Hamburg. Weil sie keinem Verein angehören, haben junge Fußballer keinen Platz mehr zum Spielen. Jetzt soll die Politik eine Lösung finden.

Sich den Fußball schnappen und drauflos kicken – die Gelegenheiten sind im Zuge des Bolzplatzsterbens und weniger attraktiven Sportanlagen zuletzt immer eingeschränkter geworden. So auch im Arbeiterstadtteil Bergedorf-West, wo außerdem die Möglichkeit von frei zugänglichen Sportplätzen immer begrenzter wird.

Genau nach einer solchen Spielmöglichkeit suchen sie: Kevin Nassir-Deen (29) und Sanjit-Singh Satsch-Dewa(20) gehören zu einer Freizeittruppe, die schon zu Kindheits- und Jugendtagen den einstigen Betonplatz hinter dem Berufsschulkomplex BS08 am Ladenbeker Furtweg lieben lernten. Drei-, viermal die Woche ging es auf dem Platz zur Sache – mal elf gegen elf, mal mit nur sechs Mann.

Viele Sportanlagen werden mit Kunstrasen ausgerüstet

Nun fühlen sich Nassir-Deen, Satsch-Dewa und Co. seit einigen Jahren ausgesperrt, weil der mittlerweile auf Kunstrasen umgerüstete Platz an der Berufsschule vollständig umzäunt wurde. Zunächst standen zwar noch Einstiegslücken im Zaun offen, „da sind wir dann einfach durchgestiegen“, erinnert sich Satsch-Dewa – jetzt hängen dort Vorhängeschlösser.

Woran das liegt, erklärt Claas Ricker von der Finanzbehörde: Der Kunstrasen sei „keine öffentliche Fläche, die der Öffentlichkeit rund um die Uhr zugänglich“ sei. In diesem Kontext stehe auch die Umzäunung. Damit solle Vandalismusschäden am Belag vorgebeugt werden, erklärt Ricker. Und: „Eine Nutzung ist nur als Mitglied eines hier trainierenden Vereins möglich.“

Freizeitsportler wollen mit der Lokalpolitik reden

Vereinsbeitritte kommen für die Freizeitballkünstler aus Zeit- und finanziellen Gründen nicht infrage. „Für viele junge Leute, die in Bergedorf-West leben, ist dieser Fußballplatz eine Art Sehnsuchtsort“, sagt Kevin Nassir-Deen, „hier hat man immer eine Gemeinsamkeit gefunden.“ Und Satsch-Dewa bringt es auf den Punkt: „Unsere Freizeitaktivität ist plötzlich weggebrochen.“

Die Freizeitsportler wollen nun mit der Lokalpolitik reden, um für ihre Belange zu kämpfen. Und die beschäftigt sich in Bergedorf-West mit einem weiteren Sportplatz.

Zu klein, total verwildert, bei Schlechtwetter im Grunde unbespielbar, die Umkleiden unzumutbar: Keine attraktive Alternative stellt weiterhin die bezirkliche Sportanlage des SV Bergedorf-West am Friedrich-Frank-Bogen dar.

Grandplatz des SV Bergedorf-West in einem katastrophalen Zustand

Linke und CDU brachten die „Revitalisierung des Sportplatzes“ und damit eine Umgestaltung zum wiederholten Mal auf die Tagesordnung des Ausschusses für Sport und Bildung – denn trotz Mehrheitsbeschluss der Bezirksversammlung im September 2020 ist bis auf einmal Abziehen und etwas Unkrautentfernung zuletzt nichts geschehen.

Der Grandplatz ist im katastrophalen Zustand. „Die Leute wünschen sich dort einiges“, weiß Michael Mirbach (Linke), „also einen vernünftigen Belag wie Kunstrasen.“ Tamara Al-Keilani (SPD) betonte „die riesige Bedeutung für den Stadtteil und Sportverein“.

Sportplatz soll Teil des Umgestaltungskonzepts des Stadtteils werden

Doch eines ist jetzt klar: Eine Drehung der Spielfläche ist nach Angaben von Detlef Trute (Leiter Fachamt Sozialraummanagement) nicht möglich. Auch eine schlichte Sanierung des Grands sei wirtschaftlich fragwürdig, die Anlage entspreche von Maßen und Sicherheitszonen schon lange nicht mehr dem heutigen Standard. Aber: „Wir sollten nicht viel investieren, bevor wir kein Gesamtkonzept haben“, so Trute.

Dass die Anlage des SV BeWe ein negativer Faktor ist, davon weiß Nachbar Boris Schmidt (SPD) als 1. Vorsitzender der TSG Bergedorf zu berichten: Der Verein zählte einst 500 Mitglieder, heute sind es nur noch 36 Sportler.

Ein Ansatz für Schmidt ist es, „dass dieser Platz im Rahmen des Umgestaltungskonzepts des gesamten Stadtteils“ geplant werde. Schmidt denkt damit ebenso wie Trute an die Zentrumsumgestaltung von Bergedorf-West durch das Architektenbüro KPW. Jedoch versprach Detlef Trute, in den kommenden Sportausschüssen „regelhaft“ vorzutragen, „wenn es etwas über diesen Sportplatz zu berichten gibt“.