Bergedorf. Außer Kürbis und Melone geht auf dem Balkon eigentlich alles – wenn Temperatur, Dünger und Topfgröße stimmen.

Der Spaß am Einkaufen endet dieser Tage spätestens an der Kasse, denn die Preissteigerungen der vergangenen Wochen drücken enorm auf das Budget für den Lebensunterhalt. Die Preise für Tomaten und Gurken haben sich beinahe verdoppelt. Jedoch ist es gar nicht notwendig, das Geld im Supermarkt zu lassen: „Alles kann im Topf wachsen, sogar auf dem eigenen Balkon“ erklärt Gärtnerin Sabrina Meyer-Ehlers aus Kirchwerder. Die 39-Jährige sieht die immer höheren Heizkosten als Hauptverursacher für das teure Gemüse, da es häufig in beheizten Gewächshäusern vorgezogen wird. Lässt man sein Gemüse zu Hause wachsen, fallen diese Kosten weg.

Sabrina Meyer-Ehlers ist die Lebensgefährtin von André Harden, dem Geschäftsführer des Gartenbaubetriebs am Kirchwerder Elbdeich 256. Auf dem Hof verkaufen sie vor allem Zierblumen, erweiterten das Angebot vor zwei Jahren auf Gemüsesetzlinge: Salat, Dattel- und Cocktailtomaten, Mini-Gurken, Mangold, Paprika oder auch Chili wachsen auf dem Balkon, selbst im fünften Stock – bloß Kürbis und Melone sind zu groß. Ihren Kunden erklärt die Frau mit dem grünen Daumen, wie selbst auf dem kleinsten Balkon in der Bergedorfer Innenstadt ein eigener Gemüsegarten entstehen kann.

Hobby-Gärtner können Tomaten und Gurken anbauen

„Der Ort ist bereits die halbe Miete“, so die Gärtnerin. Ein sonniger Platz wäre optimal, Halbschatten mit nur ein paar Sonnenstunden sei ebenso möglich, aber: „Eigentlich gibt es keine Gemüsepflanze, die gut im Schatten wächst.“ Zudem sollte der Blumentopf nicht zu klein sein. Denn er dient als Wasserspeicher und spendet den Wurzeln Platz. Ein Kübel von etwa 30 mal 30 Zentimetern ist für viele Gemüsesorten perfekt, solange man nur eine Pflanze darin vergräbt. „Unsere Tomatensetzlinge tragen bis in den Frühherbst meist eine Unmenge an Früchten“, sagt die 39-Jährige.

Die Tomate bevorzugt eine warme Stelle vor der Hauswand. Gurken lieben besonders die Windstille. Bei beiden Gemüsesorten sollte man im Blick behalten, dass sie in die Höhe wachsen: Als Stabilisatoren helfen drei Bambusstäbe, die dreieckig im Topf stehen. Fällt aus der Spitze ein Faden, können sich die Pflanzen daran hochranken.

Hochwertige Erde ist gut, aber gedüngt werden muss auch

Ist der Ort einmal gewählt, geht es an die Vorbereitung: Sabrina Meyer-Ehlers empfiehlt hochwertige Erde. Nichtsdestotrotz gehe nichts ohne Dünger: „Sonst würde den Pflanzen Nährstoffe fehlen“, mahnt sie. Unterschieden wird hier zwischen Flüssigdünger im Gießwasser und trockenem Dünger, der regelmäßig locker in die Erde eingegraben wird. Der Küchenkompost kann als weiterer Zusatz dienen.

Ein anderes Thema, das schnell zum Anfängerfehler wird, ist das Gießen. Tomaten und Gurken zum Beispiel mögen kein von oben kommendes Wasser – also bitte nicht in den Regen stellen. Dem Mangold allerdings würde das nichts ausmachen. Der ist zudem winterfest: „Wenn der Strunk stehenbleibt, also das Herz der Pflanze im Winter gegossen und gedüngt wird, kann man in der nächsten Saison auf Ernteerträge hoffen“, betont Sabrina Meyer-Ehlers und rät, täglich nur abends zu gießen: „Dann reicht die Flüssigkeit für den nächsten Sonnentag.“

Temperaturen sollten nachts nicht mehr unter acht Grad sinken

Wann aber darf die Pflanze auf den Balkon? Sofern die Temperaturen nachts nicht unter acht bis zehn Grad fallen, können die Setzlinge gut überleben. Als Richtwert gelten die Eisheiligen (11. bis 15. Mai): „Bis dahin würde ich die Pflänzchen erstmal drinnen wachsen lassen“, so Meyer-Ehlers.

Nicht zuletzt sollte der Hobby-Gärtner auch an das Ausgeizen denken. In der Fachsprache heißt das so, wenn man die kleinen Blättchen am Stiel abkneift, damit die Energie der Pflanze in die Früchte wandert und nicht allein in die Blätter.

Fazit: „Das eigene Gemüse schmeckt viel besser als aus dem Supermarkt. Zudem ist es langfristig billiger, und die Kinder haben beim Ernten immer ihren Spaß“, sagt die Gärtnerin aus Kirchwerder.