Bergedorf. Linken-Fraktion plädiert für mehr Abschaltungen. Verkehrsbehörde hält dagegen – und will mehr Ampeln rund um die Uhr laufen lassen.

Mitten in der Nacht minutenlang an einer roten Ampel warten, obwohl kein einziges Auto in Sicht ist – das gefällt Bergedorfs Linken-Politikern gar nicht. Sie ärgern sich über die verlorene Zeit – und nicht zuletzt auch über den unnütz verbrauchten Sprit. Die Fraktion der Linken in der Bezirksversammlung will das ändern und fordert, möglichst viele Ampeln nachts und gern auch an Sonn- oder Feiertagen abzuschalten.

Doch Hamburgs Verkehrsbehörde winkt in ihrer Antwort auf den Prüfauftrag aus Bergedorf ab: Sie verweist darauf, dass heute schon 38 Bergedorfer Lichtzeichenanlagen nachts abgeschaltet werden, darunter neben fast allen Fußgängerampeln auch zwölf an den Kreuzungen, was nahezu jedem dritten Bergedorfer Verkehrsknoten entspricht. Das Gros der Abschaltungen reicht von 23 bis 5 Uhr, bei einzelnen Ampeln geht aber schon um 20 Uhr das Licht aus.

An 32 Bergedorfer Kreuzungen laufen die Ampeln rund um die Uhr

Rund um die Uhr in Betrieb sind die Lichtzeichenanlagen an insgesamt 32 Kreuzungen, darunter die großen Knotenpunkte wie Mohnhof, Heidhorst in Boberg und nahezu alle Straßeneinmündungen in die B 5. Ausnahmen sind etwa die Kreuzungen B 5/Billwerder Straße oder die Anlage in Höhe Fahrrad Marcks/VHH-Betriebshof am Curslacker Neuen Deich.

Für die Linke sind das deutlich zu wenig. Sie wollen „vor allem kürzere Wartezeiten für Radfahrer und Fußgänger, damit genau diese Verkehrsteilnehmer in vernünftiger Zeit ankommen“, erklärt Fraktionsvorsitzender Michael Mirbach. Doch wenn dafür Ampeln abgeschaltet werden sollen, bekommt die Behörde Bauchschmerzen: Der Schalter könne erst nach einer Prüfung „unter Zugrundelegung eines umfangreichen Kriterienkatalogs“ umgelegt werden, teilt sie den Linken mit. Dabei stehe die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer an oberster Stelle – besonders auch nachts.

Behörde will alle Fußgängerampeln für Seheingeschränkte und Erblindete umrüsten

Deshalb könnte es sogar in die entgegengesetzte Richtung gehen, selbst bei den 33 Bergedorfer Fußgängerampeln, von denen aktuell zwölf temporär abgeschaltet werden. Für die Zukunft kündigt die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende in ihrer Antwort nämlich an, dass „alle Fußgängerampeln in Hamburg für Seheingeschränkte und Erblindete umgerüstet werden und somit dann nicht mehr für eine Nachtabschaltung in Frage kommen“.

Mirbach steht diesen Umrüstungsplänen allerdings skeptisch gegenüber: „Vor allem kann mir nicht vorstellen, dass sowas in unserer Stadt schnell geht. Das kostet schließlich viel Geld. Und wie ich Hamburg kenne, stehen teure Projekte eher ganz hinten an. Das dauert also alles noch.“ Und er gibt sich kämpferisch: „Wir nehmen das jetzt erstmal so zur Kenntnis und bleiben weiter am Ball. Manchmal dauert es eben länger, bis gute Vorschläge angenommen werden.“

Das Argument der Linken, mit den nächtlichen Ampelabschaltungen auch Strom zu sparen, widerlegt die Behörde allerdings eindrucksvoll: Sie legt Zahlen vor, nach denen der Betrieb einer durchschnittlichen Ampel heute pro Stunde nur acht Cent kostet. Somit würden durch die jetzige Nachtabschaltung von insgesamt 38 Lichtzeichenanlagen in Bergedorf nur ganze 20,80 Euro pro Woche eingespart. Zudem stehe die „sukzessive Ausstattung mit LED-Technik vieler bereits bestehender Amplen“ an.