Hamburg. Dass das Villenviertel besonders ist und sich behutsam ändern sollte, ist der Politik bekannt. Dennoch befürchtet die CDU Abriss.
Stolz reiht sich hier manch eine alte Villa an die nächste, nur manchmal unterbrochen von jüngeren Gebäuden. Dass das Bergedorfer Villengebiet etwas Besonderes ist und dass es sich gerade in der wachsenden Stadt nur behutsam wandeln sollte, wurde schon lange erkannt: Bereits vor Jahren wurde das B-Planverfahren 106 zum Schutz des Viertels begonnen. Doch dass zuletzt 2019 über einen Zwischenstand berichtet wurde, reicht der CDU nicht: Sie forderte jetzt in einem Antrag, den „Charakter des Villenviertels zu erhalten“ und schnell eine Erhaltungsverordnung zu erlassen.
CDU fordert eine Erhaltungsverordnung als Vorgabe für Stadtentwicklung
Ein Grund: Am Gojenbergsweg würden aktuell zwei Vorhaben besprochen, die „durch Abriss der prägenden Bestandsgebäude und unter Ausschöpfung des maximalen Bauvolumens zukünftige Fremdkörper in diesem Gebiet sein werden“, fürchtet Antragsteller Sven Noetzel (CDU).
Der Bauexperte machte Bergedorfs Koalition aus SPD, Grünen und FDP für den Stillstand mitverantwortlich: „Seit zwei Jahren sehen Sie hier Beratungsbedarf. Und was passiert? Nichts.“ Vor zwei Jahren hatte die Verwaltung umfangreich über den Stand des B-Planverfahrens berichtet – und vorwiegend etliche Probleme benannt. So sei das Plangebiet mit etwa 800 Hauptgebäuden sehr groß.
CDU: Gebiet sei Anreiz für Investoren
Es gebe sehr viele unterschiedliche Gebäudestile, Größen und Grundstückssituationen. Hinzu kommen Probleme durch die nahe Bahn und den Lärmschutz. Konsequenz: Es sei womöglich am einfachsten, das vorhandene alte Planrecht einfach „konsequenter anzuwenden“.
Die CDU meint aber, dass mit den aktuellen Bebauungsplänen „die Handhabe für Gestaltungsvorgaben durch Politik und Verwaltung“ fehle. Stattdessen werde Investoren sogar ein Anreiz für Abriss und Neubau gegeben.
Antrag wurde in den Stadtentwicklungsausschuss überwiesen
Noetzels Appell verhallte nicht ganz ungehört. Heinz Jarchow (SPD) vermisste jedoch Konkretes: „Ich hätte mir gewünscht, dass Sie wenigstens Planungsziele definieren“, kritisierte er. Eine Erhaltungsverordnung könne nicht einfach so entstehen, sie brauche ein Ziel. Die Lage im Villengebiet sei nun mal sehr komplex.
Deshalb wurde der Antrag – in dem auch gefordert wird, das B-Planverfahren umgehend wieder aufzunehmen – in den Stadtentwicklungsausschuss überwiesen.