Bergedorf. An den Zapfsäulen steigen die Preise rasant und deutlich. Im Bezirk Bergedorf gibt es Preisunterschiede von 14 Cent für Diesel.
Autofahrer im Raum Bergedorf trauen derzeit ihren Augen nicht, wenn sie auf die Preissäulen der Tankstellen schauen: Preise von mehr als 1,60 Euro für einen Liter Superbenzin sind seit Anfang dieser Woche keine Seltenheit mehr, und auch der Diesel hat zeitweise bereits die 1,40-Euro-Marke geknackt (auch in Geesthacht). Ebenso hoch wie die Preise ist die Geschwindigkeit, mit der diese sich ändern – an manchen Tankstellen im Viertelstunden-Takt. Und auch die Preisunterschiede derselben Marke an verschiedenen Stationen sind mehr als beachtlich.
Spritpreise an Bergedorfer Tankstellen variieren stark
Beispiel Aral: Am Oberen Landweg in Bergedorf-West kostete ein Liter Aral Super am Dienstag gegen 11.30 Uhr 163,9 Cent, am Tankpark Moorfleet an der Amandus-Stubbe-Straße dagegen nur 147,9 Cent – 16 Cent Differenz. Aral Diesel war zur selben Zeit in Bergedorf-West 14 Cent teurer als in Moorfleet.
„Die Literpreise sind seit Anfang des Jahres um 20 Cent gestiegen, das ist schon richtig heftig“, sagt eine Bergedorfer Tankstellen-Kassiererin. „Viele Leute sind doch wegen Corona in Kurzarbeit und daher knapp bei Kasse. Anfangs hieß es, es sollte nur sieben Cent teurer werden, wegen der CO2-Steuer.“
Die Wirtschaft kommt voran, da werden höhere Ölpreise aufgerufen
„Hinzu kam aber auch die Rücknahme der Mehrwertsteuerermäßigung, damit sind wir schon bei 13 Cent mehr“, erklärt ADAC-Sprecher Christian Hieff. Den restlichen Preissprung führt er auf die gestiegenen Rohölpreise auf dem Weltmarkt zurück, die derzeit bei 68 Dollar pro Barrel liegen – gegenüber 50 Dollar zu Jahresbeginn.
Alexander von Gersdorff, Sprecher beim Deutschen Mineralölwirtschaftsverband (MWV) in Berlin, erklärt das mit der zuversichtlichen Stimmung bei den Entscheidern in der Wirtschaft: „Mit den Corona-Impfungen geht es voran, die Wirtschaft kommt also bald wieder ins Rollen, da werden jetzt schon mal höhere Ölpreise aufgerufen.“
Spritpreise App zeigt Preisentwicklung in Echtzeit
Die mehrmals täglichen Preisänderungen an der Tankstelle dagegen sind für ADAC-Sprecher Hieff „schlichtweg Abzocke. Da wird morgens zum Berufsverkehr ordentlich hingelangt, um Profit zu machen, und zu weniger betriebsamen Zeiten mit niedrigeren Preisen um Kunden geworben.“
Hieff weist auf die ADAC-Homepage hin, wo die üblichen Preiskurven im Tages- und Wochenverlauf notiert sind. Und er empfiehlt die „ADAC Spritpreise App“ fürs Handy, auf der man deutschlandweit die Preise der jeweils umliegenden Tankstellen in Echtzeit vergleichen kann. Für von Gersdorff vom MWV sind gerade diese und ähnliche Apps mit ein Grund, warum die Preise so schnell wechseln: „Die Kunden werden schneller, die Tankstellen dann aber auch.“
Übrigens: Dass die Günstig-Marke „Star“ am Brennerhof jetzt höhere Preise aufruft als die Nachbarn Shell, Aral und Total, hat andere Gründe. Chefin Tanja Brockmann: „Unsere Preissäule ist kaputt, in Wirklichkeit sind wir billiger.“