Bergedorf. Bergedorfs Politiker erinnern an Opfer des Nazi-Regimes und Widerstandskämpfer. Programm läuft bis zum 18. November.

„Nur, wer die Vergangenheit kennt, kann die Zukunft gestalten“, zitierte Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann den sozialistischen Politiker August Bebel (1840–1913) zur Eröffnung der Woche des Gedenkens. Drei bewegenden Reden wurden am Freitagnachmittag zum Auftakt gehalten. Anschließend legten die Politiker von CDU, Grünen, FDP, Linken und SPD Blumenkränze vor dem Denkmal zur Erinnerung an Zwangsarbeit in Bergedorf nieder. Bis zum 18. November stehen nun unter anderem Filme, Gottesdienste, Lesungen und Stadtrundgänge, die an die Verbrechen der Nationalsozialisten erinnern sollen, auf dem Programm.

Cornelia Schmidt-Hoffmann gedachte zur Eröffnung der mehreren Tausend Zwangsarbeiter und Häftlinge, die im Konzentrationslager Neuengamme getötet, gefoltert und zur Arbeit gezwungen wurden. In Bergedorf mussten sie insbesondere in der Kriegsproduktion mithelfen. Es sei wichtig, sich an die Opfer zu erinnern und auch die zu würdigen, die während der NS-Zeit Widerstand geleistet hätten. „Die, die auch nach dem Krieg immer wieder den Finger in die Wunde gelegt haben“, um die Gräueltaten der Nazis festzuhalten.

Opfer und Widerstandskämpfer dürfen nicht vergessen werden

Schmidt-Hoffmann betonte, dass menschenverachtendes Verhalten aktuell wieder zunehme. „Es ist noch nicht vorbei, auch jetzt müssen wir solchen Entwicklungen im Alltag entgegentreten“, so Hoffmann. Denn Erinnern allein reiche nicht aus -- es müsse gehandelt werden.

Auch Pastor Hanno Billerbeck von der kirchlichen Gedenkstättenarbeit im KZ Neuengamme rief dazu auf, sich rechtsextremen und menschenfeindlichen Tendenzen entgegenzustellen: „Um das ,Nie wieder’ leben zu können, müssen wir uns mit der Gegenwart befassen.“ Das Denkmal, vor dem sie sich trafen, solle auch dazu ermutigen.

Ernst Heilmann berichtete besonders persönlich

Besonders persönlich berichtete Bergedorfs DGB-Vorsitzender Ernst Heilmann (Fraktion Die Linke): Sein gleichnamiger Großvater wurde im KZ Buchenwald in Weimar von den Nazis ermordet. Heilmann war damals SPD-Fraktionsvorsitzender im preußischen Landtag und Reichstagsabgeordneter. 1933 wurde er unter anderem wegen seiner jüdischen Abstammung verhaftet, in verschiedene Konzentrationslager gebracht und 1940 mit einer Giftspritze getötet. Allein aus Hamburg seien mindestens 5848 Menschen mit 17 Zügen deportiert worden, so sein Enkel.

Pandemiebedingt beginnt die Woche des Gedenkens – eigentlich drei Wochen bis zum 18. November – in diesem Jahr erst im Herbst und nicht wie sonst im Mai. Dieses Datum passt besonders, weil hier der Krieg in Hamburg zu Ende ging.

Auch Bezirksversammlung gedachte der Opfer

Als erster Programmpunkt eröffnet am Montag, 1. November, die Ausstellung „Die Kinder vom Bullenhuser Damm“ um 12 Uhr in der Gretel-Bergmann-Schule. Nur der Vortrag „8. Mai 1945 – Was aus Deutschland werden sollte“ am 4. November muss ausfallen.

Auch in der Bezirksversammlung hatte es am Donnerstagabend eine Aktuelle Stunde gegeben, in der die Bezirkspolitiker der dunklen NS-Zeit mit teils sehr persönlichen Geschichten gedachten.