Hamburg/Wentorf. Das THW wird stets dann angefordert, wenn die Lage schwierig ist. Jetzt freuen sich die Kameraden über zwei neue Errungenschaften.

So ordentlich können Männer sein: Drahtseile, Leinen, Schäkel (Verbindungsglieder) und Zurrgurte mit Ratschen liegen in der einen Kiste. Die andere ist gefüllt mit Hydraulikwerkzeugen, Tauchpumpen, Dichtungskeilen und einer Schlauchbrücke. Ziemlich voll ist die Lagerhalle des Technischen Hilfswerks Bergedorf.

„Wir sind wirklich ganz gut ausgerüstet“, sagt Nico Bremer. Der 32-jährige ist seit 21 Jahren ehrenamtlich im Team, das sich am Sollredder in Wentorf trifft. Und da werden gleich zwei neue Errungenschaften gefeiert: ein Mannschaftswagen mit acht Sitzen und Funkausstattung sowie ein Mehrzweck-Gerätewagen mit Ladefläche, auf dem weit mehr als Beleuchtung, Absperrungen, Ölbindemittel und eine Kettensäge Platz finden.

Flottenmodernisierung für das Technische Hilfswerk

Für die Stars im Fuhrpark hat der SPD-Bundestagsabgeordnete Metin Hakverdi gesorgt, Hamburgs Landesvorsitzender der THW Helfervereinigung und selbst aktiver Katastrophenschützer. Eine gute Ausstattung sei wichtig, „deshalb bin ich stolz, dass ich als Mitglied des Haushaltsausschusses des Bundestages dieses Flottenmodernisierungsprogramm für das Technische Hilfswerk auf den Weg bringen konnte“, schreibt er in einer Pressemitteilung und betont, dass bundesweit knapp 1000 neue Fahrzeuge an die Ortsverbände ausgeliefert wurden. In Hamburg seien es 18 neue Fahrzeuge für rund 1,5 Millionen Euro.

Im Ahrtal hat das THW 20.000 Liter Heizöl aus den Kellern gepumpt

„Der große Wagen hat locker 350.000 Euro gekostet. Jetzt können wir das alte Ding mit Baujahr 1986 endlich meistbietend versteigern. Camper und Expeditionsfahrer sind ganz heiß darauf“, erzählt Nico Bremer, der mal Elektroniker gelernt hat und heute im Hamburger Hafen die Messtechnik der Pegelanlagen steuert – das ist wichtig für die Sturmflutvorhersage.

Mit Wasser kennen sich die 80 Bergedorfer THWler (darunter sind zehn Frauen) längst gut aus, waren sie doch auch zu Einsätzen im überfluteten Ahrtal. „Wir haben gut 20.000 Liter Heizöl aus den überschwemmten Kellern abgepumpt und im Klärwerk Sinzig eine Separationsanlage aufgebaut, wo das Wasser rausgezogen wurde“, erzählt Markus Lingner von der Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen.

THW ist immer zur Stelle, wenn es um besondere Lagen geht

Anschließend habe der Shell-Konzern das Öl übernommen und zur Raffinerie gefahren, berichtet der Zugführer, dessen Kameraden ebenso die Elektro-Versorgung für den Camp-Aufbau der Helfer übernahmen.

Das THW sei immer zur Stelle, wenn es um besondere Lagen gehe und technische oder auch logistische Finesse erforderlich sei. Wenn etwas der Radlader einer Räumgruppe Hydraulikprobleme habe, sei es praktisch, wenn das vor Ort repariert werden könne.

Hilfe auch im Impfstoff-Zentrallager in Schleswig-Holstein

Insgesamt habe die Bergedorfer Truppe im vergangenen Jahr 17.000 Einsatzstunden geleistet. „Knapp 7000 davon waren im Ahrtal“, liest die Ortsbeauftragte Curlyn Beckmann in der Statistik. Gut 10.000 Stunden fielen auf die Corona-Hilfe: In einem Zentrallager in Schleswig-Holstein galt es, die Impfstoffe zu kommissionieren und an die Impfzentren auszufahren – ohne die Kühlkette zu unterbrechen.

„Das ist schon toll, dass wir Ehrenamtlichen eine so hohe Verantwortung übertragen bekommen haben“, meint Curlyn Beckmann und erwähnt, dass anfangs elf Tage lang durchgearbeitet wurde: „Das war für unsere Arbeitgeber schon eine Belastung.“

Aber auch andere Aufgaben kommen hinzu. So fragt der Zoll an, wenn es eine Kontrolle im Hafen­gebiet gibt, braucht Hamburgs Polizei Hilfe bei der Beleuchtung von großen Verkehrskontrollen. Da ist jede helfende Hand willkommen.

Derzeit werden Helfer in der Küche gesucht

„Wir nehmen nicht nur technische Ingenieure, sondern auch Mediziner und Verwaltungsbeamte. Im Moment könnten wir jemanden für die Küche gebrauchen, das muss kein gelernter Koch sein“, betont Nico Bremer und verweist auf die sechswöchige Grundausbildung, die wieder im März starten soll.

Er selbst ist der Ortsjugendbeauftragte, der aktuell 21 Jugendliche und Kinder (schon ab sechs Jahre) betreut. „Da wächst man rein, wir sind ein tolles und manchmal verrücktes Team“, ahnte er wohl schon, als er mit elf Jahren seine Leidenschaft für das THW entdeckte – aber seither „auch viel menschliches Leid gesehen hat“.