Hamburg. Gleich doppelt Gegenwind bekamen Bergedorfs Querdenker am Montagabend vor St. Petri und Pauli. Auch Pastor Baldenius war dabei.
Als eine von gut 350 Besucherinnen und Besuchern des Freiluft-Gottesdienstes „Ein Gebet in Zeiten der Pandemie“ am Montagabend vor der Kirche St. Petri und Pauli brachte es Regina Klemm-Wenk auf den Punkt: „Ein starkes Zeichen für Pastor Baldenius und sehr mutig. Ich freue mich für ihn, dass er nach den vielen Anfeindungen nun von den Bergedorfern so viel Zuspruch erhält.“
Gleich doppelt Gegenwind bekamen Bergedorfs Querdenker am Montag vor St. Petri und Pauli. Die Corona-Leugner, die seit Monaten immer montags auf dem Johann-Adolf-Hasse-Platz zum Demonstrationszug durch Bergedorfs City starten, fanden sich „umarmt“ vom Open-Air-Gottesdienst vor der Kirche und der rund 130 Menschen zählenden Gegen-Demo „Gemeinsam gegen Wissenschaftsleugnung: Querdenkern entgegentreten“ des Bündnisses „Bergedorfer gegen Rechts“ vis-à-vis auf der Vierlandenstraße.
Querdenker in Bergedorf: Von der Gegen-Demo gab es heftig Contra
Trotzdem marschierten gut 100 Querdenker von hier durch die Stadt. Erst hinauf zum Lohbrügger Markt, dann – abgesichert durch 30 Polizisten – durch das Pfeifkonzert im Nadelöhr zwischen Gegendemo und Kirche. Und weiter durch das Sachsentor.
Während der Gottesdienst sich eher indirekt gegen die Verschwörungsthesen der Querdenker stellte, indem für die Opfer und die Betroffenen der Pandemie gebetet wurde, gab es von der Gegen-Demo heftig Contra: „Querdenken hilft Rechtsextremen und gefährdet unsere Demokratie“, ordneten die „Omas gegen Rechts“ das Gedankengut ein. Und Helmuth Sturmhoebel von den Linken kommentierte Plakate wie „Kinderlachen statt Maskenzwang“ mit den Worten: „Am Ende der Pandemie, so denke ich, gilt der Satz mit den 3 G: geimpft, genesen oder gestorben.“
Anfeindungen gegen Pastor Andreas Baldenius
Auslöser des doppelten Gegenwinds waren die Anfeindungen gegen Pastor Andreas Baldenius vom Montag nach Weihnachten. Wie berichtet, war er ans Mikrofon der Querdenker getreten und hatte sie zu mehr Vertrauen in die Wissenschaft aufgerufen. Die Verschwörungstheorien der Impfgegner bezeichnete er als Ergebnis von Filterblasen im Internet. Die Querdenker seien gerade nicht die kritische Elite, für die sie sich hielten, sondern eine kleine, wenn auch laute Minderheit, die für rationale Argumente nicht mehr empfänglich ist.
Die Folge waren massive Anfeindungen per Telefon und E-Mail sowie in den Sozialen Medien. Darauf bezogen sich gestern die Anmelder der Gegendemonstration vom „Bergedorfer Bündnis gegen Rechts“: Diese Reaktionen seien nicht hinnehmbar, die schweigende Mehrheit der Impfbefürworter sei aufgefordert, jetzt in Bergedorf Flagge zu zeigen: „Aus unser Sicht sind alle Bürger gefragt, der Minderheit der Verschwörungserzähler entgegen zu treten, die das Ende der Corona-Pandemie für uns alle gefährden.“
Open-Air-Gottesdienst sollte ein Zeichen setzen
Auch der Open-Air-Gottesdienst, geleitet von Pastor Baldenius persönlich, sollte ein Zeichen setzen. Allerdings keines der Abschottung gegen die Querdenker. Vielmehr verzichtete die Kirche bewusst darauf, gezielte direkte Botschaften gegen die Querdenker zu senden. Im Gegenteil: Die Impfgegner wurden zum Mitfeiern eingeladen – mit Maske und Abstand. Doch dieses Angebot nahmen die Impfgegner nicht an. Noch bevor der Gottesdienst startete, setzte sich der Tross zu den Klängen der „Friedenshymne“ von Alien’s Best Friend in Bewegung: „Wir stehen für Wahrheit, Freiheit, Liebe. Sie wollen uns unsere Würde nehmen, doch wir stellen uns ihnen entgegen.“
Worte, die Prof. Dr. Marco Sailer erschütterten. Der ärztlicher Direktor des Bethesda Krankenhauses, das täglich um das Leben vieler an Corona Erkrankter kämpft, war mit mehren Chefärzten und Klinik-Geschäftsführerin Maria Theis zum Gottesdienst gekommen.