Hamburg. Radwegekonzepte entwerfen, versteckte Strecken ausschildern, Velorouten verbessern – die Aufgaben der Fahrradbeauftragten.

Sie ist eine zurückhaltende Person und radelt gern: Sieben Kilometer sind es von ihrem Wentorfer Zuhause bis zum Tiefbauamt am Kampweg, wo Birgitt Redemann bereits im Mai ihr Büro bezogen hat als neue Fahrradbeauftragte des Bezirksamtes. Im Dezember will sich die 60-Jährige dem Verkehrsausschuss vorstellen.

Erste Ergebnisse ihrer Arbeit sind bekannt. Zum einen werden an vier Standorten 138 neue Fahrradbügel aufgestellt, zum anderen gibt es vier neue Stadtrad-Stationen: am Henriette-Herz-Ring, Fanny-Lewald-Ring, Bethesda-Krankenhaus und am Boberger BG Klinikum.

Für die Mobilitätswende die Bedingungen für das Fahrradfahren verbessern

Birgitt Redemann ist Diplom-Geografin. Sie arbeitete jahrelang „bei einem großen Mineralölkonzern“, betreute die empirische Sozialforschung zum Thema Mobilität. Anschließend ging es zum Hamburger Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer, wo sie insbesondere die Bergedorfer Verkehrsplanung im Blick hatte.

Sie will Radwegekonzepte entwerfen, versteckte Strecken ausschildern, die Velorouten 8 und 9 verbessern. Aktuell nutzen im Pendlerbezirk nur 15 Prozent der Verkehrsteilnehmer das Rad: „Das liegt am weitläufigen Landgebiet, wo es nur neun Prozent sind.“

Kreuzungen ohne Stressfaktor für die Radler schaffen

Das Radeln müsse sicherer werden, dürfe eine Kreuzung nicht zum Stressfaktor werden, so Birgitt Redemann. Denn nur zwei Prozent seien „furchtlos“ und fünf Prozent Gewohnheitsfahrer: „Es gibt aber einen hohen Anteil von 60 Prozent, die interessiert wären und einen Impuls brauchen, um aufs Rad zu wechseln.“ Nicht zuletzt wolle sie den Pandemie-Trend nutzen: „Seit Corona ist jeder Vierte aufs Rad umgestiegen.“

Ein bisschen Diplomatie wird gefragt sein, wenn sich Konflikte wie an der Dietrich-Schreyge-Straße anbahnen: Auf den 300 Metern lässt es sich schlecht radeln, zumal noch beidseitig Autos parken dürfen. Der Parkdruck im Quartier ist enorm. Bis zum Jahresende wird ein externes Büro ein Konzept erstellen, das mit Politik, Klimaschützern des Bezirks, Polizei und Allgemeinen Deutsche Fahrrad-Club abgesprochen wird.

Forderungen des ADFC will sich sich nicht zu eigen machen

So rabiat wie der ADFC will die neue Fahrradbeauftragte aber nicht werden. Der fordert, den „überdominanten Autoverkehr in seine Schranken zu weisen“, will Parkplätze reduzieren, Verkehrsströme eindämmen und Parkgebühren erhöhen.