Hamburg. Der Unternehmer aus Bergedorf wird heute geehrt. Sein Sohn Christian ist längst Chef im Familienbetrieb.
Ralf Schleede ist eine von den zurückhaltenden Persönlichkeiten unter Bergedorfs großen Unternehmern: Heute 76 Jahre alt bezeichnet der Senior des Karosserie- und Lackzentrums Schleede es als „größtes Glück für mich, dass mein Sohn Christian die Firma weiterführt – und das nun sogar schon seit gut neun Jahren“.
Kein Wort davon, wie viel er selbst dazu beigetragen hat, dass der über 30 Mitarbeiter große Handwerksbetrieb für Unfallschäden auch im 110. Jahr nach der Gründung 1912 einen ausgezeichneten Ruf in ganz Norddeutschland hat. Auch nicht darüber, dass mit der rasant fortschreitenden Technik der Unfallreparatur mit den Standorten am Curslacker Neuen Deich für Pkw und am Lehfeld für Lkw stets standgehalten wurde. Und eben nur der vorsichtige Hinweis darauf, dass mit Christian Schleede (43) die vierte Generation den Chefposten gern übernommen hat.
Ralf Schleede stieg 1969 in den väterlichen Betrieb ein
„Zu meiner Zeit war das alles andere als freiwillig“, erinnert sich Ralf Schleede an seine Zeit als Junior, der nach Wanderjahren und Ausbildung 1969 in den väterlichen Betrieb eingestiegen ist. „Damals war es Familientradition, dass der Sohn auf den Vater folgt. Mich hat niemand gefragt. Das war für alle selbstverständlich.“ Und für Ralf Schleede das Gegenteil von einfach, wie er sich heute erinnert. Denn Vater Adolf, der seit 1951 an der Spitze des von Großvater Friedrich Schleede gegründeten Betriebs stand, war ein sehr autoritärer Chef – auch gegenüber dem Sohn. „Als er 1986 nach kurzer schwerer Krankheit starb, stand ich plötzlich an der Spitze einer Firma, in der mich viele der gestandenen Altgesellen nicht wirklich ernst nahmen.“
Aber Ralf Schleede nahm mit dem Erbe auch diese Aufgabe an. Der Karosseriebaumeister, an der Hochschule am Berliner Tor ausgebildeter Techniker und Betriebswirt verschaffte sich Respekt, brachte die noch vom Vater am Lehfeld gebaute Lkw-Werkstatt in Schwung und sorgte auch im Pkw-Bereich am Traditionsstandort Curslacker Neuer Deich für reichlich Kundschaft. „Seine guten Kontakte zu den Versicherungen haben unser Unfallgeschäft massiv vorangebracht“, sagt Christian Schleede heute.
Goldener Meisterbrief für Ralf Schleede aus Bergedorf
Die Folge: Das 1939 gebaute Stammhaus platze aus allen Fugen. Es brauchte dringend einen Neubau. Ein Millionen-Projekt, an das sich Ralf Schleede im Jahr 2004 wagte. Alles Alte musste weichen, damit die heutige Halle entstehen konnte, in der die Pkw quasi auf einer Rundtour repariert werden – vom Blech bis zum Lack und mit allem anderen, was sonst noch bei Unfällen zu Bruch gegangen ist.
Am heutigen Donnerstag wird Ralf Schleede für fünf Jahrzehnte Engagement für seinen Betrieb und das Handwerk geehrt: In feierlichem Rahmen überreichen die Bergedorfer Altmeister ihm im Alt-Lohbrügger Hof den goldenen Meisterbrief, 50 Jahre nachdem er 1971 zum Karosseriebau-Meister wurde.
Heute ist er zwar noch Prokurist des Familienunternehmens, aber nur als „stiller Teilhaber“, wie er es nennt. „Ich rede Christian schon lange nicht mehr rein“, sagt der Bergedorfer, der zusammen mit Ehefrau Ursula heute gern jedes Jahr einige Monate in Tampa im US-Bundesstaat Florida verbringt.