Hamburg. Vor 60 Jahren kamen die ersten sogenannten Gastarbeiter nach Deutschland. Drei türkischstämmige Ehepaare erzählen von ihrem Leben.

In der Zeit des Wirtschaftswunders brauchte Deutschland Arbeitskräfte und schloss deshalb ein Anwerbeabkommen mit der Türkei und anderen südeuropäischen Ländern zur Anwerbung von Gastarbeitern. „Das ist genau 60 Jahre her“, weiß der Bergedorfer Bürgerschaftsabgeordnete Ali Simsek (SPD), dessen Eltern seinerzeit ebenfalls als Gastarbeiter nach Deutschland kamen: „Meine Mutter arbeitete in einem Hotel in Koblenz, mein Vater in Gärtnereien der Vier- und Marschlande“, erzählt der 48-Jährige. Er selbst kam als 16-Jähriger nach Deutschland und lebte hier bei Onkel und Tante.

Für Donnerstag, 25. November, 18 Uhr, hat Simsek ins Kulturforum an der Serrahnstraße 1 eingeladen, wo drei türkischstämmige Ehepaare (69 bis 75 Jahre alt) von ihren Erfahrungen berichten werden, so etwa von der Eröffnung des ersten türkischen Restaurants in Billstedt.

Kurzfilm handelt von der dritten Generation, den Enkeln

Nicht alle, aber doch viele von ihnen sind gern in Deutschland geblieben. Und so stellten sich als Rentner ganz andere Fragen, insbesondere der Integration, denn längst nicht jeder hatte inzwischen gelernt, Deutsch zu sprechen. In Nettelnburg stand ihnen der Sozialarbeiter Cengiz Yagli zur Seite, der im Namen des ASB und der Arbeiterwohlfahrt Hilfe anbot. Auch er wird am 25. November im Kulturforum von seinen Erinnerungen berichten. Nicht zuletzt wird den Gästen ein Kurzfilm gezeigt, der von der dritten Generation handelt: Von den Enkeln der Gastarbeiter, die in Deutschland geboren wurden.

„Es geht um das Bemühen, um Teilhabe, gesellschaftliche Anerkennung und das Leben der Gastarbeiterfamilien“, sagt Simsek, der ein monatliches Erzählcafé gründen will und auf genügend Material hofft, um eine Ausstellung im Bergedorfer Schlossmuseum zeigen zu können. Schließlich, so schätzt er, leben in Bergedorf heute bis zu 10.000 türkische Familien.