Lohbrügge. Es ist eine Ausstellung gegen das Vergessen und für Courage – organisiert von Schülern des 13. Jahrgangs für Schüler der 10. Klassen.

Flugblätter wirbeln durch die Luft, Schritte trampeln, Stimmengewirr wird laut – bis es mit dem Satz „Ihr tragt keine Schuld, aber ihr macht euch schuldig, wenn es euch nicht interessiert“ verstummt. Mit diesem Zitat der Holocaust-Zeitzeugin Esther Bejarano († 2021) beenden die Schülerinnen und Schüler am Montagmittag ihre kurze Theater-Performance zum Thema NS-Widerstand – und eröffnen so die passende Ausstellung in der Stadtteilschule Bergedorf.

Ausstellung bleibt eine Woche in der Schule

Eine Woche lang bleiben die Infotafeln unter dem Namen „Was konnten Sie tun? Widerstand gegen den NS 1939 - 1945“ in der Schule und stellen einige der bekanntesten Widerstandskämpfer der Nazi-Zeit vor. Im Rahmen ihrer Projektwoche zum Thema Holocaust werden hier 175 Zehntklässler der Schule in den kommenden Tagen durchgeführt.

Organisiert wird das von Jugendlichen des 13. Jahrgangs: Denn die Schüler des Geschichts- und Theaterprofils haben sich im Unterricht mit den Biografien der damaligen Regime-Gegner auseinandergesetzt – und wissen nun jede Menge zu dem Thema.

Vor allem Einzelschicksale der Widerstandskämpfer haben bewegt

„Sich mit den NS-Gegnern zu beschäftigen, ermutigt, sich auch heute zu Wort zu melden, wenn Gesellschaftsgruppen ausgegrenzt werden. Es zeigt: Wir müssen laut sein, damit so etwas nicht wieder passiert. Schließlich können wir heute reden, ohne dass uns Strafen drohen“, sagt Elia Brachvogel (18).

Auch Lisa Brüggemann meint: „Vieles passiert durch Unwissenheit. Wir aber haben das Wissen über die Zeit und den Widerstand und können es nun weitergeben.“ Und Lehrerin Antje Böker ergänzt, dass vor allem die Einzelschicksale der Widerstandskämpfer die Schüler bewegt haben. „Da gab es zum Beispiel den Schreiner Georg Elser, der 1939 ganz allein das Sprengstoffattentat auf Hitler in München verübte. Ohne Mitglied irgendeiner Gruppe zu sein. Das hat die Jugendlichen sehr fasziniert.“

Axel Smends Vater war am Attentat auf Hitler beteiligt – und flog auf

Axel Smend von der Stiftung „20. Juli 1944“ ist aus Berlin angereist, um die Ausstellung  zu eröffnen. Sein Vater war selbst im Widerstand gegen das NS-Regime.
Axel Smend von der Stiftung „20. Juli 1944“ ist aus Berlin angereist, um die Ausstellung zu eröffnen. Sein Vater war selbst im Widerstand gegen das NS-Regime. © Alexandra Schrader | Alexandra Schrader

Für die Eröffnung der Ausstellung war Axel Smend, Sohn eines Widerstandskämpfers, extra aus Berlin angereist. Er ist Ehrenvorsitzender des Kuratoriums der „Stiftung 20. Juli 1944“, die die Wanderausstellung betreibt.

Der 77-Jährige mahnte: „Heute müssen wir nicht nur wachsam sein, sondern uns auch immer wieder fragen ,Teile ich die Meinung des Mainstreams?’. Wenn das nicht der Fall ist, sollten wir den Mund aufmachen und uns auch trauen, ein Streitgespräch zu führen.“ Vier Monate alt war Axel Smend, als sein Vater mit 31 Jahren wegen der Beteiligung am Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 in Berlin erhängt wurde.

Widerstandskämpfer auch in Bergedorf

Auch in Bergedorf gab es vor allem zwischen 1933 und 1935 viele NS-Gegner. So zum Beispiel Michel Pritzl, der Mitglied illegaler Widerstandsgruppen war. Unter anderem druckte er in einer geheimen Druckerei in Bergedorf Flugblätter gegen die Nazis und 1933 gegen den Boykott jüdischer Geschäfte. Pritzl flüchtete ins Exil nach Kopenhagen. 1995 starb er in Lohbrügge.