Bergedorf. Die Wirtschaftsentwicklung in Bergedorf stagniert. Über Lösungen gibt es unterschiedliche Meinungen zwischen Politik und Verwaltung.
Ach, wenn es doch eine Initialzündung für ein ideensprühendes Feuerwerk geben würde! Wie bloß lässt sich die Bergedorfer Innenstadt beleben, mehr Kaufkraft gewinnen? Auf Einladung der SPD-Fraktionsvorsitzenden in der Bezirksversammlung, Katja Kramer, machte Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel am vergangenen Sonnabend einen Bummel durch die Fußgängerzone, besuchte einen Fotoladen, Juwelier und Friseur – und wunderte sich, dass die Gastronomie so wenig Stühle draußen aufgestellt hatte.
Sein Gesamtfazit: „Bergedorfs Innenstadt ist eine Perle, die noch Potenzial zur Entwicklung hat. Dieses Potenzial möchten wir mit allen Beteiligten finden und fördern.“ Mit Blick auf den Leerstand im Sachsentor verwies er etwa auf den Fonds für kreative Zwischennutzungen. Auch seien die Fördermittel der Finanzbehörde für innovative Pop-Up-Stores und Jungunternehmer (Start-Ups) noch gut gefüllt.
Tut die Verwaltung zu wenig für die Wirtschaftsentwicklung?
„Er hat uns motiviert, mutig voranzugehen“, sagt Kramer, die sich im ehemaligen Karstadt-Haus kleine Show-Rooms für Handwerker vorstellen kann und zudem Ideen sucht, um den Neuen Weg – als Verbindung zum Frascati-Parkplatz – attraktiver zu gestalten.
Unterdessen fühlen sich die Mitglieder des Wirtschaftsausschusses ausgebremst. Sie wollen nicht lange auf Geld oder Konzepte warten, kritisierten deshalb in der jüngsten Onlinesitzung scharf die Verwaltung. Denn einen politischen Beschluss vom Juni hatte das Bezirksamt – mit Verweis auf Überschneidungen mit ähnlichen Projekten – nur teilweise abgearbeitet.
Bezirkspolitiker fordern ein Stadtmanagement
Schon im August 2020 beschlossen die Bezirkspolitiker, mit einem „Innenstadtkonzept“ das große Ganze zu betrachten, auch städtebaulich. Vor der Sommerpause 2021 legten sie mit einem interfraktionellen Antrag nach: Ein Stadtmanagement („Bergedorf now“) solle die zeitliche Lücke schließen, bis das Konzept erstellt werden könne. Im Juni forderten sie sodann, bis zum nächsten Wirtschaftsausschuss solle es Pläne für ein Stadtmanagement geben. Interessenten sollten sich für „Bergedorf now“ bereits bewerben können, auch Mittel sollten eingeworben werden.
Doch Cathrin Bröcker, Leiterin des Amtes für Verbraucherschutz, Gewerbe und Umwelt, hatte keine guten Nachrichten. Beim Abarbeiten der Vorlage sei deutlich geworden, dass „viele Hausaufgaben bereits gemacht wurden“, sagte sie. „Uns ist aufgefallen, dass die Aufgaben und die Vorstellung, was Stadtentwicklung zu leisten hat, sich sehr doppeln mit dem, was für die Innenstadt schon in Bearbeitung ist.“
Bereits gute Ansätze im Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung (Rise)
Vor allem bezog sie sich auf die Rise-Gebiete (Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung), die es bereits in Bergedorf-Süd und am Bergedorfer Hafen gibt: „Wir schlagen vor, ein Konzept zu entwickeln, um die Aufgaben, die ein Innenstadtmanager machen würde, mit bestehenden Strukturen zu lösen.“
Doch hier hatte sich der Ausschuss konkretere Vorschläge gewünscht. Karsten Schütt (FDP) zeigte sich „ehrlich gesagt konsterniert“ über den Verwaltungsvorschlag: „Jetzt verzögert sich alles. Dabei haben wir als Politik auch gegenüber den Akteuren Zusagen gemacht und stehen nun dumm da.“
„Das Bezirksamt hat seine Hausaufgaben nicht gemacht“
Auch Stephanie Pelch (CDU) kritisierte das Amt. Sie hätte sich wenigstens gewünscht, dass man „das Gespräch mit den wirtschaftspolitischen Sprechern der Fraktionen sucht“. Lars Dietrich (CDU) befand: „Das Bezirksamt hat seine Hausaufgaben nicht gemacht.“
Da half es auch nicht, dass Cathrin Bröcker betonte, auch die Verwaltung wolle ein schnelles Handeln: „Wir haben dasselbe Ziel.“ Die Rise-Gebietsentwickler von Bergedorf-Süd könnten etwa weitere Stunden erhalten, die sie in der City einsetzen, so ein Vorschlag. Doch nicht nur Stephanie Pelch fand solche Pläne „sehr schwammig“.
Weitere Zeitverzögerungen beklagt
In kleinerer Runde mit Bezirksamt und Fachsprechern soll nun wohl weiterdiskutiert werden, um Dampf in das Projekt zu bringen – und das möglichst bald. Die Unzufriedenheit blieb nicht nur bei Karsten Schütt: „Jetzt passiert genau das, was wir vermeiden wollten. Die nächste Sitzung ist im Oktober und so gehen zwei Monate ins Land.“