Hamburg. Der Künstler aus Harvestehude hat ein neues Atelier in Bergedorf. Es ist eine Rückkehr in den Bezirk nach einigen Jahrzehnten.

So und nicht anders muss ein Atelier wohl sein. In dem großen, lichtdurchfluteten Raum steht eine Staffelei, darauf eine weiße, noch leere Leinwand. Dutzende Farbtuben liegen halb oder ganz ausgequetscht auf einem Tisch, direkt neben Pinseln und Gläsern zum Mischen der Farben. Hier wartet ein ganzer Raum nur auf eins: Dass ein Künstler inspiriert zum Pinsel greift.

Axel Groehl entwarf einst das Plakat „The Bergedorfer“

Dieser Raum im Herzen der Bergedorfer Innenstadt gehört Axel Groehl. Der 67-jährige Maler, Bildhauer und Bühnenbildner hat seit wenigen Wochen hier sein neues Atelier. Und das ist – für ihn und wohl auch für Kunstfreunde – eine kleine Sensation. Denn Groehl hat bereits in den 1980er-Jahren viel in Bergedorf gewirkt, hat damals unter anderem das Plakat „The Bergedorfer“ entworfen, das seinerzeit in limitierter Auflage verkauft wurde. Doch viele Jahrzehnte wirkte er nicht mehr im Bezirk, lebte und arbeitete in Finkenwerder, in den USA und auf der Uhlenhorst. Nun also die Rückkehr. Weil sein altes Atelier auf der Uhlenhorst gekündigt wurde, musste er nach einem neuen suchen „und habe es hier gefunden“, sagt er.

Groehl, der am Rhein aufwuchs, in Mainz studierte und in den 1970er-Jahren der Liebe wegen nach Hamburg kam. „Ich habe das Bühnen- und Kostümbild der Neuinszenierung „Pinocchio“ der Lohbrügger Bürgerbühne entworfen“, erzählt er über seine erste Zeit in Bergedorf. Es war der Beginn vieler Aktivitäten im Bezirk. So beteiligte er sich an einer größeren Spendenaktion für St. Petersburg und entwarf einen Brunnen für den Eingang zum Sachsentor – der allerdings nicht realisiert wurde.

2003 folgte Axel Groehl seiner Frau in die USA

Doch Groehl wirkte längst nicht nur in Bergedorf. Er war Szenenarchitekt mehrerer Filmprojekte, arbeitete mit namhaften Regisseuren zusammen. Und er malte Bilder, schuf Skulpturen, stellte in diversen Museen aus. Von 2003 bis 2006 folgte er seiner Frau nach Cincinnati, USA, stellte auch dort aus.

Im Laufe der Jahre machte er manch interessante Bekanntschaft, erzählt er. „Einmal war Karl Lagerfeld auf meinem Anrufbeantworter.“ Der 2019 gestorbene Modeschöpfer hatte Bilder Groehls bei einem seiner Kunden gesehen – und kaufte „drei oder vier“. Auch Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt habe eines seiner Werke gekauft, „eine Collage der ,Zeit’“. Es habe in seinem Büro gehangen. „Ein Künstler braucht Sammler“, meint Axel Groehl. Er hat sie.

Der 67-Jährige malt seine Bilder in Zyklen

Der 67-Jährige malt in Zyklen: „Von Banalitäten zu feierlichen Ereignissen“ heißt so ein Zyklus (1999 bis 2002) oder auch „Babylon“ (2003 bis 2005). Aktuell ist es, bereits zum zweiten Mal, die „Französische Revolution“: Auf großen Leinwänden hat Groehl wuchtige Szenen dieser Zeit geschaffen.

Manchmal brauche er nur wenige Stunden für ein Bild, sagt der Künstler, der in Harvestehude lebt. „Manchmal aber auch viel mehr.“ Brauche man zu lange, tauge das Bild aber oft nichts, sagt er schmunzelnd.

In den Räumen in den Bergedorfer Innenstadt zeigt sich, wie vielseitig der Künstler ist. Bunte Skulpturen, große Ölgemälde, kleine Zeichnungen: Es gibt viele Stilrichtungen. „Ein Kritiker hat mich mal als Dadaist bezeichnet“, sagt er. Aber das trifft es nicht, meint er: „Ich bin ein zeitgenössischer Maler.“