Hamburg. Der Verein feiert 25. Geburtstag und blickt auf bewegende Momente zurück. Auch Kinder aus der Ukraine spielen dabei eine Rolle.

Das wird im heutigen Geburtstagsprogramm ein großer Moment sein: Immerhin zehn Mitglieder des am 18. April 1997 gegründeten Breiten- und Freizeit- Sportvereins (BFSV) Atlantik 97 haben die gesamte Wegstrecke des Klubs mitbestritten. Sie werden am Sonnabend für 25 Jahre Mitgliedschaft im BFSV geehrt – denn ohne jene Freizeit-Fußballer aus ehemaligen Sowjetrepubliken, die sich regelmäßig trafen, würde es den Verein wohl nicht geben.

Die Gründungsgeschichte der 90er-Jahre kennt Vitali Rommel aus recht vielen Unterhaltungen. Obwohl der erst 34 Jahre alte 1. Vorsitzende eben nicht zu der Truppe der ersten Stunde gehört, erst 1998 eintrat, ist er ein Kind dieses Vereins. Spieler, Trainer, Jugendwart, dann 2014 an die Klubspitze.

BFSV Atlantik 97 wurde von Freizeit-Fußballern gegründet

Und das machten seine Vorgänger: Aus Containerdörfern in Bergedorf, Reinbek oder Billstedt flüchteten sie regelmäßig aus dem öden Alltag, um Turniere mit dem runden Leder auf einem Grandacker am Felix-Jud-Ring zu spielen. „Da soll dann einer mal laut gedacht haben: ,Wollen wir nicht einen eigenen Verein gründen?’, berichtet Rommel vom Hörensagen. Und weil an der Wand zufällig auch noch eine Weltkarte hing, soll ein anderer hinzugefügt haben: „Wir können uns doch nach dem Atlantik benennen.“ Gesagt, getan. Bei dem Erzähler bleiben aber Restzweifel: „Ganz gesichert ist diese Geschichte nicht.“

Rommel schmunzelt beim Schwelgen in BFSV-Nostalgie. Er sitzt auf einer Bierbank direkt neben dem Ort, an dem einst die Atlantik-Pioniere kickten. Mittlerweile zählt der Verein 500 Mitglieder, bei der 20-Jahr-Feier waren es gerade mal 265.

Sportliches Zuhause durch Kunstrasen und Vereinsheim

Das wird unter anderem daran liegen, dass die einst Heimatlosen nun eben am Gründungsstandort dauerhaft ein vorzeigbares sportliches Zuhause gefunden haben. Nacheinander in den Jahren 2019 und 2020 wurden der Kunstrasen und das Vereinsheim eröffnet. Vorher gab es dort nur Grand und eine Garage.

Der Platzwart mit dem Banner zum Jubiläum.
Der Platzwart mit dem Banner zum Jubiläum. © BGDZ | Jan Schubert

Der Vereinschef glaubt aber auch, dass der Zulauf am Image des BFSV Atlantik 97 liegt – als familienfreundlicher Klub „im jüngsten Stadtteil Hamburgs“, sagt Rommel, „zu uns kommen unglaublich viele Kinder. Wir machen anscheinend gute Arbeit, hier fühlt man sich wohl.“ Damit das weiter so bleibt, möchte der Deutsch-Russe aus Neuallermöhe demnächst mehr in die Trainerausbildung investieren.

Der 25. Geburtstag des BFSV Atlantik 97 fällt in ein Kriegsjahr, am 24. Februar 2022 hat Russland die benachbarte Ukraine überfallen. Kann da am heutigen Sonnabend am Felix-Jud-Ring unbeschwert gefeiert werden?

Viele Ukraine-Flüchtlinge spielen im russisch geprägten Verein

Vitali Rommel meint schon – aus vielen guten Gründen. Was der 34-Jährige fast beiläufig erzählt, überrascht: Denn der russisch geprägte Sportverein begrüßte seit Ende Fe­bruar auch 50 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, organisierte für sie Unterkünfte, begleitete Behördengänge, bot sogar Deutschkurse im Vereinsheim an. Vor allem ukrainische Kinder seien teilweise in den zehn Fußball-Jugendteams untergekommen.

Vitali Rommel: „Uns belastet dieser Konflikt nicht. Klar redet man darüber, aber es gab noch nicht einen Konflikt, auch keinen Hass. Wir sind ein Sportverein, wollen uns politisch raushalten.“ Und überhaupt: Wenn es einen multikulturellen Schmelztiegel gäbe, dann wohl bei den Neuallermöhern, die mittlerweile in drei angebotenen Sportarten (Fußball, Volleyball, Gorodki) auf Sportler aus 38 Nationen kommen. Nicht nur aus Osteuropa, sondern auch aus Asien oder Afrika.

Stolz auf sportliche Erfolge des Vereins

Lieber möchten die Blau-Weißen über die jüngsten Erfolge sprechen, die so gut zum Jubiläumsjahr passen. Vor allem die Fußballer haben sie eingefahren: Die 1. Herrenmannschaft ist nach elf Jahren wieder in die Bezirksliga aufgestiegen – übrigens mit Routinier Rommel am Ball. Die C-Junioren spielen künftig in der Landesliga. Auch die Alte Herren klettert eine Klasse. Und die Senioren Ü40 sind die beste Mannschaft Hamburgs – wenn es da nicht die Routiniers des SC Victoria gebe, die in zwei Endspielen gegen die Geburtstagskinder triumphierten, zuletzt am vorigen Sonnabend am Felix-Jud-Ring nach Elfmeterschießen. „Sportlich passt das aber insgesamt zu unserem 25. Geburtstag“, findet Fußballer Rommel.

Der Ehrentag wird am Sonnabend, 25. Juni, um 12 Uhr auf dem Kunstgrün mit einem Sportfest gefeiert, zu dem sich auch Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann angekündigt hat. Alle Mannschaften des BFSV werden wie bei einem olympischen Fahneneinlauf vom Vereinschef vorgestellt. Nach ein paar Grußworten warten Hüpfburg, Torwand, Kulinarisches und vieles mehr auf die Gäste – und natürlich die Sonderehrung der zehn Gründungsväter.