Bergedorf. Nicht nur das Zentrum von Bergedorf leidet unter Leerstand, auch viele andere Kommunen. Im Netzwerk wollen sie Ideen austauschen.

Über die Zukunft der Bergedorfer Innenstadt zerbrechen sich Bezirkspolitiker nicht erst seit gestern den Kopf: Mit Innenstadtkonzepten und Rise-Fördergebieten soll – vor allem nach dem Karstadt-Aus – gegen zunehmenden Leerstand und drohende Verödung angekämpft werden. Nun könnte ein weiterer Baustein dazukommen: Der Bezirk will sich der bundesweiten Initiative „Stadtretter“ anschließen. Ein entsprechender Antrag der Bergedorfer Koalition fand in der Bezirksversammlung erste Zustimmung und soll nun im Wirtschaftsausschuss vertieft werden.

Bergedorf möchte dem Netzwerk der „Stadtretter“ beitreten

Die „Stadtretter“ sind ein Online-Netzwerk aus Stadtplanern, Kommunalvertretern, Wirtschaftsförderern, aber auch Studenten und „Träumern“, wie es auf der Webseite heißt. Knapp 1000 Städte und Gemeinden sind dort vernetzt. Sie helfen sich gegenseitig mit Tipps, Ideen und Erfahrungen zur Belebung der Innenstädte.

So stellt dort Wiesbaden einen „Supermarkt der Zukunft“ vor, die Stadt Ahaus berichtet von seiner konsequenten Digitalisierung, und Karlsruhe erklärt seine Idee eines „intelligenten Zufahrtsmanagements zur Verkehrsberuhigung und Sicherung öffentlicher Plätze“. Zudem gibt es Diskussionsforen und Weiterbildungen im Netz.

Probleme der Innenstädte sind überall ähnlich

Die Probleme der Innenstädte sind überall ähnlich: Corona-Nachwirkungen, die Konkurrenz durch den Onlinehandel, und auch der Umbau vieler Städte zugunsten von Radlern und zu Lasten von Autofahrern sorgen bundesweit für einen Strukturwandel in den Citybereichen.

„Einzelhändler, Gastronomen und Hoteliers kämpfen um ihre Existenz, große Handelsunternehmen ziehen sich zurück“, formulierte Stephan Meyns (FDP) seinen Antrag. Lösungsansätze gebe es viele, doch der Austausch zwischen Städten und Gemeinden fehle bisher. Hier könne die „Stadtretter“-Initiative helfen. „Bergedorf wird in dem Netzwerk sicher nicht nur Erkenntnisse gewinnen, sondern auch etwas beitragen können“, ist Meyns überzeugt.

Wirtschaftsauschuss soll Beteiligung klarer definieren

Doch wie kann eine Beteiligung aussehen? Wer würde sich federführend kümmern und mit welchem Ziel? Für Bernd Capeletti (CDU) sind viele Fragen offen: „Dem Netzwerk beizutreten ist das eine. Doch die Frage ist, wie wir die Aufgabe definieren.“

Klassisch sei dies ein Auftrag für die Wirtschaftsförderung, „aber wir dürfen die Verwaltung nicht überfordern“. Deshalb solle im Wirtschaftsausschuss genauer überlegt werden, wie eine Beteiligung aussehen kann.

Mit ein bisschen Ideenaustausch sei es jedenfalls nicht getan, meinte Ernst Heilmann (Die Linke). „Wir brauchen einen kreativen Prozess des Überlegens.“ Denn es gehe um nicht weniger als einen kompletten Umbau der Städte: „Stadtentwicklung muss grundsätzlich neu gedacht werden.“