Hamburg. Bergedorfer Kalle Herges veröffentlicht „Happy – ein Schulhund macht Ansage“. Das Kinderbuch hat eine ganz persönliche Vorgeschichte

Für einen kleinen Hund hat Happy eine ganz schön große Schnauze. Sagt seine Meinung und erzählt ohne Hemmungen von seinen Körperfunktionen. Und ein paar knackige Rap-Lines haut der wuschelige Yorkshire Terrier auch mal raus. Der Vierbeiner ist der Held im Kinderbuch „Happy – ein Schulhund macht Ansage“ des Bergedorfer Autors Kalle Herges. Aber Happy hat auch ein reales Vorbild. „Wir haben ihn 2016 an der S-Bahn-Station Nettelnburg gefunden“, erzählt der Schriftsteller davon, wie der freche Hund in sein Leben trat.

Der ausgesetzte Yorkie wog damals nur noch zwei Kilo und war nicht gechippt. „Die Tierärztin sagte, er habe nur noch zwei Tage zu leben“, erinnert sich der 63-jährige Bergedorfer. Doch Happy kämpft erfolgreich, übersteht auch mehrere Operationen. Kalle Herges und seine Frau Nicola sind beide im Hauptberuf Lehrer und tagsüber unterwegs. So nimmt Nicola Herges den kleinen Terrier mit an ihren Arbeitsplatz, die Grundschule Fiddigshagen in Nettelnburg. Happy wird zum Schulhund. Auch in der Lerntherapiepraxis, die Nicola Herges am Sachsentor betreibt, liegt der Yorkie gern mal auf dem Tisch.

Lehrer Kalle Herges veröffentlich neues Kinderbuch

Der echte Happy ist mittlerweile gestorben, im Kinderbuch lebt er weiter. „Ich wollte ihm ein Denkmal setzen“, sagt Herges. So machte er den kleinen Hund zur Hauptfigur in seinem neuen Werk. Dass der Terrier im Buch ein großmäuliger Rapper ist, der sich selbst für den Allercoolsten hält, kommt nicht von ungefähr. „Yorkies neigen zur Selbstüberschätzung“, sagt der Autor. Die possierlichen Fellknäuel wurden in England früher schließlich auch zur Rattenjagd gezüchtet.

Im Buch liegt, sitzt und tobt Happy ebenfalls als Schulhund im Klassenzimmer. Der Yorkie versteht die Sprache der Menschen, verzweifelt aber manchmal daran, dass seine Kommentare zur Lage von den Menschen nur als Kläffen verstanden werden. Dabei stellt Happy doch die richtigen Fragen: Warum lassen sich die Zweibeiner ausgerechnet von den „Dummbrummern“ unter ihnen sagen, wo es langgeht? Und warum dürfen Katzen im Haus aufs Klo, Hunde müssen aber auf die Straße?

Leser dürfen den Ausgang der Geschichten mitbestimmen

Überhaupt: Pipi, Kaka und der eine oder andere Pups sind ein Lieblingsthema des vierbeinigen Protagonisten. „Die Kinder finden das gerade bei Lesungen alles sehr lustig“, sagt Herges. Ein unverklemmter Umgang mit Körperfunktionen in Kinderbüchern sei ja spätestens seit dem Erfolg von „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“ von Werner Holzwarth nichts Ungewöhnliches mehr – und das Buch erschien ja schon 1989.

Die Leser – empfohlenes Alter zwischen acht und zehn Jahren – dürfen übrigens mitentscheiden, wie Happys Abenteuer ausgehen. Egal ob Happy Schlittenfahren geht, sich in eine Malteser-Dame verliebt oder Schülerin Lea gegen zwei fiese Typen aus der 4d verteidigt – in der Manier von klassischen „Wähle dein eigenes Abenteuer“-Bücher bietet Herges am Kapitelende stets mehrere Möglichkeiten an, wie die Geschichte fortgeführt wird.

Kalle Herges unterrichtet an der Sophie-Barat-Schule in Rotherbaum und hat dort gemeinsam mit Mitgliedern der Schulband auch schon gemeinsam in der Turnhalle eine Rap-Einlage hingelegt, um ein bisschen Werbung für Happy’s Abenteuer zu machen. Tenor: Auch berühmte Rapper wie Eminem machen keinen Stich gegen den frechen Yorkie. Den Auftritt lud der Pädagoge auf Instagram hoch.

Dass ein 63-jähriger Lehrer für Deutsch und Sport im Hoodie auf der Bühne steht, produziert nicht nur wohlwollende Kommentare. Kalle Herges kann damit leben. „Ich mache das mit Selbstironie und die Leute dürfen das auch cringe finden – wie meine Schüler sagen würden. Das ist in Ordnung.“ Durch seinen Beruf ist der Pädagoge jedenfalls stehts auf dem aktuellen Stand der Jugendkultur.

Auch interessant

„Happy – ein Schulhund macht Ansage“ ist bereits das siebte Buch, das Herges geschrieben hat. 2012 veröffentlichte er zum Beispiel die Abenteuer der „Einradgang“, die Bergedorfs Straßen unsicher machen. Auch Happy‘s Abenteuer haben Inspirationen im realen Schulalltag von Herges und seiner Frau. Der Autor legt aber großen Wert darauf, dass nur die positiven Figuren an der Schule echten Personen entsprechen.

„Happy – ein Schulhund macht Ansage“ ist im Luminare Verlag erschienen und für 12,95 Euro im Buchhandel erhältlich. In Bergedorf wird es in der Buchhandlung am Sachsentor und bei Heymann im CCB verkauft.