Hamburg. Mit einer alten Idee will die Koalition den Tunnel zwischen Bergedorf und Lohbrügge freundlicher gestalten. CDU fordert digitale Lösung

Schaukästen für die Bahnunterführung zwischen Bergedorf und Lohbrügge, eine Litfaßsäule für die Bergedorfer City. Nach Ansicht der Bergedorfer Koalition ließe sich so die Innenstadt, vor allem die ungeliebte düstere Passage unter der Bahnlinie aufwerten und gleichzeitig Werbeflächen für Bergedorfer Kultureinrichtungen schaffen. Eine elegante Lösung für zwei Probleme, so die Meinung von SPD, Grünen und FDP. CDU-Politikerin Erika Garbers hält die Idee dagegen für überholt. Ihre Fraktion würde eine digitalere Lösung vorziehen.

Die Bahnunterführung an der Alten Holstenstraße aus den 1930ern hell und einladend zu gestalten, ist eine Daueraufgabe der Bergedorfer Politik. Jetzt wollen die Fraktionen in der Bezirksversammlung einen neuen Anlauf unternehmen. „Die Passage ist zu dunkel und zu abweisend“, betonte Sozialdemokratin Katja Kramer in der Sitzung. Die 2010 installierte Lichtprojektion an den Tunnelwänden sei gescheitert, genau wie andere Versuche, den „trennenden Charakter“ zwischen den Fußgängerzonen in Bergedorf und Lohbrügge zu beseitigen.

Schaukästen sollen die Bahnunterführung in Bergedorf aufwerten

„Die guten alten Schaukästen“, könnten laut Kramer für ein angenehmeres Ambiente sorgen, hell erleuchtet mit modernen LED-Lichtern. Die Kästen selbst könnten genutzt werden, um Werbeflächen durch Plakate einzuspielen und um Bergedorfer Kulturbetrieben kostenfreien Raum für Ankündigungen zu bieten. „Das geht auch analog“, betonte die Sozialdemokratin.

CDU-Politikerin Garbers hielt dagegen: „Die Idee mit den Schaukästen hat schon vor 20 Jahren nicht funktioniert.“ Hell und sauber müsse die bisher „verkommene Bahnunterführung“ werden, so die Christdemokratin. Die CDU habe bereits Kontakt zu einem bekannten Graffitikünstler aufgenommen, der im Kulturausschuss im Juni ein Gestaltungskonzept präsentieren werde. „Licht ist wichtig“, betonte auch Ernst Heilmann (Die Linke), der daran erinnerte, dass die alten Schaukästen oft „zerstört und verdreckt waren“.

Die teuren Lichtinstallationen sind blass, die Wände mit Grafitti beschmiert.
Die teuren Lichtinstallationen sind blass, die Wände mit Grafitti beschmiert. © Bergedorfer Zeitung | Julian Willuhn

Als stadtbildprägende Idee mit Retro-Charme verkaufte auch Grünen-Politikerin Anke Bendt-Soetedjo ihren Vorschlag für eine neue Litfaßsäule an prominenter Stelle in der Bergedorfer Innenstadt. „Ein geeigneter Standort könnte der Hasseplatz sein“, heißt es im gemeinsamen Antrag der Koalition. „Wir haben bislang sehr wenig wildes Plakatieren in Bergedorf und so soll es auch bleiben“, warb Bendt-Soetedjo für weitere Werbeflächen. „Unbedingt wörtlich gemeint“ sei der Vorschlag für eine Litfaßsäule übrigens nicht, auch eine moderne Installation hält sie für denkbar.

Kulturträger können Plakatflächen „gut gebrauchen“

Auch in diesem Fall pochte die CDU auf eine zeitgemäßere Lösung. Der Bezirksabgeordnete Bernd Capeletti erinnerte an die drei großen elektronischen Werbetafeln der Firma Ströer, die in Bergedorf verteilt sind. Zuletzt hatte die Politik vorgeschlagen, dass die Bergedorfer Wochenmärkte dort verstärkt für sich werben sollen. Doch die Kosten waren so manchem Marktbeschicker zu hoch gewesen. Würde man nun die Kultureinrichtungen des Bezirks mit an Bord holen, würden sich die Ausgaben auf noch mehr Schultern verteilen, so Capeletti.

Der CDU-Mann stellte aber auch die Frage, ob Schautafeln und digitale Werbeflächen im öffentlichen Raum im Zeitalter des Internets nicht sowieso überholt seien. „Auf Hamburg.de kann man sehr einfach Veranstaltungen bewerben. Das wäre vielleicht eine Alternative zu den elektronischen Anzeigetafeln“, erklärte der Christdemokrat gegenüber der Bergedorfer Zeitung.

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Lola-Sprecherin Simone Timmann macht auf Nachfrage der bz klar, dass Werbung im öffentlichen Raum für das Kulturzentrum für ihre Einrichtung weiterhin unverzichtbar ist. „Wir brauchen die Flächen dringend. Wichtig wäre allerdings, dass etwas umgesetzt wird, dass sich die Kultureinrichtungen auch leisten können.“ Beim Bau einer Litfaßsäule stellt sich für Timmann die Frage, wer die Pflege übernimmt und Wildplakatieren verhindert. Ihre Wunschlösung: Digitale Werbetafeln, die in Bergedorf verteilt werden.

In der Bezirksversammlung wurden beide Anträge letztendlich einstimmig angenommen. Der Weg ist also frei für die Schaukästen im düsteren Tunnel und eine Litfaßsäule. Nach Verhandlungen mit der CDU bleiben aber digitale Werbeflächen, auch in der Unterführung, weiter eine Option.