Anfang.“ Wenn das Unternehmen nicht genug an liquiden Mitteln hergebe, könne der Antrag auch noch mangels Masse abgewiesen werden. „Ich kann die Gläubiger erst anschreiben, wenn das Insolvenzverfahren eröffnet wurde“, erklärt Hendrik Rogge.