Hamburg. Wohnen, Sport, Kultur: Die Aufnahme ins Hamburger RISE-Förderprogramm soll neue Impulse für die Innenstadt ermöglichen.
„Da die jahrzehntelang gängige Praxis, Handel mit Handel zu ersetzen, nicht mehr erfolgversprechend ist, muss die räumliche Trennung von Einkaufen, Arbeiten, Dienstleistungen, Wohnen, Produktion und Freizeitgestaltung überwunden werden, um der Innenstadt neue Funktionen zu geben.“ Diese Vorgabe, von der Hamburger Handelskammer kürzlich in einem Konzept „Innenstadt 2040“ für die City von Hamburg formuliert, soll nach Worten des Bergedorfer Sozialdemokraten Heinz Jarchow auch für die Bergedorfer Innenstadt gelten.
„Es ist für alle Städte eine große Herausforderung geworden, ihre Innenstädte zu beleben“, sagt der Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses der Bezirksversammlung. Denn eins sei spätestens seit der Coronakrise klar: „Ein paar Blumenpötte, Sitzbänke und ausreichend Papierkörbe reichen nicht aus, um die Krise der Innenstädte mit ihrem bedrohlich zunehmenden Leerstand zu meistern.“
Bergedorfs Politik hofft auf Schub für die City durch das RISE
Als Ziel hat der Politiker eine Innenstadt vor Augen, die neben dem reinen Konsum mit Einzelhandel und Gastronomie auch andere Lebensbereiche integriert: „Wohn- und Freizeitraum gehört da mit hin, Einrichtungen für Sport und Kultur. All das müssen wir zusammen denken.“ Ein Basketball-Feld am Kaiser-Wilhelm-Brunnen? Eine Live-Bühne auf dem Bergedorfer Markt? „Warum nicht?“, meint Jarchow zu solchen Ideen. Mit den Kupferhof-terrassen am Serrahn, dieser großzügigen Freitreppe am hinteren CCB-Eingang, sei ein erster richtiger Schritt getan. „Da treffen sich die Menschen gern, auch wenn die Geschäfte schon geschlossen sind.“
Einen ordentlichen Schub für Bergedorfs City versprechen sich Politik und Verwaltung von Hamburgs Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung (RISE). Für dieses langfristige Förderprogramm hat der Bezirk nun nahezu die komplette Bergedorfer Innenstadt entlang dem Sachsentor und der Alten Holstenstraße angemeldet – ergänzend zum Serrahn, der bereits als RISE-Gebiet gefördert wird.
Erste RISE-Projekte könnten bereits im zweiten Quartal 2022 starten
Aber auch Schlosspark, Rathauspark oder etwa das Stuhlrohrquartier gehören dazu. Bei Hamburgs Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen hat das Begehren schon mal ein offenes Ohr gefunden. Sie hat dem ersten Schritt für ein RISE-Gebiet, der Erstellung einer Problem- und Potenzialanalyse für Bergedorfs City, schon einmal zugestimmt und die Finanzierung dafür gebilligt. „Mit einem ersten Entwurf dieser Analyse ist im Herbst 2021 zu rechnen, die ersten RISE-Projekte könnten schon im zweiten Quartal 2022 starten“, berichtete Clemens Rohde vom Fachamt Sozialraummanagement des Bezirks, in dieser Woche dem Stadtentwicklungsausschuss.
Größte Herausforderung ist die Bewältigung des Leerstands
„RISE schadet nie“, meint ganz salopp Julian Emrich, bei Bergedorfs CDU Experte für Stadtentwicklung. Schließlich sei damit eine 50-prozentige Förderung aller Projekte durch die Stadt Hamburg verbunden. Auch für ihn zählt als größte Herausforderung die Bewältigung des Leerstands in den Einkaufsmeilen. „Das betrifft nicht nur die Karstadt-Häuser, wo wir Pläne für eine gemischte Nutzung vorantreiben sollten.“ Als weitere Baustellen sieht er den Sander Markt, der als Parkraum zwar gebraucht werde, für Wohnungsbau aber attraktiv sei: „Da müsste eine öffentliche Tiefgarage her.“ Und die seit Jahren kränkelnde Beleuchtung des Bahntunnels Alte Holstenstraße.
Schneller, als die RISE-Mühlen mahlen, fordert Emrichs CDU die befristete Einstellung eines Stadtmarketing-Managers für Bergedorf. „Einer mit guten Kontakten zur Wirtschaft, der aktiv Mitspieler holt und nicht nur wie das Bezirksamt auf Anfragen reagiert.“