Hamburg. Die Profilklasse der Stadtteilschule Bergedorf bringt ein Stück zur Bismarck-Zeit auf die Bühne. Überzeuen sie eine Jury aus Berlin?
Schaffen es diese jungen Theatermacher in die nächste Runde? Eine Jury der Berliner Festspiele besucht am Dienstag die Stadtteilschule Bergedorf (GSB) und schaut sich dort auf der „Bühne 13“ das mehr als eineinhalb Stunden lange Stück der Profilklasse Geschichte und Theater zum Thema Kolonialismus an. Dann entscheiden die Preisrichter, ob die Bühnenproduktion „Schöne Grüße aus den Kolonien! Oder: Zur Hölle mit dem Bismarckdenkmal“ als einer von zehn teilnehmenden Beiträgen bei den Berliner Festspielen im Jugendprogramm gezeigt wird.
„Wir sind jetzt schon unter den letzten 25 bei der Ausscheidung“, sagt Projektleiter Bernd Ruffer, „und das ist schon mal ein großer Erfolg, wenn man bedenkt, dass die Teilnehmer überwiegend Jugendabteilungen großer Theater wie Thalia oder Schauspielhaus sind und nur ganz wenig Schultheater dabei ist.“
In Bergedorf wird das Stück Anfang Juni bei den Kulturtagen der Schule aufgeführt
„Schöne Grüße aus den Kolonien!“ ist eine schonungslose Abrechnung mit menschenverachtendem Kolonialismus und Sklavenhandel, der von deutschem Boden ausging. Angeprangert wird, dass „Menschen aufgrund ihrer menschlichen Eigenschaften zu Handelsware gemacht wurden“, heißt es in einer Passage. „Die Hamburger Kaufmannschaft hat seinerzeit Bismarck vor sich hergetrieben bei der Ausweisung sogenannter ,Schutzgebiete’, die dann nichts anderes waren als Kolonien“, beschreibt Ruffer, dessen Skript auch Bögen schlägt zu Strukturen der Gegenwart – zum Bau der WM-Fußballstadien in Katar unter sklavenähnlichen Zuständen oder zur Smartphone-Produktion mit Rohstoffen, die von Kindern geschürft werden.
Auch falls das Stück es nicht in die Berliner Endauswahl schaffen sollte: In Bergedorf wird es Anfang Juni bei den Kulturtagen der Schule aufgeführt, außerdem im Frühsommer bei den Jugendtheatertagen im Haus im Park sowie danach beim Hamburger Schultheaterfestival. Wer schon am heutigen Dienstag ab 12 Uhr mit im Publikum sitzen möchte, schreibt schnell eine Mail an: bernd.ruffer@stsbergedorf.de.