Hamburg. Bergedorfs Geschichtswerkstatt nimmt kein Blatt vor den Mund. Rundgang am 24. April steuert historische Mogelpackungen an.

Sie gehören zu jenen unter Bergedorfs Stadtrundgängen, die gern auch mal anecken. Schließlich nimmt das Team vom Kultur- & Geschichtskontor kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Zerstörung historischer Gebäude im Auftrag einer vermeintlich modernen Stadtentwicklung geht.

Das gilt für die kommende zweite Tour der Saison ganz besonders, bei der es am Sonntag heißt: „Bergedorf – Altes neu entdeckt“. Start ist um 14 Uhr vor dem Sitz des Kultur- & Geschichtskontors am Reetwerder 17. Eine Anmeldung ist wie immer nicht erforderlich – und in diesem Fall auch keine Bezahlung, weil am 24. April der Tag der Geschichtswerkstätten ist. Spenden sind dennoch willkommen.

Bergedorf: Rundgang steuert historische Mogelpackungen an

Zwei Stunden wird Kontorchefin Caroline Bergen (54) mit ihren Gästen im Zentrum Bergedorfs unterwegs sein. Ziele sind neben dem Schloss und seinen spätmittelalterlichen Befestigungsanlagen die Relikte des vor knapp 100 Jahren zugeschütteten Stadtgrabens sowie Zeugnisse der massiven Industrialisierung im späten 19. Jahrhundert. Zudem werden historische Mogelpackungen angesteuert, darunter die Kornwassermühle vis-à-vis von St. Petri und Pauli, gebaut in den 1970er-Jahren, und das kaum ältere Block House gleich nebenan.

Typisch für einen Rundgang des Kultur- & Geschichtskontors: Auf alten Bildern wird – hier von Christian Römmer am Bergedorfer Hafen – gezeigt, welche Gebäude an dieser Stelle früher standen.
Typisch für einen Rundgang des Kultur- & Geschichtskontors: Auf alten Bildern wird – hier von Christian Römmer am Bergedorfer Hafen – gezeigt, welche Gebäude an dieser Stelle früher standen. © Tim Schreiber

Einen ausführlichen Stopp wird Caroline Bergen am Serrahn einlegen, der sich gerade mühsam zurück zu dem entwickelt, was er bis in die 1950er-Jahre war: Bergedorfs quirliger Hafen mit Kränen, Frachtschiffen und Hafenkneipen. Das Ende kam auch hier durch eine fragwürdige Entscheidung der Stadtplaner: Sie ließen die Brücke der Bergedorfer Straße/B 5 Mitte der 50er-Jahre so niedrig über das Wasser bauen, dass keines der alten Schiffe unter ihr hindurch passte.

Weitere Rundgänge in Bergedorf mit interessanten Themen

„Ich freue mich sehr auf diesen Rundgang“, sagt Caroline Bergen, die Ende 2019 das Geschichtskontor übernahm und die Touren teils zusammen mit ihrem Vorgänger Christian Römmer leitet. „Gerade das Thema Stadtplanung ist perfekt, um in einen intensiven Austausch mit dem Publikum zu kommen.“

Themen der weiteren Rundgänge dieser Saison – dann wieder mit Teilnahmegebühr von 9 Euro – sind unter anderem Bergedorfs Friedhof (1. Juni, 18 Uhr; ab Kapelle I), das 100 Jahre alte Neubaugebiet Gojenberg (12. Juni, 14 Uhr; ab Kirche St. Michael) und die Spuren des Nationalsozialismus’ in Bergedorf (6. Juli, 18 Uhr; ab Kultur- & Geschichtskontor).

Sämtliche Termine stehen unter geschichts-kontor.de/rundgaenge sowie in der Broschüre „Kiek mol“, die unter anderem im Kontor ausliegt. Sie umfasst zudem die Stadtrundgänge aller anderen Hamburger Geschichtswerkstätten.