Bergedorf. Nach dem WSB kritisieren auch Ladeninhaber im Sachsentor den Wegfall der Stellplätze in der Chrysanderstraße.

Schon im Herbst könnten die Bagger anrücken: Der östlichste Zipfel der Chrysanderstraße zwischen Feuerwache und Mohnhof wird komplett umgebaut, damit neben der Feuerwehr endlich auch die Radfahrer diese Einbahnstraße in gegenläufiger Richtung nutzen können.

Doch das Prestige-Projekt der Grünen, das sie als Teil der Bergedorfer Koalition mit SPD und FDP im Verkehrsausschuss der Bezirksversammlung bereits durchgewinkt haben, trifft auf scharfen Widerspruch der Einzelhändler des Sachsentors. Denn freie Fahrt für die Radler kann es hier nur geben, wenn der Parkstreifen gegenüber vom Schuhhaus Schüttfort verschwindet. Allein das wird sieben Stellplätze kosten.

Politik habe nie Kontakt zu den betroffenen Unternehmern aufgenommen

„Wenn dieses Vorhaben nicht zurückgenommen wird, ist die Existenz des lokalen Gewerbes im Sachsentor bedroht, vor allem im östlichen Bereich der Einkaufsstraße“, warnt Schuhhändler Wido Schüttfort stellvertretend für viele Nachbarn in einem Schreiben an alle Fraktionen der Bezirksversammlung. Sein Vorwurf, den ähnlich auch die Wirtschaftsinitiative WSB im Juni an die Bezirkspolitik formuliert hatte: Die Politik habe nie Kontakt zu den betroffenen Unternehmern aufgenommen und will nun über ihre Köpfe hinweg entscheiden.

Tatsächlich sollen nur vier der heute 16 Parkplätze auf dem 100 Meter kurzen Abschnitt erhalten bleiben. Weitere zwei sind für Anlieferer oder das Absetzen von Fahrgästen vorgesehen, einer wird für Menschen mit Behinderung ausgewiesen. So sieht es der Entwurf des Bezirksamts vor, der nach dem positiven Votum nun in den Sommerferien als sogenannte erste Verschickung an die politischen Fraktionen ging. Ihre Frist zur Stellungnahme läuft am 6. August aus.

Erste Reaktionen: CDU kündigt an, gegen die Pläne zu votieren

Schüttforts Brandbrief hat bereits erste Reaktionen ausgelöst. So kündigt CDU-Verkehrsexperte Jörg Froh an, gegen die Pläne zu votieren – vor allem weil bisher nicht einmal Anlieferzonen für das Schuhhaus Schüttfort und die anderen Geschäfte an der Chrysanderstraße vorgesehen sind.

Ganz anders äußert sich Norbert Fleige für die Grünen. Nach seinen Worten nimmt der Autoverkehr in Bergedorf seit 2005 ab. Für die Wettbewerbsfähigkeit des Sachsentors werde es also immer wichtiger, für Radfahrer gut erreichbar zu sein. „Und mit der geplanten Lösung wird endlich auch eine akzeptable Ausfahrt für Feuerwehreinsätze geschaffen“, sagt Fleige. „Bisher stören die geparkten Autos.“

Angst vor dem Verlust zahlungskräftiger Kunden aus Lauenburg und Stormarn

Wido Schüttfort reibt sich bei solchen Argumenten die Augen: „Wir sprechen hier tatsächlich über einen wichtigen Baustein der Zukunft des Sachsentors, nämlich den Bereich, wo viele zahlungskräftige Kunden aus Bergedorfs Nachbarkreisen Stormarn und Lauenburg gern parken.“

Nach ihm vorliegenden Zahlen würden Pkw hier durchschnittlich 45 Minuten parken. Hochgerechnet auf acht Stunden seien das bei 16 Stellplätzen 170 Kunden pro Tag – oder mehr als 1000 in der Woche. „Es muss doch jedem Bergedorfer Politiker einleuchten, dass wir auf die nicht verzichten können.“