Hamburg. Das Bauen am Hang ist knifflig und teuer. Die Mieter erwartet aber eine Traumlage direkt am Schillerufer und nahe der Innenstadt.

Ein ehrgeiziges Wohnbauvorhaben nimmt im Bergedorfer Villengebiet ganz allmählich Gestalt an: Hier lässt die Wohnungsbaugenossenschaft Bergedorf-Bille in extremer Hanglage ein kleines Ensemble mit drei nahezu identischen Gebäuden und jeweils vier Wohnungen errichten. An der Chrysanderstraße 44-48, unmittelbar unterhalb der katholischen Schule, entstehen zwölf Zweieinhalbzimmer-Wohnungen mit Wohnflächen zwischen 74 und 77 Quadratmetern.

Als Fertigstellungstermin steht bei der Bergedorf-Bille der Herbst 2022 im Kalender. „Garantieren können wir das aber nicht“, sagt Vorstandsmitglied Markus Tanne. „Auch bei anderen Bauvorhaben kam es in den vergangenen Monaten schon mehrfach zu Engpässen bei der Materialanlieferung. Dagegen sind wir nicht gefeit.“ Zudem gelte es bei dem Vorhaben an der Chrysanderstraße die eine oder andere technische Finesse zu stemmen.

Bergedorf-Bille baut im Bergedorfer Villengebiet drei Häuser

Ein stählender Verbau soll eine Art Schutzbollwerk sein.
Ein stählender Verbau soll eine Art Schutzbollwerk sein. © Thomas Voigt | Thomas Voigt

Die steile Hanglage des bislang unbebauten Grundstücks stellt Ingenieure, Architekten und Baufirmen vor große Herausforderungen. „Wir haben mehr als 700 Kubikmeter Erde abgetragen“, schildert Polier Wolfgang Jakubiak von der Ratzeburger Baufirma Walter Hiltmann GmbH. Damit der Hang darüber nicht nachgibt und einstürzt, musste eine Spezialfirma vorher als Schutzbollwerk einen stählernen Verbau errichten, dessen Bohrpfähle zehn Meter tiefer als die Sohle ins Erdreich dringen. Um Kosten zu sparen, wird dieser Aufwand nur für das linke der drei Häuser getrieben, das einzig unterkellert ist. Die Kellerräume aller zwölf Wohnungen finden dort Platz, sodass die beiden anderen Häuser sich weniger aufwendig errichten lassen.

Polier Jakubiak ist seit mehr als 30 Jahren im Geschäft. „Aber so eine knifflige Baustelle erlebt man nicht alle Tage“, meint er. „Das wird richtig teuer hier.“ Einfacher wäre es nach seinen Worten, klassische Hanghäuser an die Schräge zu setzen, wie es in Süddeutschland häufig zu finden ist. Dort erfolgt der Zugang zur oberen Etage von oben, zur unteren von unten. „Die untere Wohnung ist dann aber meist kleiner und auch dunkel, weil sie nur eine richtige Fensterseite nach vorne raus hat.“

Mietpreis pro Quadratmeter wird über zehn Euro liegen

Über das Investitionsvolumen für ihr Vorhaben spricht die Bergedorf-Bille nicht gern. „Ich habe hier noch fünf Millionen Euro in meinen Unterlagen stehen, aber dieser Wert ist nicht mehr aktuell, glaube ich“, deutet Vorstand Markus Tanne an. Auch von Bergedorf-Bille-Geschäftsführer Marko Lohmann gab es dazu auf Anfragen keine nähere Angabe.

Die aufgerufenen Mietpreise pro Quadratmeter stehen ebenfalls noch nicht fest. Sie werden laut Tanne aber in jedem Fall deutlich über zehn Euro Kaltmiete pro Quadratmeter liegen. „Bei anderen frei finanzierten Neubauwohnungen wie der Sterntwiete in Lohbrügge haben wir jetzt Kaltmieten zwischen zwölf und 14 Euro“, gibt Tanne zu bedenken.

Mit der Vermarktung der zwölf Wohnungen soll aber schon im kommenden September begonnen werden. Wegen der Hanglage wird es den sonst bei der Baugenossenschaft üblichen Standard „barrierefrei“ hier nicht geben. Der Zugang zu den Häusern ist nur über ein gutes Dutzend Stufen möglich, auch eine Tiefgarage gibt es nicht. Stattdessen punktet das Objekt mit einer Traumlage direkt am Schillerufer und nahe der Innenstadt.